Bad Laasphe. Brückenbau in Bad Laasphe gestoppt: Die Querungen im Laasphetal und über den Wabach werden nicht gebaut. Das sagen Politik und Anwohner.
„Wir wollen noch nicht aufgeben, wir kämpfen schon zu lange darum“, sagt Daniel Roos, Anwohner der Siedlung Laasphetal. Die Fußgängerbrücke über die Laasphe wird nicht neu gebaut. Das teilte die Stadt Bad Laasphe Ende August mit. Auch die Fußgängerbrücke „über den Wabach“ und die Brücke „Zum Alertsberg“ in Banfe werden nicht erneuert. Aus Kostengründen wurde auf Vorschlag der Verwaltung im Ausschuss für Umwelt-, Bau- und Denkmalangelegenheiten der Bau nicht beschlossen. Auf die Ausschreibungen seien „zu allen drei Bauvorhaben lediglich Angebote mit überdurchschnittlich hohen Kostenansätzen eingegangen“, so die Verwaltung in einer Pressemitteilung. „Die Angebotspreise weichen von der ursprünglichen Vorkalkulation um bis zu 100 Prozent ab, sodass eine wirtschaftliche Leistungserbringung aktuell nicht gewährleistet ist.“ Die Vergabeverfahren sind formell aufgehoben worden.
„Kurz vor Schluss ist Pustekuchen. Das ist echt Verschwendung“, sagt Daniel Roos. Die Siedler hätten vorher selbst ein Angebot eingeholt, „das wurde niedergestreckt“, so Roos. Nun warten sie auf Antwort des Bürgermeisters: „Wir haben Einsicht in die Ausschreibung gefordert.“ Die Bewohner der Siedlung Laasphetal haben im Vorfeld angeboten, in Eigenleistung zu unterstützen, um Kosten zu sparen. „Wir haben nie Bescheid bekommen, wie wir helfen können.“ In Bayern gebe es Brücken aus Balken mit einem einseitigen Geländer, berichtet Roos. „Das geht überall, nur bei uns nicht.“
SPD-Sprecher fordert neue Ausschreibung
„Wer die Geschichte der beiden Stege über die Laasphe und den Wabach kennt, hat sich mit Sicherheit die Augen gerieben, als er von der Aufhebung der Ausschreibung gelesen hat. Eine sechsstellige Summe für einen einfachen Steg?“, sagt Björn Strackbein, SPD-Sprecher des Umwelt-, Bau- und Denkmalausschusses. Es mit Preissteigerungen in diesem Segment abzutun, greife hier nicht. „Ursprünglich angefragt wurde jeweils ein Steg. Das wäre auch ausreichend gewesen, damit wären die Anwohner auch einverstanden.“ Er spricht von einer „utopischen Ausschreibungsbekanntgabe“: „Ich habe mit dem ein oder anderen heimischen Bauunternehmer gesprochen, Grundtenor dabei: ‚Polo angefragt, Ferrari ausgeschrieben‘“, so Strackbein. Es gebe einen Ratsbeschluss, diese zwei Stege wieder zu errichten, Gelder stehen zur Verfügung. „Dieses passt den Herren der Verwaltung nicht, aus diesem Grund wird nun seit 2020 alles daran gesetzt, diese Vorhaben zu verhindern“, so der SPD-Sprecher weiter. Er fordert: „Schreiben Sie erneut aus. Aber diesmal so, wie es angemessen ist. Begrenzte Ausschreibung an heimische Baufirmen, Holzbauweise, einfaches Widerlager. Wir brauchen keine Stahlkonstruktionen und keine Fundamente wie bei einer Autobrücke.“
„Ursprünglich angefragt wurde jeweils ein Steg. Das wäre auch ausreichend gewesen, damit wären die Anwohner auch einverstanden.“
Die CDU hingegen kann die Aufhebung der Ausschreibung nachvollziehen: „Die Kosten für die beiden Brücken in Laasphe haben sich verdoppelt, die Brücke in Banfe ist um 50 Prozent im Preis gestiegen. Hier sollte auf jeden Fall bis nächstes Jahr gewartet werden, in der Hoffnung, dass sich die Preise normalisieren und mehrere Firmen ein Angebot abgeben“, sagt der Fraktionsvorsitzende Günter Wagner. Die CDU sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht für eine Beauftragung. „Die Kostensteigerungen sind nicht nachvollziehbar. Das ist für den Steuerzahler nicht zumutbar“, so Wagner weiter.
Kostengünstigere Lösung sei sinnvoll
Carina Jung, neue Fraktionsvorsitzende vom Bündnis 90/Die Grünen sagt: „Rein unter dem Kostenaspekt betrachtet, ist es nachvollziehbar, die Brücken vorerst nicht zu bauen bzw. zu sanieren. (...) Wir erachten es als sinnvoll, zu prüfen, ob es eine kostengünstigere Alternative gibt, die Brücken wieder zu bauen oder instand zu setzen.“ Der Neubau der Brücken sei den Bürgern zugesichert worden, „daran sollte man sich halten“, so Jung weiter.
„Leichtfertige Versprechen, wie sie etwa für das Laasphetal abgegeben wurden und dann zu Enttäuschungen führen, darf es zukünftig nicht mehr geben.“
Für Markus Schmidt, Fraktionsvorsitzender von „Die Fraktion“, kam die Nichtvergabe der Baumaßnahmen „wenig überraschend“, wie er sagt. „Der Zusammenhang zwischen der hohen Zahl zutage tretender Brücken-Sanierungsfälle im ganzen Land und den enormen Preissteigerungen in diesem Bausegment ist unverkennbar. Das macht es voraussichtlich auch in Bad Laasphe auf Jahre hinaus unmöglich, dem gesamten Sanierungs- oder Ersatzbedarf gerecht zu werden. Es wird Brücken geben, die aufgrund fehlender Kapazitäten nicht saniert oder ersetzt werden können“, so Schmidt. „Auf die Problematik der unbequemen Wahrheiten“ habe die Fraktion als wiederholt hingewiesen und ein grundlegendes Umdenken gefordert. „Denn kluge politische Entscheidungen sind für unsere Stadt das Gebot der Stunde. Leichtfertige Versprechen, wie sie etwa für das Laasphetal abgegeben wurden und dann zu Enttäuschungen führen, darf es zukünftig nicht mehr geben.“ Was kleine Fußgängerbrücken anbelange, möchte die Fraktion zu „einfachen Lösungen gelangen, wie sie früher praktiziert wurden“. Von der FDP lag bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme vor.