Bad Berleburg. Im September gibt es den Bad Berleburger Chor Singsation seit 30 Jahren. Chorleiter Christoph Haupt über Highlights und den Namens-Wechsel.

Gemeinsame Wochenenden. Auftritte. Erlebnisse. Und eine Leidenschaft, die alle Sängerinnen und Sänger von Singsation verbindet: Die Musik. Am 11. September feiert der Bad Berleburger Pop-Chor seinen 30. Geburtstag. Zeit, um einmal einen Blick in die Geschichte des Chores zu blicken. Wie ist er entstanden? Was waren die Highlights? Wie haben die Mitglieder den Lockdown erlebt und was sind die Pläne für die Zukunft? Die Lokalredaktion hat Christoph Haupt getroffen, um genau über diese Fragen einmal zu sprechen. Seit 1995 leitet er den Chor Singsation.

Herr Haupt, seit 26 Jahren sind Sie bereits Chorleiter bei Singsation – vier Jahre nachdem der Chor gegründet wurde. Wie waren die Anfänge von Singsation?

Christoph Haupt: Ursprünglich hatte die Musikschule Wittgenstein den Chor 1991 unter der Leitung des hauptamtlichen Musikschullehrer Alfred Schenk gegründet. Damals hieß der Chor noch „Queerbeat-Singers“ und hatte 18 Sängerinnen und Sänger. Und das Tolle an diesem Chor war und ist einfach, dass er eine Lücke füllte. Während andere Chöre eher die klassischen Chorwerke oder traditionelle Volkslieder sangen, standen bei den Bad Berleburgern neben Songs aus den 20er und 30er-Jahren und Musicals auch Lieder aus dem Pop- und Swingbereich auf dem Programm.

Wie war es dann für Sie, als Sie zu Singsation kamen?

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Ich fand das damals spannend und habe mich gefreut, weil wir auch offen für neue Projekte waren. Wir haben im Laufe der Zeit an vielen unterschiedlichen und außergewöhnlichen Orten gesungen – unter anderem in der alten Güterhalle hier in Bad Berleburg. Dort wo heute der Orientmarkt ist, war damals noch ein Kunstraum. Wir haben inmitten riesiger Leinwände gesungen. Das war schon besonders – ebenso die Konzerte in diversen Autohäusern oder auch im Wald und auf dem Schlosshof.

Wie kam es dann, dass aus Queerbeat-Singers Singsation wurde?

Das war 2001. Der Anwalt einer Berliner Gruppe schrieb mich an und machte uns den Namen streitig und drohte mit einer Strafzahlung. Da war hier bei uns natürlich die Aufregung groß. Gemeinsam mit den Bad Berleburgern haben wir alle Hebel gezogen und konnten am Ende nachweisen, dass wir mit dem Namen länger auf dem Markt sind, als die Berliner und so die drohende Strafzahlung abwenden. Dennoch aber wollte die Musikschule das Risiko, sich den Namen zu erstreiten, nicht eingehen, sodass wir 2002 erst einmal ohne Namen nach Dänemark fuhren, um dort aufzutreten.

Hat es lange gedauert, bis Sie sich auf „Singsation“ geeinigt haben?

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Das hat schon in etwa ein Jahr lang gedauert, bis wir uns auf einen Namen festgelegt hatten. Es war ein Gemeinschaftsprojekt und wir hatten um die 40 Vorschläge. Irgendwann waren alle Namen von der Liste gestrichen. Dann fragte jemand: Was wäre denn eigentlich mit Singsation? Und schon hatten wir unseren neuen Namen. Es war uns wichtig, dass der Name sowohl im Englischen wie auch im Deutschen funktioniert.

Sie sind was das Alter betrifft ein sehr gemischter Chor. Wie kann man heutzutage junge Menschen für die Chormusik begeistern?

Das stimmt – für die Chorlandschaft sind wir relativ jung und sind auch in der glücklichen Lage, dass wir immer wieder neue Sängerinnen und Sänger nachbekommen. Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder tolle Projekte gestartet – unter anderem mit anderen Chören oder aber auch mit Bands. Dadurch haben wir weitere Mitglieder gewonnen, die zum Teil auch nach den Projekten blieben. Heute haben wir bei Singsation um die 40 Mitglieder – das älteste ist Mitte/Ende der 60er-Jahre und das jüngste Mitglied Anfang 20. Das freut uns natürlich sehr.

Wie ist bei Ihnen die Stimmenverteilung? Welche Stimme ist besonders gefragt?

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Alt ist bei uns derzeit die größte Stimme und auch im Tenor oder Sopran sind wir gut besetzt. Was uns derzeit fehlt, sind Bässe. Über die Coronazeit haben wir zwei bis drei Bässe verloren, sodass wir aktuell nur noch drei Bässe haben.

