Siegen. Streit um Abi- und Abschlussfeiern: Soll Siegen dafür die Hallenmiete erlassen? „Was kann man denn dagegen haben?“, wundert sich Volt. Einiges, wie sich zeigt.

„Was kann man denn dagegen haben?“, wunderte sich Samuel Wittenburg. Die Volt-Fraktion hatte im Rat beantragt, für Abi- und Abschlussfeiern die Saalmiete zu erlassen - unter anderem mit dem Argument, Schülerinnen und Schülern, die nicht viel Geld haben, zu entlasten; die Leistung der jungen Generation anzuerkennen. Das wurde abgelehnt: Damit würde ein Präzedenzfall geschaffen, man könne keine Grenze mehr ziehen, wer zahlen soll und wer nicht. Die Stadt hatte darauf verwiesen, dass Abschlussjahrgänge bereits 30 Prozent der Mietkosten erlassen bekommen: Ein weiterer Verzicht würde dazu führen, dass die Allgemeinheit eine private Feier bezahlen würde. Zudem könnten andere Gruppen dann ebenfalls Mieterlass fordern.

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Es gehe nur um die reine Miete, hatte Wittenburg betont - Personal, Technik, Versicherung solle weiter in voller Höhe gezahlt werden. „An die ‚Früher-war-alles-besser-Fraktion‘: Kleiner war auch schön“, so der Fraktionsvorsitzende, das wolle man niemandem absprechen. „Aber Zeiten ändern sich“, heute werde anders gefeiert, das müsse man akzeptieren. Die Jahrgänge organisieren ihre Feiern selbst, oft in der Bismarck- oder Siegerlandhalle. Für Jugendliche aus Familien mit wenig Einkommen sei das der „pure Stress“, so Wittenburg, selbst Lehrer. Diesen Stress wolle man etwas reduzieren. Der Verlust an Einkommen für die Stadt in Höhe von rund 10.000 Euro seien da „Peanuts“. Die Stadt unterstütze viele Gruppen und Vereine, hier könne auch das Signal gesendet werden, dass sich junge Menschen aus Siegen in der Stadt gewollt fühlen; auch, um sie hier zu halten.

Siegen: Kein Präzedenzfall für Schülerinnen und Schüler mit wenig Geld

Henning Klein (Linke) fand die Idee charmant: Finanziell sei das mit der Saalmiete zwar sicher zu machen, „aber wenn unsere Schüler unsere Schulen besuchen können sie auch in unseren Hallen feiern“, so der Fraktionsvorsitzende. Das sei ein Stück Heimat, gehöre zum städtischen Leben dazu.

„Wenn unsere Schüler unsere Schulen besuchen können sie auch in unseren Hallen feiern.“

Henning Klein,
Linke

Die anderen Fraktionen fanden den Vorschlag indes weniger charmant. Sie finde es schwierig, eine Gruppe herauszunehmen, denen man die Kosten erlassen wolle, fand Grünen-Fraktionsvorsitzende Lisa Bleckmann. CDU-Chef Marc Klein: „Wir können keine Grenze ziehen, wem wir die Hallen kostenlos überlassen und wem nicht“. Er erinnerte auch an die Vorabi-Feten, die extra „zur Finanzierung des Spektakels“ veranstaltet werden. Dadurch würden andere finanziell benachteiligte Gruppen noch mehr benachteiligt, meinte Markus Nüchtern (FDP) und brachte die Schul-Aulas ins Spiel.

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Christian Sondermann sprach dem Volt-Antrag die Seriosität ab: „Ihr wisst, das wird abgelehnt, ihr steht dann gut da, weil ihr euch eingesetzt habt, alle anderen sind dann die Bösen.“ Der Schulabschluss komme nicht plötzlich, deshalb werde in vielen Jahrgangsstufen jahrelang regelmäßig ein Obolus angespart, genau zu diesem Zweck. Ihm sei auch nicht bekannt, dass Schüler von der Abschlussfete ausgeschlossen wurden, weil sie das Geld nicht aufbringen konnten. Dafür gebe es Fördervereine, Solidarität im Klassenverband. Es sei auch Aufgabe der Lehrerschaft, so etwas zu erkennen und weiterzutragen, pflichtete Martin Heilmann (Grüne) bei.