Bad Berleburg. Die Stadt Bad Berleburg und Greenfiber treiben den Ausbau eines Netzes voran. Wir stellen zusammen, was Kunden zum Ausbau wissen müssen.
Bad Berleburg will schneller und smarter werden. Der Ausbau eines eigenen Glasfasernetzes wurde in den vergangenen Wochen und Monaten politisch vorangebracht. Jetzt kommt es für die Partner Stadt Bad Berleburg und Greenfiber darauf an, möglichst viele Haushalte von den Möglichkeiten des Glasfaserausbaus zu überzeugen. Nur wenn bis zum April möglichst viele Haushalte mitmachen, wird es einen kostenlosen Ausbau geben. Dafür rührt die Stadt Bad Berleburg auf der Dörfertour der Zukunft die Werbetrommel. Wir sprechen mit dem Chef von Greenfiber, Paul Gummert. Er beantwortet Fragen, die sich auch viele Interessenten stellen werden.
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Aktuell gibt es in Wittgenstein noch Haushalte, die gerade einmal ISDN-Leitungen haben. Seit einigen Jahren arbeiten Bund, Land, Kommunen und freie Wirtschaft am Ausbau des schnellen Internets. Warum hinkt Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern hinterher?
Dafür müssen wir in die 1980er-Jahre zurück. Das Kabinett von Bundeskanzler Schmidt beschloss 1981 einen vollständigen Glasfaserausbau der damaligen Bundesrepublik. Aber nach dem Regierungswechsel 1982 auf Bundeskanzler Helmut Kohl wurde der Glasfaserausbau wieder kassiert. Stattdessen schwenkte man auf den Auf- und Ausbau eines Kupfernetzes welches dem Privatfernsehen den Weg in möglichst viele Haushalte ebnen sollte. Die verschiedenen Kupfer-Varianten wie ISDN, DSL, Vectoring oder Kabel/COAX haben ihre Leistungsgrenze allerdings längst erreicht. Mit den sich rasant entwickelnden Möglichkeiten und Erfordernissen der Digitalisierung kann die kupferbasierte Datenübertragung schlichtweg nicht mehr Schritt halten – und zwar ganz sachlich durch die physikalischen Eigenschaften. Deswegen schlägt nun mit einigen Jahrzehnten Verspätung halt die Stunde der Glasfaser, auch wenn es angesichts Situation in den Nachbarländern längst 5 nach 12 Uhr bei der Breitbandversorgung ist.
Was macht den Unterschied zwischen Glasfaserinternet und herkömmlichen Kupferleitungen für einen normalen Vier-Personen-Haushalt aus?
Glasfaserinternet erfüllt die höchsten Ansprüche an Schnelligkeit, Stabilität und Sicherheit. Die von kupferbasierter Datenübertragung bekannten Leistungsabfälle und Störungen, vor allem in Zeiten, wo alle Haushaltsmitglieder und zusätzlich alle Nachbarn surfen, werden endgültig der Vergangenheit angehören. Home-Office, Home-Schooling, Online-Gaming, E-Business, Telemedizin oder auch der gemütliche Fernsehabend können problemlos parallel ausgeführt werden. Die Unterschiede werden besonders deutlich beim Upload, also beim Versenden von Datenpaketen, beispielsweise bei Videotelefonie. Und am Ende der Leistungsfähigkeit von Kupfernetzen fängt das Leistungsspektrum der Glasfaser an.
Aktuell bieten Sie die Glasfaser-Hausanschlüsse kostenlos an. Was zahlen Kunden, die sich erst nach dem Stichtag Anfang April entscheiden?
Die Kosten für die Errichtung eines Hausanschlusses werden bis zum 2. April 2022 in der Tat von den Stadtwerken Bad Berleburg und Greenfiber komplett übernommen. Wer sich erst nach Ablauf dieser Frist und bis zum Ende der Bauzeit für einen Glasfaserhausanschluss entscheidet, muss einen Eigenbeitrag in höhe von 500 Euro beisteuern. Gemessen an den realen Kosten, die bei 2.500 Euro aufwärts liegen, ist dies immer noch äußerst preiswert. Erst nach dem Ende der Bauphase werden Spätentschlossene dann die vollen, realen Kosten tragen müssen.
Welche Voraussetzungen muss mein Haushalt haben, um angeschlossen werden zu können?
Das Angebot ist buchstäblich flächendeckend und gilt für jeden einzelnen Haushalt in Bad Berleburg. Einzige Voraussetzung für einen Glasfaserhausanschluss ist der Abschluss mindestens eines Kundenvertrages. Die Gegebenheiten vor Ort prüfen wir vor den Baumaßnahmen bei einer gemeinsamen Begehung.
Gibt es auch klare Ausschlusskriterien für einen Netzanschluss?
Nein. Denn für geplante Glasfasernetz wird eine komplett neue und eigenständige Infrastruktur errichtet. Ob das jeweilige Gebäude in der Kernstadt oder in einem der verschiedenen „Dörfer“ steht, spielt keine Rolle. Wir kommen überall hin.
Sie vermarkten nicht nur den Glasfaser-Netzanschluss, sondern auch Internet-, Telefon und Fernsehprogramm-Anschlüsse. Was passiert wenn ich aktuell noch an einen anderen Anbieter gebunden bin?
Den Kundinnen und Kunden entstehen weder Wechselstress noch doppelte Kunden. Denn um die Kündigung der Altverträge kümmern wir uns. Sobald der Altvertrag ausgelaufen sind übernehmen wir die Versorgung. Es wird für die Kundinnen und Kunden also keine doppelten Kosten geben.
Wenn das Netzausgebaut ist, geht es in den Besitz der Stadt Bad Berleburg über. Was passiert dann mit Greenfiber?
Wir haben eine sehr bewusste Standortentscheidung mit dem Engagement im geförderten Ausbau im Kreis Siegen-Wittgenstein und dem Kooperationsprojekt mit der Stadt Bad Berleburg getroffen. Unser Engagement ist langfristig ausgelegt. Wenn das Glasfasernetz ausgebaut und „aktiv“ ist, werden wir sowohl als Teil der Betreibergesellschaft als auch als Anbieter (Provider) dauerhaft ein fester Bestandteil der Smart City Bad Berleburg bleiben.
Was passiert, wenn in Bad Berleburg zum Stichtag 2. April 2022 weniger als die 30 Prozent der Haushalte und Gewerbetreibenden mitmachen?
Das wäre schade. Einerseits entstünden für die Bürgerinnen und Bürger in diesem Fall keinerlei Kosten, da die angegebenen Verträge dann schlichtweg nicht wirksam wären. Andererseits würde der unbefriedigende status quo bei der Breitbandversorgung in Bad Berleburg dann auf unabsehbare Zeit eingefroren werden. Denn nur mit dem Gemeinschaftsprojekt „Unser BLB-Netz“ kann der flächendeckende Aufbau eine Glasfasernetzes für ganz Bad Berleburg realisiert werden.