Bad Berleburg. Es ist ein Kompromiss, getrieben von der angeheizte öffentliche Diskussion um das Gedenken an die Opfer der Nazis in Bad Berleburg
Es ist ein versöhnlicher Anfang. Am Ende ist es nicht die Straßenbenennung nach der in Theresienstadt gestorbene Bad Berleburger Jüdin Adele Krebs. Aber es ist ein starkes Statement für das Erinnern und ein quer durch allen sieben im Rat vertretenen Parteien gefasster, einstimmiger Beschluss für das Erinnern.
Auf Bitten von Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann hat sich der Rat der Stadt Bad Berleburg für eine Schweigeminute erhoben. Das Gedenken galt Adele Krebs, aber eben auch allen anderen Opfern der Nazi-Herrschaft. „Es ist unsere Aufgabe, unsere Pflicht, die Erinnerungskultur wach zu halten und zu gestalten“, machte Fuhrmann in einer eindringlichen Erklärung deutlich. „Verfolgung, Gewalt, Hass sollen keinen Millimeter Platz in unserer Stadt haben“, formulierte er und äußerte die Sorge: „Wie sicher sind wir, dass sich die Vergangenheit nicht wiederholt?“
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Die Antwort gaben der Bürgermeister, die Verwaltungsvertreter, Ratsmitglieder und alle anderen Menschen im Saal, als sie sich für eine Schweigeminute erhoben.
Ursache der Diskussion
Vorausgegangen war die Diskussion im Bad Berleburger Bauausschuss um eine Straßenbenennung nach der Bad Berleburger Frau, die Opfer der Nazis wurde, weil sie Jüdin war und bei der sich SPD und Grüne nicht gegen CDU und AfD durchsetzen konnten. Letztere folgten einer Stellungnahme der Stadtverwaltung, mit Verweis darauf, dass die Straßennamen für das Neubaugebiet bereits vergeben seien. Die öffentliche Diskussion nach der Berichterstattung in Sozialen Medien und Leserbriefen führte zu der klaren Positionierung des Bürgermeisters, weiteren Gesprächen und einem Kompromiss, den sowohl die SPD-Fraktion, als auch die Grünen und die CDU sowie alle anderen Parteien mittragen: Im Ältestenrat wird für Anfang 2022 eine Sitzungsvorlage mit Kriterien zur zukünftigen Benennung von Straßen erarbeitet.
Das sagen die Parteien
„Die CDU begrüßt das Vorgehen“, formulierte es der Fraktionsvorsitzende Martin Schneider. „Wir sind mit der Vorgehensweise zufrieden“, betonte auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Meinecke und Susanne Bald von Bündnis 90/Die Grünen erklärte: „Es gibt noch viel zu tun“, das man in Ruhe diskutieren müsse. Wolfgang Völker von der FDP nannte es „sehr gut, die Erinnerungskultur auf den Weg zu bringen“. Marion Linde (UWG) hatte in einer Stellungnahme betont, dass sich fast jede folgende Generation an den Benennungen reibe: „Aus diesem Grund war ich schon immer der Meinung, dass Straßennamen neutral zu halten sind“. Thorsten Fischer (Linke) hatte schriftliche vorgeschlagen den Platz vor dem, Rathaus oder gar den Rathauspark nach Adele Krebs zu benennen.