Bad Berleburg. Kerstin Dickel über die Lockdown-Phasen, schöne Momente im Café und das neue Angebot: Kuchen und Torten zum Mitnehmen.
Leise knirscht der Schnee unter den Schuhen. Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch die kahlen Äste, während hier und da ein Rascheln zu hören ist. Minus acht Grad zeigt das Thermometer. Perfektes Wetter für einen kleinen Spaziergang und anschließenden Besuch in einem Café. Frisch gebackene Kuchen, verschiedene Torten, ein Kaffee oder wie wäre es mit einem Kakao mit einem Schuss Amaretto à la „Tote Tante“? Während die Tische im Anno Dazumal in der Bad Berleburger Oberstadt aufgrund des Lockdowns noch leer bleiben müssen, gibt es zumindest die hausgemachten Kuchen und Torten nun zum Mitnehmen. Seit einer Woche bieten Inhaberin Kerstin Dickel und ihre Mitarbeiterinnen ihr Essen für Außer-Haus an. Warum sie sich nun doch für ein Angebot to-go entschieden hat und wie sie vor gut dreieinhalb Jahren Inhaberin wurde, hat die 34-Jährige in einem Gespräch verraten.
Das besondere Flair
„Beim ersten Lockdown war es alles ein wenig schwieriger. Da hatten die Kitas komplett zu und als Mutter von zwei Kindern wollte ich nicht noch zusätzlich die Arbeit mit der ganzen Organisation. Nun ist alles anders. Meine Kinder können zwei Tage die Woche in die Kita gehe. Da ist es etwas einfacher.“ Mitte Dezember hatte die junge Mutter von zwei Kindern die Idee vom Essen to-go. „Das war direkt nach der Ministerkonferenz. Da haben wir uns dann zusammengesetzt und überlegt, was wir machen können“, erinnert sie sich. „Wir haben dann gesagt, wenn sich bis Februar nichts ändert, dann bieten wir unsere Speisen zum Mitnehmen an.“ Gesagt – getan. Seit dem 4. Februar gibt es nun donnerstags bis sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr eine kleine Auswahl an Kuchen und Torten Außer-Haus.
Doch gerade das Planen fiel zuerst gar nicht so leicht. „Wir wussten ja gar nicht, wie viele Menschen am Ende vorbeikommen werden. Dass es so gut angenommen wird, damit hätten wir zu Beginn nicht gerechnet. Aber das hat uns schon sehr gefreut, dass wir nur wenige Stücke wieder mit nach Hause nehmen mussten.“
Die umsatzstärksten Monate
Dabei wäre eigentlich gerade jetzt die ideale Jahreszeit für das Café Anno Dazumal, wie Kerstin Dickel uns erzählt. „Für gewöhnlich ist von Oktober bis März unsere Zeit. Dann kommen viele Gäste, um sich hier aufzuwärmen oder einfach die Zeit hier bei einem gemütlichen Plausch mit einem Kaffee zu genießen.“
Viele Deko-Artikel, gemütliche Sofas und verwinkelte Räume – gerade das Flair im Café schätzen die Gäste sehr. „Die Inneneinrichtung ist es, was das Café zu dem macht, was es heute ist. Viele unserer Gäste kommen, eben weil es so heimelig ist – wie bei Oma.“ Und nicht nur das schätzen die Gäste – auch das Miteinander dort – sei es mit Freunden, Geschäftspartnern oder eben allein. „Eine meiner Mitarbeiterinnen sagt schon mal: Heute hatten wir sie wieder alle – und das ist im positiven Sinn gemeint“, so Dickel. „Die Mischung ist einfach großartig – wir sind Kellner, Freund, Therapeut und mehr. Das macht einfach Spaß.“
Und was war ihr Highlight in den vergangenen Jahren? „Da gibt es einige – aber die Weihnachtszeitreise ist immer ein ganz besonderes Wochenende für uns. Die Gerüche, die Menschen, die Zeit – darauf freue ich mich immer sehr.“ Und was blieb ihr besonders in Erinnerung? „Auch da haben wir hier einiges erlebt – sowohl schöne als auch lustige Momente.“ So beispielsweise, als ein Pärchen seine Liebe öffentlich zelebrieren wollte. „Sie haben sich die ganze Zeit so wild geküsst, dass einige Gäste das Weite suchten. Das war schon etwas unangenehm“, sagt sie und lacht.
Ursprünglich wollte sich die 34-Jährige gar nicht selbstständig machen in der Gastronomie. „Ich habe in der Gastro gelernt und wusste, wie anstrengend es werden könnte.“ Bereut aber hat sie den Schritt bis heute nicht. „Am Ende war es eine Bauchentscheidung. Und wenn man mit seinem Herz an einer Sache hängt, dann ist das ein schönes Gefühl. Dann macht man es gern.“
Die Anfänge
2017 hat Kerstin Dickel das Café Anno Dazumal übernommen. „Zuvor waren wir schon oft als Stammkunden im Café. Der Eigentümer des Hauses – ein guter Bekannter von meinem Mann und mir – hatte mich zunächst gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in dem Café zu arbeiten.“ Irgendwann kamen die Büroarbeiten hinzu und schlussendlich übernahm sie das Café gänzlich – mit Namen, Inneneinrichtung und einer ihrer heutigen Mitarbeiterinnen. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Ihre Mutter hatte einmal in dem Haus gewohnt – über dem heutigen Café. Und auch ihr Opa war schon in dem Haus tätig – damals in der ehemaligen Bäckerei Stark.
Nicht nur Inneneinrichtung und der Namen wurden übernommen – auch ein Teil der alten Karte. Sie wurde dann mit neuen Getränken und Speisen ergänzt – so auch die „Tote Tante“. „Als ich noch auf Sylt gearbeitet habe, gab es das Getränk häufiger. Ich fand den Namen lustig und habe es dann schlussendlich mit in die Karte aufgenommen“, sagt Dickel und lacht.
Die beliebtesten Kuchen
Und welche Kuchen sind am beliebtesten? „Da sind die Geschmäcker verschieden. Was wir aber versuchen ist, dass wir den gebackenen Käsekuchen und Stachelbeer-Baiser dort haben. Die zwei gehen eigentlich immer – egal welche Saison gerade ist.“ Die hausgemachten Kuchen sind es auch, für die die Gäste zum Teil extra ins Café fahren. „Wir hatten einmal einen Gast von weiter weg – er hatte sich so auf die Himmelstorte gefreut. Leider hatten wir sie genau an dem Tag nicht da.“
Im vergangenen Sommer kamen sogar mehr Gäste von außerhalb. „Ich glaube, das lag auch zum Teil an Corona. Viele Menschen haben ihren Urlaub in Deutschland verbracht oder blieben zuhause. So einen guten Sommer, wie im vergangenen Jahr, hatten wir glaube ich noch nicht. Man spürte, dass sie Menschen froh waren, endlich wieder raus zu dürfen.“
Raus gehen, Freunde im Café treffen – darauf wartet auch Kerstin Dickel. „Das Café ist so leblos ohne die Gäste. Wir freuen uns so sehr darauf, wenn wir sie wieder bedienen dürfen.“