Bad Berleburg. Unglücksort: Homrighäuser Weg. Anwohner sagen heute: Wir haben Glück gehabt. Feuerwehr lernt aus Stromabschaltung – und ordert Satelliten-Telefone
Ein großes Gas-Leck mitten in der Kernstadt – das hat Mitte November in Bad Berleburg für viel Aufregung gesorgt. Bei den betroffenen Anwohnern rund um den Homrighäuser Weg, aber auch bei den Einsatz- und Rettungskräften. Seit ein Bagger am frühen Morgen bei Bauarbeiten eine Gas-Hauptleitung beschädigt hat, liegen ein Dauer-Rauschen in der Luft, so laut wie ein Düsenjet. Zahlreiche Wohnhäuser werden evakuiert, auch das von Diana Santucci. „Ich glaube, ganz Berleburg ist mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt sie heute. Und für Kreisbrandmeister Bernd Schneider, damals Einsatzleiter? Hat der stundenlange Stromausfall gezeigt, dass die Feuerwehr vor Ort technisch aufrüsten müsse – mit Satelliten-Telefonen.
Die Stunden ohne Strom
Zur Erinnerung: Die Abschaltung des Stroms war nötig geworden, weil das Leck unter einer Hochspannungsleitung lag. Auch mit der Folge, dass nach drei, vier Stunden auch die Handy-Netze ausfielen. „Aber zumindest die Behörden müssen untereinander telefonieren können“, findet Schneider – weshalb „wir uns mit dem Thema Technik nochmal beschäftigt haben“. Ergebnis: Vom Stromnetz unabhängige Satelliten-Telefone müssen her. Der Kreis Siegen-Wittgenstein bestelle solche Geräte bereits, die Stadt Bad Berleburg auch.
Die Konsequenzen
Eine gute Übung also für einen großflächigen Stromausfall, womöglich über Tage? „Die Gefahr ist latent da, dass das passieren kann“, sagt Schneider. „Damit müssen wir uns als Feuerwehr auseinandersetzen.“ In so einem Fall werde man allerdings „nicht mehr jedem helfen können“, so der Kreisbrandmeister. Krankenhäusern, Altenheimen vielleicht – und der Rest der Bevölkerung müsse selber aktiv werden, „sich mit Nahrungsmitteln ausstatten“. Alleinfalls könne die Feuerwehr ihre Gerätehäuser als Anlaufstellen einrichten.
Die Anwohnerin
Diana Santucci – eine Anwohnerin des Homrighäuser Weges, die am Tag des Geschehens auch für ein paar Stunden in den Turnhalle des Berufskollegs umziehen musste – wird unterwegs hin und wieder auf das Ereignis angesprochen. „Dann redet man natürlich darüber“, sagt sie. Ansonsten „hege ich kaum noch einen Gedanken daran“. Sie gehe „eigentlich sehr positiv ins neue Jahr“, meint die 40-Jährige. „Das Leben einfach genießen – dass man das tun sollte, das wird einem durch so ein Erlebnis noch ein bisschen bewusster.“
Die Helferin
Erlebnispädagogin Claudia Althaus aus Raumland, die mittlerweile im hessischen Marburg lebt, war an jenem 16. November als DRK-Helferin im Einsatz, in der Turnhalle des Berufskollegs. Für sie war es ein eher schöner Betreuungseinsatz, sagt sie – „denn ich hatte nichts zu tun mit Verletzten oder gar Toten, wie etwa damals bei dem Zugunglück in Saßmannshausen“. Was bei dem Gas-Unglück aber alles noch hätte passieren können – „da kann ich nur sagen: Gott sei Dank! Da hat echt einer die Hand über uns gehalten!“
Die Optimistische
Und da hätte so einiges passieren können, findet Angelika Hoyer, Anwohnerin des Lösser Weges ganz in der Nähe des Unfallortes – wenn nämlich „eine Stichflamme alles zur Explosion gebracht hätte“. So aber „läuft’s unter ,Dumm gelaufen’“, schmunzelt Hoyer. „Ich bin dankbar, dass es so glimpflich abgelaufen ist.“ Allerdings sein gerade zu Weihnachten solche Ereignisse im Rückblick natürlich präsent. Doch damit belasten dürfe man sich nicht, warnt Hoyer. Ihr Rat: „Abhaken und positiv jeden Tag erleben.“