Zinse. Zinse hat von einem anonymen Spender einen eigenen Defibrillator bekommen. Die Bürger wurden eingewiesen und erfuhren, worauf es dabei ankommt.
“Ich hätte gehofft, dass mehr Menschen den Weg her finden”, gab Lorenz Benfer unumwunden zu. Seit Donnerstag hat sein Ort Zinse offiziell einen eigenen Defibrillator, der am Trafohäuschen mitten im Ort hängt. Die Idee zum Kauf hatte ein Zinser Bürger, der ganz nebenbei auch gleich noch die Beschaffung aus eigener Tasche bezahlte.
Der Spender möchte in der Öffentlichkeit nicht genannt werden, in Zinse aber dürfte jedem Einwohner klar sein, wer hinter der Beschaffung steckt. Am vergangenen Donnerstags erfolgte die offizielle Übergabe an die Gemeinde Erndtebrück, die Eigentümerin des Gerätes ist. Bürgermeister Henning Gronau würdigte den Einsatz für ein solches Gerät und freute sich, dass zur Übergabe die Bürgerinnen und Bürger so zahlreich gekommen waren.
Am Sonntag dann folgte die Einweisung in die Bedienung des Defibrillators vom Typ “CardiAid”. “Eine Einweisung gehört immer mit dazu”, sagte Sven Korpjuhn von notfall-information.de. Er war beauftragt worden, im Umgang mit dem “Defi”, wie die Zinser Profis sagen, zu schulen. Gerne hätten die Initiatoren mehr Teilnehmer beim Lehrgang gesehen. “Wir hatten den großen Saal vorgesehen, aber nun hat uns das Restaurant gereicht”, so Benfer nach Schluss der Veranstaltung.
Die Bedienung des Geräts ist eigentlich ganz einfach und erfordert vor allem zwei Dinge: Selbstvertrauen und mentale Vorbereitung. “Der CardiAid ist ein Vollautomat, der sehr viel allein macht. Was er nicht kann ist, die Paddels anlegen und die Herzdruckmassage”, so Korpjuhn mit deutlichen Worten. Die Herzdruckmassage ist mindestens genauso wichtig, wie der Defi selbst. Der kann zwar einem Herz einen Reset verpassen, damit nach einem Kammerflimmern wieder ein normaler Sinusrhythmus einsetzt, aber die die bekannten lebensrettenden Sofortmaßnahmen kann das Gerät nicht ersetzen.
Im Idealhelfer legen zwei Helfer Hand an
Stellt man einen Atemstillstand bei einem Menschen fest, dann muss es schnell gehen. Im Idealfall sind zwei Helfer vor Ort, der eine beginnt mit der Wiederbelebung, der andere holt den Defibrillator und legt die Paddels an. Wenn es schnell geht, dann kann das Gerät schon nach zwei Minuten die ersten Messungen durchführen. Mit jeder Minute die vergeht, steigt das Risiko schwerer Schäden. Sind die Paddels angelegt, dann heißt es, Hände weg vom Patienten.
Der “CardiAid” schreibt ein EKG in der ersten Ableitung und der Rechner entscheidet dann, ob ein Schock notwendig ist oder nicht. Geschockt wird nur bei einem Kammerflimmern, ansonsten geht es weiter mit der Herzdruckmassage. Die einzelnen Schritte werden genau vom Gerät vorgesagt, viel falsch machen kann man nicht. Auch ist es nicht schlimm, wenn die Rippen des Patienten bei der Wiederbelebung brechen. “Das passiert dabei und das darf nicht abschrecken, sie müssen eben tief pumpen”, so Sven Korpjuhn.Der “CardiAid” wird durch eine Modul zur Fernwartung ständig überwacht. Sowohl die Betriebsbereitschaft also auch der Standort werden laufend übermittelt. Diebstahl lohnt sich also überhaupt nicht, die Eigentümer wissen genau, wo sich das Gerät gerade befindet. “Ich hoffe, dass wir das Gerät niemals brauchen, aber es bringt ein Stück Sicherheit für das Dorf”, ist sich Lorenz Benfer sicher. Auch für Wanderer kann das Gerät die Rettung sein, deswegen werden Hinweistafeln auf den Wanderparkplätzen angebracht.