Bad Laasphe. Vom Dachdecker zum Reifenhändler: Alexander Schirp eröffnet seine eigene Werkstatt und zeigt, dass es nie zu spät ist, seine Träume zu leben.

Unzählige Reifen liegen in der großen Halle in der Bad Laaspher Lindenstraße 26. Sommerreifen, Winterreifen - für die unterschiedlichsten Autos. Für Alexander Schirp aus Bad Laasphe ist es ein Rückzugsort. Ein Ort, an dem der 40-Jährige vom Alltag abschalten kann - und ein Ort, an dem er sich einen langgehegten Traum erfüllte. Er hat sich als Reifenhändler selbstständig gemacht - im Nebengewerbe und zeigt, dass es nie zu spät ist, seine Träume zu leben.

Es ist Dienstag, 14 Uhr: In der großen Halle steht bereits ein schwarzes Auto. In der Ecke befindet sich eine Werkbank mit dem unterschiedlichsten Werkzeug. Für Alexander Schirp nichts Unbekanntes. Schon früh entwickelte er eine Leidenschaft für Autos, schaute als Kind bereits Formel 1, DTM oder ähnliches. Später begann er eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, musste die Lehre jedoch abbrechen. Die Liebe zu Autos jedoch blieb. „Ich habe in meiner Freizeit schon viel an Autos geschraubt, mich immer wieder weitergebildet und Tipps geholt“, sagt Schirp, der später eine Lehre als Dachdecker absolvierte. „Ich habe auch einige Jahre als Dachdecker gearbeitet, bevor ich in die Industrie wechselte. Durch die geregelten Arbeitszeiten dort habe ich mehr Zeit für meine Kinder“, sagt er. Doch ein Wunsch blieb immer präsent: „Ich wollte immer mit Autos arbeiten!“

Unzählige Reifen hat der 40-Jährige bereits gewechselt. 
Unzählige Reifen hat der 40-Jährige bereits gewechselt.  © WP | Ramona Richter

Die Idee, sich mit einem Reifenservice selbstständig zu machen, hatte der 40-Jährige vor ein paar Jahren. „Doch ich hatte immer wieder Zweifel, ob ich das auch alles schaffe.“ Als er selbst mit einem Firmenfahrzeug bei einem Großhändler war, fasste er den Entschluss: „Dort musste ich leider schlechte Erfahrungen machen - unter anderem im Umgang mit den Kunden - und dachte mir: Das möchte ich besser machen.“ Er meldete ein Gewerbe an, informierte sich, was er alles benötigt, um sich selbstständig zu machen - aber auch über die verschiedenen Reifen, Hersteller und Beschaffenheiten. Zudem verkaufte er sein Lieblingsauto - Baujahr 1998, und kaufte sich von dem Erlös und seinem Ersparten die Maschinen und Werkzeuge, die er für seine Selbstständigkeit brauchte.

Alexander Schirp hat sich vor wenigen Tagen den Traum einer eigenen Halle erfüllt. 
Alexander Schirp hat sich vor wenigen Tagen den Traum einer eigenen Halle erfüllt.  © WP | Ramona Richter

Am 19. April 2022 war es dann so weit: ARS - Alex’s Reifenservice wurde ins Leben gerufen. Damals arbeitete er noch daheim - seit einer Woche etwa hat er seine eigene Werkstatt in der Lindenstraße. „Ich habe schon länger nach einem geeigneten Ort gesucht, wo sich Kunden hinsetzen können, bis ihr Auto fertig ist.“ Termine werden nach Absprache vereinbart. „Mein Telefon steht kaum still“, sagt er und lacht. „Ich bin eigentlich 24/7 erreichbar.“ Eine Flexibilität, die sich Schirp beibehalten möchte. „Ich arbeite weiterhin in einem Drei-Schicht-Betrieb. Das soll sich auch nicht ändern.“ Denn, so Schirp: „Ich habe ein festes Einkommen und bin nicht im Zugzwang, etwas verkaufen zu müssen. Es ist mein Hobby, meine Leidenschaft, die ich zum (Neben-)Beruf gemacht habe.“ Es gehe ihm in erster Linie um den Spaß am Arbeiten mit den Autos. „Ich bin bewusst nicht an Marken gebunden, Kunden können sich zudem auch im Internet selbst ihre Reifen aussuchen“, so Schirp. Er ist froh, dass seine Arbeit von den Kunden geschätzt wird. „Die kommen aus Siegen-Wittgenstein, Biedenkopf, aber auch von weiter weg - z.B. aus Koblenz. Oft melden sie sich spontan, wenn sie in der Nähe sind. Ich bin jedem von ihnen sehr dankbar.“

Alexander Schirp schaltet am liebsten beim Arbeiten mit Autos ab.
Alexander Schirp schaltet am liebsten beim Arbeiten mit Autos ab. © WP | Ramona Richter

Auch habe er von seinen Kollegen viel Unterstützung erfahren. „Das freut mich natürlich sehr.“ Und noch mehr freut es ihn, in seiner neuen Halle mehr Platz für seine Leidenschaft zu haben. „Die wird derzeit nach und nach eingerichtet.“ Die Sitzecke mitsamt Kaffeemaschine ist bereits vorhanden - und wenn die Kunden nicht zu ihm kommen können? „Dann komme ich zu ihnen nach Hause“, sagt Alexander Schirp.

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