Berghausen. Wie sicher ist der Bahnübergang in Berghausen wirklich? Der Eisenbahnbetriebsleiter der Landesbahn erklärt, was den Übergang sicher macht.

Es war ein aufsehenerregender Unfall am Montagmorgen in Berghausen, bei dem ein Pkw von einer Regionalbahn erfasst wurde – den Beteiligten, also den Fahrern von Bahn und Pkw sowie den Fahrgästen, ist zumindest körperlich nichts zugestoßen. Laut Aussage der Polizei hatte der Fahrer des VW’s den nahenden Zug wohl übersehen. Wie sicher der Bahnübergang eigentlich ist, ob er von Anwohnern und Passanten als unübersichtlich eingeschätzt wird und wie die Hessische Landesbahn die Sicherheit an solchen Stellen gewährleistet, haben wir erfragt.

Hessische Landesbahn

Nichttechnisch gesicherte Bahnübergänge, so nennt man Stellen wie diese, an der sich der Unfall ereignete. Solche Übergänge gebe es dann, so erklärt es der Eisenbahnbetriebsleiter der Hessischen Landesbahn Ernst-Ulrich Klein, wenn die Straßen nicht stark genutzt werden. „Angenommen, an einem Feldweg mit einem nichttechnisch gesicherten Bahnübergang wird eine neue Siedlung gebaut und plötzlich fahren 200 Autos mehr am Tag über diesen Übergang. Dann müsste entsprechend nachgerüstet werden, zum Beispiel mit einer Schranke“, erklärt Klein.

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Nichttechnische Sicherung – also ohne Ampeln oder Schranken – bedeutet, dass sie Sicherheitsvorkehrungen auf zwei Komponenten beruhen, nämlich auf den beiden Verkehrsteilnehmern. „Die Sicherheit muss zum einen vom Straßenverkehrsteilnehmer – das gilt auch für Fußgänger und Fahrradfahrer – gewährleistet werden. Durch das Andreaskreuz wird er darauf aufmerksam gemacht, am Bahnübergang Vorsicht walten zu lassen und in beide Richtungen Ausschau zu halten“, so Klein.

Eine weitere Komponente ist der Zugfahrer – der muss vor dem Überqueren eines Bahnüberganges wie in Berghausen mit einem Pfeifton auf den Zug aufmerksam machen. Wann der Zug pfeifen muss, damit andere Verkehrsteilnehmer ihn rechtzeitig hören, ist für jeden Bahnübergang einzeln ausgerechnet und wird dem Zugführer mit sogenannten Pfeiftafeln an der Strecke signalisiert. Zusätzlich muss der Zugführer auf die zulässige Geschwindigkeit achten.

Den Beteiligten ist körperlich nichts zugestoßen.
Den Beteiligten ist körperlich nichts zugestoßen. © WP | Matthias Böhl

„Die liegt an solchen Stellen bei 60 Kilometern pro Stunde. Ist die Sicht eingeschränkt, dann darf der Zug sogar nur 20 Kilometer pro Stunde fahren.“ Beim Unfall sei der Zugführer keineswegs zu schnell gefahren, weiß Klein. „Er war an dieser Stelle sogar etwas langsamer unterwegs, als vorgegeben.“ Für jeden einzelnen Bahnübergang gebe es eigene, ganz spezifische Vorgaben – und die werden alle zwei Jahre auf ihre Aktualität überprüft, unter anderem von der Polizei, der Feuerwehr oder auch dem Straßenverkehrsamt.

„Selbst so Dinge wie die Haltelinie für das Auto werden kontrolliert, damit die Autos nicht mit der Nase schon im Gleisbett stehen, wenn sie anhalten“, so Klein. Wenn Unfälle passieren – in den letzten sechs Jahren seien es auf dieser Strecke vier Stück gewesen – sei Schuld wohl eher beim Autofahrer. „Wenn sich alle an die beiden Komponenten halten, passieren auch keine Unfälle“, macht Klein deutlich. Insgesamt funktioniere dieses System jedoch recht gut.

Anwohner und Passanten

Anwohner berichten bei einer Umfrage dieser Zeitung, dass es einen solchen Fall an dieser Stelle bisher noch nicht gegeben habe. Die Ansichten zur Übersichtlichkeit gehen jedoch auseinander: „Dort bin ich groß geworden. Ich habe direkt in dem Haus gewohnt, das dort steht. Ich fand es immer schon unübersichtlich“, berichtet Sylvia Kuhn.

Der Zug hatte den Pkw mit der linken Vorderseite erwischt.
Der Zug hatte den Pkw mit der linken Vorderseite erwischt. © WP | Matthias Böhl

„Der Unfall fand unmittelbar vor unserem Haus statt und der Wagen wurde in unsere Böschung geschoben. Grundsätzlich ist es nicht das Problem, dass der Zug nicht gesehen oder gehört wird, es ist soweit es mir bekannt ist auch der erste Unfall dieser Art, an der Stelle. Seit Jahren ist das Verkehrsaufkommen in Richtung der Firmen im Industriegebiet extrem gestiegen“, macht dazu Fabian Homrighausen deutlich.

„Ich bin in Berghausen geboren. Wir sind schon als Kinder über diesen Bahnübergang gefahren. Nicht einmal ist uns aufgefallen, dass man den Zug nicht erkennen kann. Außerdem fährt der Zug da immer fast Schrittgeschwindigkeit und hupt sogar“, berichtet ein weiterer Anwohner.

„Ich bin dort in der Nähe des Bahnübergangs aufgewachsen. Der Bereich war gut einsehbar und der Zug fuhr dort recht langsam“, berichtet auch Ulrike Becker.

Die Stadt

Geplant ist laut Wolfgang Grund, Abteilungsleiter Infrastruktur und Erholung der Stadt Bad Berleburg , dass der in Rede stehende Bahnübergang für Kraftfahrzeuge gesperrt wird. In diesem Zuge soll der nahe gelegene Bahnübergang „Am Lehmbach“ eine Beschrankung erhalten, der durch Kraftfahrzeuge, aber beispielsweise auch Fußgänger, nutzbar ist. Wann genau diese Maßnahmen erfolgen, steht derzeit aber noch nicht fest. „Als Stadt Bad Berleburg haben wir Bahnübergänge wie den in Berghausen im Blick, um Maßnahmen zu ergreifen, die ein möglichst freies Sichtfeld beim Überqueren des Bahnübergangs gewährleisten – konkret beispielsweise durch entsprechende Mäharbeiten. Sicherungsmaßnahmen, die darüber hinaus gehen, obliegen allerdings der Deutschen Bahn“, so Grund.