Bei der Bundestagswahl entscheiden Bürger über ihre Zukunft. Und sie entscheiden, wie wichtig Meinungsfreiheit, Toleranz und Menschlichkeit sind.

Christian Zaum ist es gelungen, in nur sieben Minuten alle klassischen AfD-Themen in einer Bewerbungsrede zu streifen und damit im Stile eines Bühnenprogramms die Stimmen für einen sicheren Listenplatz bei der Bundestagswahl einzusammeln. Zaum ist dabei doppelt geschickt vorgegangen. Er hat sich selbst als Opfer der Medien, seines Arbeitgebers und des gemäßigten Landesvorstands präsentiert. Als Stehaufmännchen hat er alle Versuche, ihn „wegzucanceln“, überstanden.

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Das hat offenbar Eindruck bei der Parteibasis gemacht, die der Bad Laaspher ganz gezielt mit Stammtischparolen angesprochen hatte. Zaum ist geschickt. Der „rechte Lehrer“ hat große Vorbilder: Den rechtsradikalen Björn Höcke und Matthias Helferich, der sich selbst als „das freundliche Gesicht des NS“ bezeichnet hat. Zaum nutzt wie seine prominenten Parteifreunde die gezielte Provokation, lotet die Grenzen des Sagbaren aus. Und er hat Lust daran. Das kann man in dem Video seiner Rede auch sehen. Wie in einem Bühnenprogramm ruft er rechte Schlagworte von „Flüchtlingsindustrie“ und „Remigration“ in den Saal und freut sich am Applaus. Das Problem: Die Vielfalt, den Fortschritt und die Meinungsfreiheit, die Toleranz und Werte der Aufklärung, die es ihm möglich machen, so zu sprechen, will dieser Mann abschaffen - mit allen demokratischen Mitteln, sagt er. Das erinnert stark an die letzte Machtergreifung. Der gingen ebenfalls demokratische Wahlen voraus. Das aber ist eben auch ein wichtiger Punkt: Die Wähler entscheiden über die Zukunft, in der sie leben wollen und wie sie regiert werden wollen.