Siegen. Mordversuch: Siegenerin soll Seniorin geschlagen, gewürgt, gefesselt und zum Sterben zurückgelassen haben. Drei Tage schwer verletzt in Wohnung gelegen.
Mit einem schweren Aschenbecher, mit einem Locher, mit einem Bügeleisen – kurz: mit allem, dessen sie im Augenblick ihrer Tat habhaft werden konnte, soll sie auf ihre Ex-Schwiegermutter eingeschlagen haben. Durchaus im Bewusstsein, die damals 83-Jährige zu töten: „Das ist dein letzter Tag heute“, seien die Worte der 59-jährigen Frau aus Siegen am Nachmittag des 20. Juni gewesen, so die Staatsanwaltschaft am Donnerstag, 19. Dezember, beim Prozessauftakt am Siegener Landgericht. Die Beschuldigte ist unter anderem wegen versuchten Mordes angeklagt.
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Staatsanwältin Tabea Schneider zeichnete das Geschehen am Tattag nach: Die damals 59-Jährige habe am Eingang eines Mehrfamilienhauses an der Marienborner Straße auf die Mutter ihres Ex-Mannes gewartet und diese dann von hinten aufgefordert, die Haustür zu öffnen. Auf dem Weg zu deren Wohnung habe sie die frühere Schwiegermutter wiederholt zur Herausgabe von Geld aufgefordert. Sie habe Kenntnis davon gehabt, dass eine große Bargeldsumme in der Wohnung zu finden sei. „Ich weiß, dass du Geld hast!“, zitierte die Staatsanwaltschaft die Angeklagte.
Siegen: Ex-Schwiegertochter soll alte Frau allem malträtiert haben, was ihr in die Hände fiel
Zusehends sei dann Gewalt ins Spiel gekommen. So habe die mutmaßliche Täterin mit einer Schere das Kabel des Festnetztelefons durchtrennt, um mögliche Hilfeersuche der 83-Jährigen zu unterbinden. Sie habe mit einem Aschenbecher aus Marmor mehrfach auf Kopf, Gesicht und Oberkörper ihres Opfers geschlagen und immer wieder nach Geld verlangt. Und das durchaus mit einer expliziten Todesdrohung: „Das ist dein letzter Tag heute!“
„Sie hat alles getan, damit die Geschädigte bald stirbt.“
Der älteren Dame gelang laut Anklageschrift die Flucht in ihr Badezimmer; dort wollte sie am Dachfenster um Hilfe rufen. Die Ex-Schwiegertochter habe sie mit einem nassen Geschirrtuch von hinten gewürgt und zudem versucht, sie mit einer Stoffkordel an Händen und Füßen zu fesseln. Mehrfach soll die Angeklagte mit einem Bügeleisen auf ihr Opfer eingeschlagen haben, bis dieses bewusstlos zu Boden gegangen sei. Die 59-Jährige habe dann einen Betrag von 2785 Euro sowie EC-Karte, Personalausweis und Mobiltelefon der 83-Jährigen genommen und das Bad von außen abgeschlossen. „Sie hat alles getan, damit die Geschädigte bald stirbt“, so die Staatsanwältin.
Mordversuch in Siegen: Drei Tage lang liegt die Seniorin schwer verletzt in ihrer Wohnung
Erst am dritten Tag nach der Tat sei der Sohn der 83-Jährigen gegen 22 Uhr in deren Wohnung gekommen. Er habe Blutspuren gesehen und die verschlossene Badezimmertür. Rettungskräfte hätten die Frau schließlich befreit. Ärztlicherseits seien multiple Abwehrverletzungen diagnostiziert worden, ein Schädelhirntrauma, Brüche an Schulter und Schlüsselbein sowie mehrere Prellungen an Kopf, Oberkörper und Handgelenken. Hätte die Frau noch länger allein im Bad gelegen, wäre „mit ihrem Ableben zu rechnen“ gewesen, hieß es.
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Die mutmaßliche Täterin soll laut Staatsanwaltschaft ihr Opfer aus Habgier und mit gefährlichen Werkzeugen in die Gefahr des Todes gebracht haben. Zudem ist sie wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Raubs angeklagt. Die Einlassung der Angeklagten erfolgte am ersten Tag der Hauptverhandlung noch nicht. Der Prozess wird am 6. Januar 2025 fortgesetzt.