Elsoff. Für den Fall in Elsoff gilt eine seltene Besonderheit. Hier gibt es für drei Anschlüsse keinen diskriminierungsfreien Zugang.
So nah und doch so fern. Der Elsoffer Allgemeinmediziner Hans-Peter Becker ist dem schnellen Internet in den vergangenen Monaten einen Schritt näher gekommen. Angeschlossen an das Breitbandnetz ist er aber nach wie vor nicht. Und das hat ganz spezielle Gründe.
Rückblende: Im August 2020 hatten die Stadt Bad Berleburg und der Netzbetreiber Westnetz gemeinsam 30.000 Euro in die Hand genommen, um neben dem ohnehin geförderten Ausbau eines Glasfasernetzes bis an die Bordsteinkante (FTTC) auch drei Glasfaser-Hausanschlüsse möglich zu machen. „Das Ganze ist ein Leuchtturmprojekt“, macht der bei der Stadt Bad Berleburg für den Breitbandausbau zuständige Manuel Spies deutlich. Um das mit der Universität Siegen angestoßene Forschungsprojekt „Digitale Dorfmitten“ zu unterstützten, sollten wesentliche Infrastrukturmerkmale wie der Dorfladen „Insen Laare“, das Dorfgemeinschaftshaus und die Arztpraxis über direkte Glasfaseranschlüsse verfügen.
Angst um Zulassung als Kassenärztliche Praxis
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Im Oktober klagte Mediziner Hans-Peter Becker dann im Gespräch mit dieser Zeitung, dass zwar das Leerrohr inzwischen bis in seine Praxis verlegt worden sei, der Lichtwellenleiter aber lasse auf sich warten. Inzwischen wurde die Glasfaser im Elsoffer Ortskern von Stadt und Westnetz-EON verlegt. „Das war so vor gut drei Wochen“, berichtet Becker. Auf einen Schalttermin aber, mit dem das schnelle Internet in seiner Praxis Einzug halten könnte, wartet Becker verzweifelt. Seine große Sorge ist, dass seine Praxis künftig die Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung nicht erfüllen könne. Dabei geht es unter anderem um die elektronische Krankmeldung und weitere Dienstleistungen, die künftig nur internetgestützt funktionieren sollen.
Telekom ist nicht zuständig
Bei seinem Telekommunikationsanbieter kommt Becker nach eigenen Angaben nicht weiter: „Ich habe seit drei Wochen Probleme mit der Telekom“, sagt er. Diese verweigerten ihm einen Anschluss an die Glasfaserleitung mit den Worten: „Das ist nicht vorgesehen.“
Von der Deutschen Telekom gab es am Montag keine Stellungnahme. Recherchen dieser Zeitung ergeben einen ‘Sonderfall Elsoff’, der von den sonst üblichen „diskriminierungsfreien Leitungszugängen“ abweicht: Die Telekom könnte Beckers Praxis in der Tat nicht an das Glasfasernetz anschließen, weil dieses kleine Teilnetz von der Stadt Bad Berleburg und Westnetz-Eon außerhalb des Förderprogramms angelegt worden ist. Der von Westnetz betriebene „eigenwirtschaftliche Ausbau“ sorgt dafür, dass die Leitung zu Beckers Praxis, dem Dorfladen und dem Gemeindehaus nur mit Eon-Highspeed-Verträgen des Netzbetreibers nutzbar ist.
Christoph Brombach, Sprecher von Westnetz-Eon, bietet Hans-Peter Becker aber unbürokratische, schnelle Hilfe an. „Wir übernehmen die Kündigung seines Telekomvertrages und sorgen für die Portierung seiner Nummer.“ Es könne aber je nach Kündigungsfrist dauern. So lange gebe es aber die Möglichkeit, bereits einen zweiten Eon-Vertrag abzuschließen und das Netz voll umfänglich nutzen zu können, so Brombach.