Feudingen. Feudingen macht als einziges Dorf in Wittgenstein beim „Tag des offenen Denkmals“ mit. Jedes der Häuser informierte über seine Geschichte.

Zum ersten Mal war Feudingen in diesem Jahr bei Deutschlands größtem Kulturevent mit dabei: Fünf denkmalgeschützte Gebäude in Bad Laasphes größten Ortsteil nahmen an der bundesweiten Aktion teil.

„Jedes Dorf macht meistens die gleichen Veranstaltungen“, erklärt der Feudinger Ortsvorsteher Rolf Kaden seine Motivation, in Feudingen etwas Neues auszuprobieren. Als er im vergangenen Jahr auf das Projekt „Tag des offenen Denkmals“ stieß, dachte er sich: „Lass uns das einfach mal machen!“ Besonders jüngere Menschen wolle man mit dem Projekt für die Dorfgeschichte begeistern. Eine Nachfrage bei der Stadt Bad Laasphe ergab, dass es in Feudingen sieben Denkmäler gibt, fünf davon konnte man am Sonntag bei einem Rundgang durch das Dorf besichtigen.

Im Hof des Hauses „Auf der Ley 8“ konnte man die Oldtimer bestaunen.
Im Hof des Hauses „Auf der Ley 8“ konnte man die Oldtimer bestaunen. © WP Wittgenstein | Nora Denker

Durch die Bereitstellung von reichlich Info-Material durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte die Feudinger Dorfgemeinschaft den Ort schmücken. Bunde Hinweisschilder führten so zu den einzelnen Stationen. Los ging es am Haus „Eawedches“. Das 1817 gebaute Haus steht schon seit etlichen Jahrzehnten unter Denkmalschutz und diente von 1948 bis 1963 als Postzentrale von Feudingen. Heute wird das Gebäude als Wohnhaus genutzt. Eigentümer Marcel Schmidt und seine Familie führen die Landwirtschaftstradition des Hauses mit ihrer Rinderzucht weiter. Für den Tag des offenen Denkmals stellte die Familie ihre landwirtschaftlichen Oldtimer hinter dem Haus aus, vorne konnten sich die Besuchenden mit Waffeln und Café stärken und an den Infotafeln mehr über das Haus lernen.

Im Backhaus wird noch mehrmals im Jahr Brot gebacken. Seit 7 Uhr am Vortag arbeiteten die Vereinsmitglieder an der Brotproduktion.
Im Backhaus wird noch mehrmals im Jahr Brot gebacken. Seit 7 Uhr am Vortag arbeiteten die Vereinsmitglieder an der Brotproduktion. © WP Wittgenstein | Nora Denker

Nur wenige Schritte weiter befand sich die zweite Station des kleinen Denkmalrundweges. Das „Haus Six“, heute eine Kneipe, wurde schon im 16. Jahrhundert erbaut. Der Name „Six“ kommt von dem ehemaligen Besitzer Heinrich Six, der das Gebäude 1840 übernahm und aus dem Wohnhaus erstmals eine Bäckerei mit Gastwirtschaft machte. Seitdem befinden sich Gaststätten mit wechselnden Betreibern im Haus Six. Erika Haar ist seit 2017 die Inhaberin der Kneipe, zum Tag des offenen Denkmals bot sie einen Hotdog-Straßenverkauf, Waffeln für die Kinder und natürlich diverse Kaltgetränke an. Neben der Kneipe befindet sich auch noch das „Kebap Haus Feudingen“ in dem altehrwürdigen Haus. Zur Feier des Tages bereitete der Inhaber hier Spezialitäten vom offenen Grill zu.

Wickels Haus sticht mit seinem besonderen Fachwerk hervor. Der Blick auf die Kirche machte das Wohnhaus populär.
Wickels Haus sticht mit seinem besonderen Fachwerk hervor. Der Blick auf die Kirche machte das Wohnhaus populär. © WP Wittgenstein | Nora Denker

Weiter ging der Rundgang mit dem Haus Wickel. Ein Wohnhaus an der Stelle gibt es schon seit mehreren Jahrhunderten, in der heutigen Form wurde der Bau aber erst nach dem großen Brand in Feudingen um das Jahr 1747 errichtet. Aufgrund der strengeren Bauregularien nach dem Dorfbrand, besitzt das Haus ein festes Steinfundament. Das Fachwerk des Hauses sticht auch in Feudingen hervor: „Besonders ist, dass es die Strebefiguren des „Wilden Mannes“ hat“, weiß Jan Wickel, der in dem Haus aufgewachsen ist. Die Fachwerkstreben erscheinen dem Betrachtenden als abstrakte Figur eines Menschen mit gestreckten Armen und Beinen, neben diesen Skelettstreben weist das Fachwerk aber auch weitere Zierelemente auf.

Einmal quer durch den Ortskern führten die Hinweisschilder zum vierten Denkmal: Zum „Jäjersch“ Backhaus. Ursprünglich war das Backhaus Teil des Bauernhof „Jägers“ von der Familie Schmidt, seit 1988 ist es an die Stadt Bad Laasphe verpachtet. „Wir haben gestern gebacken und heute verkaufen wir hier das belegte Brot“, erklärt Renate Kaden. Kaden und die elf weiteren Mitglieder der „Backhausgemeinschaft Feudingen“ nutzen das Backhaus mehrmals im Jahr zum Brotbacken. Bei der Herstellung des Brotes geschieht alles in Handarbeit. Vom Teigkneten bis zum Feuer im Ofen, die Freizeitbäcker machen alles in Arbeitsteilung selbst. Am Tag des offenen Denkmals konnten Besuchende das Backhaus mit dem lodernden Ofen von innen bestaunen und das selbstgemachte Brot kosten.

Die letzte Station am
Die letzte Station am "Tag des offenen Denkmals" war die Feudinger Kirche. © WP Wittgenstein | Nora Denker

Die letzte Station war die evangelische Kirche Feudingen. Schon am Morgen konnte man hier an einem Kindergottesdienst teilnehmen, später fand ein Team-Abendgottesdienst mit dem CVJM-Chor statt. Normalerweise steht die Feudinger Kirche Interessierten nicht zum spontanen Besuch offen, aber an diesem Sonntag konnte man sich alles ganz genau angucken und an den Infotafeln mehr über die Geschichte der Kirche lernen. Außerdem gab es verschiedene Aktivitäten für Kinder, von Kirchenpuzzeln bis Basteln und auch über den Tag verteilte Psalmenlesungen. „Einfach mal die Kirche genießen!“- so lautet das Motto der Organisatoren. Im Laufe des Tages fanden in der Kirche zudem auch Führungen statt, bei denen Küster und Organist Philipp Dreisbach über Kirche und Orgel informierte.

Je nach Resonanz kann sich die Feudinger Dorfgemeinschaft gut vorstellen, das Projekt auch in kommenden Jahren weiterzuführen - dann vielleicht auch mit Denkmälern der Nachbardörfer.

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