Erndtebrück. Große Überraschung: Die alte Hauptschule eignet sich nicht für einen Umzug der Grundschule. Wie jetzt eine Entscheidung gefällt werden soll.
Die Entscheidung der Erndtebrücker Politiker war schon fast gefällt– weil die Grundschule der Gemeinde bald nicht mehr bedarfsgerecht für den Schulbetrieb ist, sollte sie in das derzeit leerstehende Hauptschulgebäude ziehen, sobald dies entsprechend saniert ist. Im Ausschuss für Schule und Jugend der Gemeinde Erndtebrück kam jetzt jedoch der Schlag mit dem sprichwörtlichen Hammer: Der von der Projektgruppe biregio (Bildung und Region, berät Politik und Verwaltung bei der Planung von Schulen etc.) aufgestellte Schulentwicklungsplan macht jetzt klar, dass sich das Gebäude der Hauptschule aus verschiedenen Gründen nicht für den Betrieb einer Grundschule eignet. Ein Abriss und Neubau der Grundschule werde stattdessen empfohlen – der sei auch nicht entscheidend teurer.
Die Bitte
„Wir kommen in unserem jetzigen an unsere Grenzen, das kann nicht mehr lange überstrapaziert werden. Das kommen wir auch mit der Digitalisierung nicht weiter“, erklärte am Mittwochabend Schulleiter Thorsten Denker im Ausschuss. „Der Umzug in das Hauptschulgebäude war für mich immer eine gute Lösung gewesen, aber: Aus pädagogischen Gründen wäre ein Neubau 1 A. So etwas haben wir bei der Diskussion damals ja gar nicht zu träumen gewagt. Deshalb bitte ich die Erndtebrücker Verwaltung und Politik: Tut bitte alles für eine 1-A-Lösung für unsere Grundschule“, plädierte Denker.
Die Erklärung
Für die politischen Vertreter der Fraktionen war die Nachricht, die David Rupp von biregio verkündete, komplett neu. Er hatte für den Schulentwicklungsplan nicht nur die demografische Entwicklung analysiert, sondern auch die beiden Schulgebäude auf ihre Tauglichkeit für den Betrieb einer Grundschule in fünf Jahren – dann ist auch das Angebot der Ganztagsbetreuung Pflicht – zusammen mit Wolf Krämer-Mandeau untersucht.
Das Ergebnis: In fünf Jahren, spätestens aber zum Ende des Jahrzehnts hin, wird die Schülerzahl in der Grundschule voraussichtlich steigen. Das Gebäude hat aber heute schon zu wenig Fläche für die Betreuung der Schüler und ist laut den Experten auch nicht mehr ausbaufähig. Die Hauptschule hingegen hätte zwar die passende Fläche, ist aber von ihrem Aufbau her nicht für die Betreuung von Grundschülern geeignet. „Sie ist von der Struktur her relativ unübersichtlich, die Schüler würden schnell die Orientierung verlieren und sich verlaufen“, erklärte Rupp den Ausschussmitgliedern.
Dies würde auch die Aufsicht der Schüler durch die Lehrkräfte erschweren. Zudem sei eine tiefgreifende Sanierung und ein umfassender Umbau für einen Umzug notwendig – „bei sicher jetzt schon hohen und künftig noch steigenden Kosten.“ Der Alternativvorschlag – der Abriss und Neubau eines modernen, zweckmäßigen Gebäudes sei nach einem ersten Überschlag nur unwesentlich teurer.
Die Abwägung
Die Finanzierung wird jedoch das Zünglein an der Waage der Entscheidung – Ertüchtigung des Hauptschulgebäudes oder Neubau der Grundschule – sein müssen, denn der Haushalt der Gemeinde ist sehr schmal, mögliche Fördermaßnahmen kann man jetzt, vor einer Entscheidung, noch nicht abschätzen. „Dazu muss auch gesagt werden, dass die Herstellungskosten erfahrungsgemäß nur 25 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, die ein solches Gebäude in seiner gesamten Lebensdauer – etwa 25 bis 30 Jahre – verursacht“, machte Kämmerer Thomas Müsse deutlich.
So wären 8 Millionen Euro für einen Neubau nur ein Bruchteil dessen, was in den Folgejahren für die Instandhaltung gezahlt werden müsste. Die Entscheidung könne nur guten Gewissens gefällt werden, wenn eine saubere Wirtschaftlichkeitsprüfung aufgestellt werde, die alle relevanten Punkte mit einbezieht. „Da müssen wir glücklicherweise nicht bei Null anfangen, denn einen Plan für die Sanierung des Hauptschulgebäudes gibt es schon“, so Müsse.
Eine Wirtschaftlichkeitsprüfung könnte also schon als Grundlage für eine Entscheidung im Frühjahr vorliegen. Und die Zeit steht in dieser Sache nicht still, sondern rennt davon: Darüber waren sich die Vertreter der Fraktionen einig. „Uns läuft die Zeit weg. Wir sollten bitte alle intensiv darüber nachdenken und schnell zu einer Entscheidung kommen“, machte Jürgen Henrich (CDU) mit Blick auf die erforderlichen Maßnahmen deutlich. „Es kam schon vor, dass nach einer solchen Empfehlung vom politischen Startschuss bis zum Neubau einer Schule zwei Jahre vergehen. Das muss nicht immer der Fall sein, aber es ist möglich“, erklärte David Rupp.