Köln. Das Deutschlandticket hätte am Donnerstag gerettet werden können, aber der Bund stiehlt sich aus der Verantwortung. Ein Trauerspiel!

Ende April, kurz vor dem Start des 49-Euro-Tickets, setzte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an das Steuer eines Busses und schwärmte, das neue Ticket sei ein „richtiges Modernisierungsprojekt aus Deutschland“. Ein halbes Jahr später steht das Projekt, für das auch die Bundesregierung mächtig trommelte, schon wieder auf der Kippe. Bund und Ländern „pokern“ um das Deutschlandticket, die Verlierer könnten Millionen Fahrgäste sein.

Das Deutschlandticket ist tatsächlich der Einstieg in eine Revolution des Nahverkehrs. Es ist noch nicht perfekt, noch nicht sozial genug, und die Studierenden sind noch außen vor. Aber darauf lässt sich aufbauen.

Wer in diesen Wochen mit Regionalbahnen durch Nordrhein-Westfalen fährt, braucht starke Nerven. Personalmangel, Baustellen, volle Züge machen Arbeitswege und Ausflüge unkalkulierbar. Ein moderner Nahverkehr sieht anders aus, aber mit dem 49-Euro-Ticket passen Angebot und Preis zum ersten Mal einigermaßen zusammen.

Ein Scheitern dieses Ticket wäre auch für die Ampel ein Imagekiller

Die Verkehrswende wird Bund und Länder noch viele Milliarden Euro kosten. Kommt am Ende Qualität heraus, wäre es gut angelegtes Geld, und Generationen könnten davon profitieren. Der Sparkurs in den vergangenen Jahrzehnten hat den Bahnverkehr in Deutschland so ruiniert, dass halb Europa darüber spottet. Nun ist die Zeit reif für Investitionen, die zum Glück auch schon begonnen haben.

Das Deutschlandticket zu einem konsequent niedrigen Preis ist wesentlicher Teil der erwünschten Verkehrswende. Ein Scheitern wäre ein verheerendes Signal, ein Imagekiller auch für die Ampel in Berlin. Im November haben Bund und Länder die letzte Chance, das Ticket zu retten. Am Ende muss es womöglich Olaf Scholz richten.