Wie haben Sie und der Chor den Lockdown erlebt? Wie war es, per Zoom-Konferenz zu proben?

Zoom hat immer zwei Gesichter. Am Anfang war es schon recht fremd, wenn man Zuhause sitzt und noch einmal den PC anschaltet, um zu proben – alleine ohne den lebendigen Kontakt, der eigentlich im Chor so wichtig ist. Und auch die ersten Proben waren noch ungewohnt für uns alle – plötzlich alleine im Wohnzimmer oder sonst wo zu singen – ohne Mikrofon. Aber auf der anderen Seite waren wir froh, dass wir so die Gemeinschaft am Leben halten konnten und uns auf diese Weise sehen konnten. Und als wir dann angefangen haben, im Frühjahr/Sommer wieder gemeinsam zu proben, waren wir schon sehr überrascht.

Warum das?

Neue Lieder, die wir über Zoom angefangen haben, funktionierte tatsächlich auch zusammen. Da haben wir gesehen, dass die Zoom-Meetings durchaus etwas gebracht haben.

Ein kleines Highlight nach der Coronapause? Wenn Sie einmal die vergangenen Jahre Revue passieren lassen: Welches Ereignis ist immer wieder Thema bei den Zusammenkünften? Was war eines der Highlights in 30 Jahren Singsation?

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Da gab es zahlreiche. Vor fünf Jahren zum Beispiel sind wir gemeinsam als Chor nach Finnland gefahren und haben dort in Tampere einen Chor besucht. Vier bis fünf Tag haben wir dort gemeinsam verbracht und haben in einem umgebauten Kinosaal ein Konzert gegeben. Das war schon cool. Das Publikum konnte in einem „Clash Of The Choirs“ entscheiden, wer besser singt. Dabei geht es und gar nicht ums Gewinnen. Für uns ist es wichtiger, gemeinsam zu singen – das Miteinander steht an vorderster Stelle.

Wie kam es zu dem Besuch?

Im Rahmen des Literaturpflasters kam Rikarde Riedesel, die ja auch bei uns im Chor singt, zu uns und erzählte uns von dem Chor. Sie schlug vor, dass der Chor zu einem gemeinsamen Konzert kommen könnte. Und so lernten wir uns kennen. Wir feierten zusammen in Bad Berleburg, sangen und daraufhin lud uns der Chor zu sich nach Finnland ein. Das war eine für den Chor prägende und schöne Reise.

Drei Jahre später dann das nächste Highlight?

Drei Jahre später hatten wir ein ganz besonderes Projekt. Gemeinsam mit zwei weiteren Chören und der Philharmonie Südwestfalen sangen wir im Rahmen der Projekts „Musikwerkstatt Südwestfalen“ in drei Konzerten die Carmina Burana. Das war aber nicht das einzige Projekt mit anderen Chören. Das Miteinander ist schon lange etwas, was uns als Chor sehr viel Spaß macht.

Am 11. September ist es nun soweit: Singsation feiert Geburtstag. Haben Sie als Chor etwas Besonderes an diesem Tag geplant?

Ja. Wir wollen an diesem Tag wieder ein ganz besonderes Konzert auf die Beine stellen – und wie man es von uns mittlerweile kennt, möchten wir nicht alleine singen, sondern laden zum Mitsingen ein.

Was genau erwartet die Zuhörer?

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Wir haben uns als Location den Bad Berleburger Schützenplatz ausgesucht. Gemeinsam mit Arion Weidenhausen, dem Sängerbund , Chorisma Birkelbach und dem Publikum möchten wir singen und einen Impuls für den Neustart des Chorsingens nach Corona geben. Dafür werden kleine Liedersammlungen an die Gäste verteilt. Nicht alle Lieder werden gemeinsam gesungen. Jeder Chor darf sich dort mit eigenem Liedgut präsentieren. Bei manchen Liedern gibt es Schnittmengen bei den Chören – so singen mal die einen gemeinsam, mal die anderen. Wir möchten mit diesem Konzert wieder die Lust am Singen wecken – auch bei denjenigen, die durch Corona den Chor verlassen haben oder einfach Freude daran haben zu singen. Wir möchten einen Impuls geben – für die Chöre, aber auch für jeden anderen Sänger hier.

Wann geht es an dem Abend los?

Wir starten um 17 Uhr mit dem Programm – ab 16 Uhr ist also Einlass. Und auch für Bewirtung ist gesorgt – die wird Steffes Hof übernehmen.

Kartenvorverkauf in der Bad Berleburger Tourist-Information, der Buchhandlung MankelMuth, Siegener Zeitung und im Reisebüro Wittgenstein sowie online unter www.proticket.de. Restkarten sind am Abend noch erhältlich. Es gelten die gültigen Coronaschutzmaßnahmen. Der Eintritt kostet 12 Euro für Erwachsene und 6 Euro für Jugendliche (inkl. einem Freigetränk).