Banfe/Velbert. Werksschließung im Banfetal liegt fast drei Jahre zurück, aber die Produktionshallen gehören immer noch zum Konzern. Was das für Banfe bedeutet.

Die Walter Klein GmbH & Co. KG und die Mayer Beteiligungsgesellschaft mbH mit Sitz in Wuppertal sowie die in Velbert eingetragene WKW Aktiengesellschaft haben Ende September Insolvenz angemeldet. Damit bestätigten sich Befürchtungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Gerüchte, die zuvor die Runde am Standort Neviges gemacht hatten. Dort sind insgesamt rund 1500 Menschen beschäftigt.

In Banfe sind die Auswirkungen der schwierigen Konjunktur für den Automobilzulieferer schon vier Jahre früher spürbar gewesen. Und sie sind es immer noch, weil hier eine riesige Industriehalle auf eine neue Nutzung wartet.

Michael Ermert.

„Auf diese Weise besteht die Chance, dass wieder Arbeitsplätze in Banfe entstehen.“

Michael Ermert

Rückblende eins: Firmengründer Gert Mayer kommt aufgrund seiner Jagdleidenschaft nach Banfe und kauft in Herbertshausen sogar ein Haus. 1964 verlegt der Unternehmer auch einen Teil seiner Firma ins Banfetal. Das Ende dieser persönlichen Beziehung zum Standort markiert zunächst der Tod des Firmengründer 2014 und anschließend die Überführung des unternehmerischen Erbes in eine Stiftung 2016.

2020 wurde die Schließung des Werkes in Banfe im März 2021 beschlossen. Das bedeutet das Aus für rund 200 Arbeitsplätze in Bad Laasphe. Einer der größten Gewerbesteuerzahler der Stadt Bad Laasphe verlagerte die Produktion in die Werke im Bergischen Land. Zurückgeblieben ist das rund 13.500 Quadratmeter große Werksgelände mit einer Produktionsfläche von 5500 Quadratmetern - aufgeteilt in verschiedene Hallen. Das Grundstück und die Gebäude gehören nach wie vor dem Unternehmen, das seitdem einen Käufer sucht. Seit 2021 ist das Erndtebrücker Unternehmen Berge Bau mit der schwierigen Vermarktung beauftragt.

WKW in Banfe
WKW in Banfe © WP | Ramona Richter

Banfes Ortsvorsteher Michael Ermert sieht das vorläufige Insolvenzverfahren sogar positiv, weil durch wirtschaftlichen Druck auch der Kaufpreis für die Immobilie sinken könnte und sich vielleicht schneller ein Investor finde: „Auf diese Weise besteht die Chance, dass wieder Arbeitsplätze in Banfe entstehen.“ Dass es erneut 200 werden könnten, hält auch Ermert bei der aktuellen wirtschaftlichen Situation im Land für illusorisch.

Das Werk war vor Jahrzehnten in dem Seitental entstanden, als die Verkehrsanbindung noch keine so starke Rolle spielte. Die Zuwegung durch Wohngebiete ist mutmaßlich auch eines der Argumente, warum die Industriehalle aktuell auch nicht als Lagerhalle oder Umschlagplatz für Speditionen infrage kommt. Die sind überall gesucht.

Restrukturierungsprozess stockt

Rückblende zwei: In der Vergangenheit hatte es bei WKW immer wieder Krisen gegeben. So warnte 2021 der damalige Vorstandschef Guido Grandi vor einer drohenden Insolvenz. In der Folge wurde ein umfangreiches Restrukturierungskonzept erarbeitet. Im Rahmen eines Transformationstarifvertrags verzichteten die Mitarbeitenden auf die Hälfte von Urlaubs- und Weihnachtsgeld – und auf Lohnsteigerungen oberhalb von 0,5 Prozent bei einem neuen Tarifabschluss. 2023 machten dann Gerüchte um die Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland die Runde, die WKW damals als „Nonsens“ abtat. Nach wochenlangen Verhandlungen konnten die Beschäftigten Mitte 2023 vorerst aufatmen: Unternehmen, Belegschaft und IG Metall einigten sich auf die Zahlung eines Inflationsausgleiches, ein Prozent mehr Lohn ab Januar 2024, ein weiteres Prozent ab Mitte 2024 – eingerahmt in eine Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließen sollte, bis Mitte 2027.

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In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Nachrichten über einen potenziellen US-amerikanischen Investor gegeben, zwischenzeitlich schien gar alles schon in trockenen Tüchern zu sein. Doch dann folgte die Insolvenz. Dem Unternehmen scheint während der langwierigen Investorensuche das Geld ausgegangen zu sein, sodass die Insolvenz-Anmeldung offenbar unvermeidlich wurde.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde vom Wuppertaler Amtsgericht der Nürnberger Rechtsanwalt Joachim Exner bestellt. Dieser war laut „Wirtschaftswoche“ bereits bei zahlreichen Zuliefererinsolvenzen im Einsatz, er genieße, so das Fachmagazin, viel Vertrauen bei den Autoherstellern. Für diese stellt die WKW-Group unter anderem Zierleisten, Funktionsbauteile und Dachrelingsysteme her.