Dotzlar. Kathleen Afflerbach (26) und Carl Schütte (25) starten mit „Wagyu Wittgenstein“ ihre eigene Wagyu-Zucht. Dafür fliegen sie extra in die USA.
„Ich habe schon immer für die Landwirtschaft gebrannt“, sagt Kathleen Afflerbach. Im vergangenen Jahr konnte sich die junge Landwirtin einen großen Traum erfüllen - den von der eigenen Wagyu-Haltung. „Das Jahr 2024 war voller Veränderungen. Wir konnten unsere ersten Wagyus im Sommer willkommen heißen“, freut sich die 26-Jährige aus Dotzlar. Unterstützt wird sie dabei von ihrer ganzen Familie und von ihrem Partner Carl Schütte (25), mit dem sie das Projekt „Wagyu Wittgenstein“ in den vergangenen Wochen und Monaten immer weiterentwickelte.
Wagyu ist eine japanische Rinderrasse und bedeutet übersetzt tatsächlich nichts anderes als „japanisches Rind“. Die Rasse teilt sich in mehrere Unterrassen, wurde kaum Kreuzungen unterzogen. Die Idee, eigene Wagyus zu halten, hatte Kathleen Afflerbach jedoch schon vor einigen Jahren. Schon früh kam die junge Landwirtin mit der Rinderhaltung auf dem Familienhof in Dotzlar in Kontakt. „Wir hatten früher Fleckvieh“, sagt sie.
Mit gerade einmal 16 Jahren zog sie nach Paderborn, machte dort am Gregor-Mendel-Berufskolleg das landwirtschaftliche Abitur, bevor sie ihre Ausbildung zur Landwirtin - verkürzt - in nur zwei Jahren abschloss. Während dieser Zeit verbrachte sie ein Jahr auf einem Hof im Soester Land und ein Jahr auf einem Hof im Märkischen Kreis. „Dort wurde Milchvieh gehalten.“ Doch ihr Herz schlug schon immer eher für die Fleischrinder.
Der entscheidende Moment für die Wagyu-Rinder aber kam während ihres Studiums an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest. Dort studierte sie Agrarwirtschaft, wurde unter anderem für ihre Leistung mit dem Soester Agrar-Preis ausgezeichnet und machte vor kurzem ihren Masterabschluss. „Ich hatte während des Studiums die Chance, ein Auslandssemester zu machen“, so Afflerbach. Für ein halbes Jahr ging es in die USA. In der Kansas City Cattle Company kam sie mit den Wagyus in Kontakt - und wusste sofort: „Das ist es, was ich machen möchte. Wagyus halten und hochwertiges Fleisch auf unserem Hof produzieren.“ Die Idee von „Wagyu Wittgenstein“ war also geboren.
„Das Jahr 2024 war voller Veränderungen. Wir konnten unsere ersten Wagyus im Sommer willkommen heißen.“
Zurück in Deutschland aber stand erst einmal die Masterarbeit an - und auch dort widmete sich Kathleen Afflerbach einer ganz bestimmten Rasse: dem Wagyu. „Im Rahmen meiner Recherchen kam es dann, dass ich die Möglichkeit hatte, Wagyus zu kaufen.“ Und da musste die 26-Jährige nicht lange überlegen. „Meine Eltern standen sofort hinter mir und sagten: Wenn du das wirklich möchtest, unterstützen wir dich.“
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Im Sommer 2024 war es dann so weit: Die ersten Wagyus zogen auf die Weiden der Familie Afflerbach. „Während unsere Tiere noch auf der Weide waren, haben wir alle zusammen den vorhandenen Stall auf dem Hof so umgebaut, dass unsere Tiere hier im kalten Winter auf dem Stroh leben können“, berichtet Kathleen Afflerbach.
Insgesamt 18 Waguys leben nun auf dem Hof. Ein Herzensprojekt, hinter dem sogar eine Liebesgeschichte steckt. „Carl und ich kannten uns schon eine Zeit lang und ich wusste, dass er gelernter Koch ist“, sagt die 26-Jährige. Für ihr Ziel, künftig hochwertiges Wagyu-Fleisch auf dem Hof zu verkaufen, suchte sie immer wieder Rat bei dem 25-Jährigen. Und der gelernte Koch weiß, wie hochwertig das Fleisch ist. „Er selbst ist ebenfalls begeistert von den Wagyus. Irgendwann ist aus einer gemeinsamen Leidenschaft für die Tiere Liebe geworden“, berichten sie.
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Nun gehen sie das Projekt „Wagyu Wittgenstein“ gemeinsam an. Aktuell studiert Carl Schütte ebenfalls Agrarwirtschaft an der Fachhochschule Südwestfalen. Für ihr Vorhaben, künftig Wagyu-Fleisch auf dem Hof und auch per Onlineshop (der befindet sich derzeit im Aufbau) anzubieten, fliegen die zwei noch in diesem Jahr für sechs Wochen nach Amerika. In Minnesota möchten sie während eines Praktikums von einem Profi die „richtigen Cuts“ lernen. „Wir möchten auf unserem Hof am liebsten alles selbst machen und auch die Tiere selbst zerlegen. Daher wollen wir die unterschiedlichen Cuts, die es im Bereich der Steakverarbeitung gibt, dort lernen“, berichtet Carl Schütte.
Dem Paar ist es wichtig, den Kunden gegenüber transparent zu sein, die Menschen bei ihrem Vorhaben mitzunehmen. „Viele wissen gar nicht, wo ihr Fleisch herkommt und was hinter dem Endprodukt wirklich steckt. Wir möchten unsere Kunden und alle Interessierten mitnehmen und ihnen die Variationen from Nose to Tail anbieten.“
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Aber nicht nur das: Auch möchte das junge Paar künftig verschiedene Events veranstalten, beispielsweise ein Taste-Event oder auch eine Steak-Cooking-Class, bei dem unter anderem die richtige Zubereitung eine Rolle spielt. Im Sommer dieses Jahres könnten die ersten Produkte auf den Markt gehen.
„Viele wissen gar nicht, wo ihr Fleisch herkommt und was hinter dem Endprodukt wirklich steckt. Wir möchten unsere Kunden und alle Interessierten mitnehmen und ihnen die Variationen from Nose to Tail anbieten.“
Doch was ist das Besondere am Wagyu-Fleisch? Rein optisch dürfte es vor allem aufgrund seiner Marmorierung auffallen. „Es hat einen sehr hohen intramuskulären Fettgehalt, einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren und ist arm an Cholesterin“, so der gelernte Koch. „Es ist ein sehr zartes Fleisch mit einem niedrigen Fettschmelzpunkt und einem ganz besonderen Umami-Geschmack“, ergänzt Kathleen Afflerbach.
Schon jetzt gibt das Paar auf Instagram unter ww_wagyu_wittgenstein erste Einblicke in das Leben mit ihren Rindern und in ihr neues Projekt.