Bad Berleburg. Annette Lückel aus Bad Berleburg berichtet über ihre ganz besondere Familienbeziehung zum örtlichen Krankenhaus, die vor 80 Jahren begann.
Diese besondere Familiengeschichte ist eng mit der des Krankenhauses in Bad Berleburg verwoben und nicht alltäglich. Annette Lückel und die Frauen in ihrer Familie haben eine tiefe Verbindung mit dem Krankenhaus, die jetzt seit 80 Jahren anhält und auch ganz offensichtlich noch lange anhalten wird: Das Pflege-Gen ist inzwischen bis in die vierte Generation vererbt. Annette Lückel beschreibt diese Verbindung in ihren eigenen Worten:
„Im Mai 2024 hatte ich mein 35-jähriges Dienstjubiläum in unserem Berleburger Krankenhaus. Ich habe hier 1989 mit der Ausbildung begonnen, habe 1992 mein Examen absolviert, bin Stationsleitung in der Inneren Abteilung und leite ein tolles Team. Das ist erstmal nichts Besonderes, doch blickt man auf die vergangen 80 Jahre zurück, wird es zu etwas Besonderem, denn da beginnt sich unsere Familiengeschichte eng mit der des Krankenhauses zu vermischen.
Meine Oma, Hildegard Homrighausen, geboren 1912, war die Erste von uns, die sich der Krankenpflege gewidmet hat. Ihr Mann, der Vater meiner Mutter, ist in den letzten Kriegsjahren gefallen. Somit wurde meine Oma zur alleinerziehenden Mutter und musste für ihren Unterhalt selbst sorgen. Sie machte eine Ausbildung in der Krankenpflegehilfe und arbeitete im alten Krankenhaus, im Herrengarten, dort wo jetzt das Johannes-Althusius-Gymnasium steht.
Sie hat überwiegend Nachtdienste übernommen und ermahnte meine Mutter, bei jedem Fliegeralarm rechtzeitig die Wohnung zu verlassen – sie war ja alleine, während meine Oma im Dienst war. Schwester Hilde ist dann mit in das jetzige Krankenhausgebäude an der Gontardslust gezogen und hat dort bis Anfang der 1970er Jahre als Säuglingsschwester die Neugeborenen versorgt – unter anderen auch mich.
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Meine Mutter, Schwester Käthe Gitschmann, Jahrgang 1937, musste erst ein hauswirtschaftliches Pflichtjahr auf dem Berleburger Schloss absolvieren, bevor sie Mitte der 50er Jahre ihre Krankenpflegeausbildung beginnen durfte. Während ihrer Ausbildung wohnte sie im jetzigen Krankenhaus mit weiteren Schülerinnen und Diakonissen unter dem Dach in der vierten Etage.
„Mein Berufswunsch war es schon immer, Krankenschwester zu werden, obwohl wir zu Hause Sonntage, Geburtstage oder Weihnachten oftmals ohne Mama verbringen mussten. Sie musste spontan Dienste übernehmen.“
Der Unterricht fand stundenweise während des Dienstes statt. Die Krankheitslehre unterrichteten die Chefärzte, die praktische Krankenpflege übernahmen die Ordensschwestern, unter denen es wohl wenig zu Lachen gab. Im Krankenhaus lernte meine Mutter dann auch meinen Vater kennen. Er war ihr Patient und vermutlich konnte er Schwester Käthe in ihrer Schwesterntracht mit Haube und Schürze nicht widerstehen. Nach Hochzeit und Jahren der Kindererziehung nahm meine Mutter 1976 wieder den Dienst im Krankenhaus auf - übrigens auch als Stationsleitung - und ging 1998 in Rente.
Mein Berufswunsch war es schon immer, Krankenschwester zu werden, obwohl wir zu Hause Sonntage, Geburtstage oder Weihnachten oftmals ohne Mama verbringen mussten. Sie musste spontan Dienste übernehmen, wenn diese durch Krankheitsausfall nicht anders zu besetzen waren und manchmal hatte ich als Kind das Gefühl, die Patienten seien ihr wichtiger als ich. Dazu hatte sie keinen Führerschein und so musste mein Vater sie zum Dienst fahren und holen - egal ob Früh, -Spät, oder -Nachtdienst. Und trotzdem hielt ich an meinem Berufswunsch fest. Später haben wir eine Fahrgemeinschaft gebildet, sind zusammen zum Dienst gefahren und ich höre sie heute noch sagen: ,Zehn Minuten vor der Zeit ist der Schwestern Pünktlichkeit!‘
Auch meine Nichte, Sandra Kümmel, geboren 1991, hat das Pflege-Gen: Sie hat ihre Ausbildung in Marburg absolviert und sich anschließend zur Intensivpflegekraft weitergebildet. Seit 2022 führt sie die Familientradition in der vierten Generation in unserem Berleburger Krankenhaus fort. Sie ist in der Anästhesieabteilung beschäftigt und sorgt bei unseren Patienten für süße Träume im OP.
Auch außerhalb des Krankenhauses haben sich die Schwester-Hilde-Gene durchgesetzt: zwei weitere Nichten haben eine Ausbildung in der Altenpflege und Heilerziehungspflege abgeschlossen.“