Berghausen. In den Wintermonaten machen Brautmoden-Geschäfte den meisten Umsatz – wäre da nicht Corona. Dennoch gibt Gina Pantaleoni ihren Traum nicht auf.
Es ist dieser eine magische Moment: das Funkeln in den Augen. Eine Freudenträne, die langsam über die Wange hinunterläuft. Strahlende Gesichter, wenn der Vorhang aufgeht und die angehende Braut ihr Kleid gefunden hat. Lang, kurz, schlichte A-Linie oder doch ein perlenbesticktes Kleid mit Glitzertüll – Gina Pantaleoni kennt die Trends. Vor einem Jahr – im Februar 2020 – hat die junge Berghäuserin sich ihren Traum vom eigenen Brautmoden-Geschäft erfüllt. Nur wenige Wochen später folgte der erste Lockdown und ihr Geschäft musste die junge Frau vorübergehend schließen.
Nun ist sie erneut vom Lockdown betroffen – und das in einer Zeit, wo eigentlich der größte Umsatz im Jahr gemacht wird. Denn gerade in den Wintermonaten suchen viele Frauen ihr Kleid für die Hochzeit im Sommer. Der Grund: Es kann bis zu sechs Monaten dauern, bis die richtige Größe bestellt ist. Dennoch: Für Gina Pantaleoni kein Grund aufzugeben. Sie kämpft weiter – für ihren Traum und den ihrer Kundinnen. Wir haben mit ihr über die aktuelle Situation und über die aktuellen Trends gesprochen.
Die schönen Momente
Ein Jahr ist bereits seit der Eröffnung vergangen – eine Zeit, in der Pantaleoni trotz der Lockdown-Phasen viele schöne Momente genießen konnte. „Ich liebe es, wenn die Bräute in den Spiegel schauen und strahlen. Das ist immer ein richtiger Gänsehautmoment“, sagt sie sichtlich stolz. „Der Zauber während der Anprobe, der Moment, wenn die Braut zur Tür hineinkommt – das ist so ein magischer Moment.“
Und genau dies war damals der ausschlaggebende Grund für die Berghäuserin, ihren eigenen Laden zu eröffnen und den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Sie selbst kennt dieses Gefühl, wie es ist „sein Kleid“ zu finden. „Das Gefühl kann man gar nicht in Worte fassen, das kann man nur selbst erleben“, sagt sie.
2012 hat sie ihren Mann geheiratet. Seitdem gehen sie gemeinsam durch dick und dünn – oder: durch die Lockdown-Phasen. „Wir werden auch diesen Lockdown durchstehen und dann hoffentlich schon bald wieder für unsere Kundinnen da sein.“
Aktuelle Situation
Kundinnen, die bereits anfragen, wann es wieder soweit ist und sie zur Anprobe kommen können. „Das Schwierige derzeit ist, dass wir noch nicht wissen, wann und wie es weiter geht. Wir versuchen, es irgendwie positiv zu vermitteln.“ Während einige ihrer Kollegen sogenannte Online-Anproben anbieten, war für Pantaleoni schnell klar, dass dies keine Option für sie ist. „Es geht hier ja nicht nur um einen Pullover oder eine Jeans. Es geht hierbei um ein Brautkleid. Es muss nur einmal passieren, dass man versehentlich auf das Kleid tritt oder ein Fleck darauf kommt. Solche Unkosten möchten wir für beide Seiten vermeiden“, sagt sie.
„Bei uns geht es vor allem um die persönliche Beratung. Und das schätzen unsere Kundinnen auch. Die momentane, schreckliche Zeit verunsichert nicht nur uns, sondern auch die Bräute. Diese möchten gerne heiraten, mit all Ihren Gästen, dennoch warten sie ab – was noch kommt. Und darauf sind wir bestens vorbereitet, denn wir können auch zwei Wochen vor der Hochzeit eine Anprobe und auch Änderungen vornehmen. Natürlich kann dann kein Kleid mehr bestellt werden, aber wir haben genügend Auswahl, um eine Braut glücklich zu machen“, so Pantaleoni.
Dennoch aber sei es für die Brautmoden-Geschäfte und ihre Inhaber derzeit schwierig. „Viele Brautpaare überlegen sich zweimal ob sie viel Geld in die Hand nehmen, um dann eine Stunde lang im Standesamt zu sitzen. Manche nehmen da lieber ein Cocktailkleid aus dem Schrank und warten mit der kirchlichen Trauung noch ab.“ Doch auch darauf ist die junge Geschäftsinhaberin vorbereitet. „Wir haben ein wenig auf kurze Kleider umgeschwenkt.“
Die Trends für 2021
Einige der Kleider kann man bereits auf ihrer Facebook-Seite bewundern. Kurz, aber dennoch mit viel Spitze und einem zart-rosafarbigen Gürtel – ein Kleid aus der neuen Kollektion. Doch was sind eigentlich die Trends für 2021? „Was sich schon seit längerer Zeit hält sind Boho- und Vintagekleider“, verrät Pataleoni. Dennoch zeichne sich ein Trend hin zu mehr Schlichtheit ab. „Vielleicht liegt es auch daran, dass coronabedingt viele Paare nur noch standesamtlich heiraten. Viele Bräute bevorzugen derzeit schlichte Kleider. Beispielsweise einen Rock mit Tüll oder einfach nur mit einem schönen Gürtel.“ Aber auch kurze Kleider mit und ohne Spitze seien sehr gefragt. „Es ist aktuell eben alles eher dezenter“, sagt Gina Pantaleoni voller Hoffnung darauf, schon bald wieder jenes Strahlen in den Augen der Kundinnen zu sehen, wofür sie tagtäglich im Laden steht. Ihrem Laden. Ihrem Traum vom Glück.