Kreuztal-Krombach. Laut Krombacher die größte Investition in der langen Geschichte der Brauerei: Die Abfüllung im Littfetal wird gründlich modernisiert - im laufenden Betrieb.
Der Bierabsatz in Deutschland ist das letzte Mal vor zehn Jahren gestiegen. Seitdem geht es kontinuierlich bergab für die Branche, aber nicht für alle gleichermaßen. Die Siegerländer Brauerei Krombacher konnte weiter lange Wachstum verbuchen, bis 2019. Es gelang sogar der Sprung über die sechs Millionen Hektoliter Bier pro Jahr, inklusive Malzbier. Seit der Corona-Pandemie 2020 stagniert das hergestellte Volumen zwar, aber in Kreuztal-Krombach geht man optimistisch in Zukunft von „nachhaltigem Wachstum“ aus. Dafür soll jetzt enorm investiert werden: 100 Millionen Euro will die Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg in die Hand nehmen, um Abfüllung und Logistik am Standort im Siegerland fit für die Zukunft zu machen. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Dort werden neben dem am meisten getrunkenen Pils in Deutschland auch Radler, Weizenbier sowie die Sorten Krombacher‘s Fassbrause und Spezi hergestellt und abgefüllt. „Die Komplexität im Abfüllprozess ist hoch“, erklärt Krombacher-Sprecher Peter Lemm.
„Der Umbau ermöglicht es uns, auch die Effizienz in der Logistik erheblich zu steigern. Wir bekennen uns damit auch zukünftig zum Mehrwegsystem und stellen unsere Prozesse zukunftssicher auf.“
Ein 100-Millionen-Euro-Projekt setzt auch ein großes Unternehmen wie die Krombacher Brauerei nicht von heute auf morgen um. Ein gewisser Vorlauf und intensive Planungen seien vor dem Start notwendig gewesen. Als erster Schritt werde nun die Sortierung und der Materialfluss optimiert. In Brauereien werde täglich eine große Menge an Leergut verarbeitet, was eine kontinuierliche und schnelle Sortierung notwendig mache, um dieses wieder in den Produktionskreislauf einzuspeisen. Der Sortieraufwand sei aufgrund der verschiedenen Flaschentypen und -formen extrem hoch. Mit den neuen Anlagen werde der Prozess deutlich effizienter, heißt es vom Unternehmen. „Der Umbau ermöglicht es uns, auch die Effizienz in der Logistik erheblich zu steigern. Wir bekennen uns damit auch zukünftig zum Mehrwegsystem und stellen unsere Prozesse zukunftssicher auf“, sagt Michael Kröhl, Leiter der Logistik in Krombach.
Nach der Sortierung soll ab 2026 die Abfüllung modernisiert werden. „Um auch in Zukunft bestmögliche Sortenvielfalt anbieten zu können, brauchen wir auch in der Abfüllung bestmögliche Prozesse, die effizient laufen und ressourcen- sowie energieschonend sind“, sagt Lemm. Die größte Herausforderung ist also nicht die Finanzierung, sondern die Umsetzung des Projekts im laufenden Betrieb, ohne dass es zu Lieferengpässen kommt. Die Krombacher-Kunden sollen schließlich nicht einen Tag auf dem Trockenen sitzen müssen.
Einsatz von Künstlicher Intelligenz bereits Alltag
Installiert werden sollen laut Unternehmen vier neue, hochmoderne Abfüllanlagen - nach und nach. Erste Maßnahmen seien dafür bereits umgesetzt worden. Bereits heute sei der Abfüllprozess hoch automatisiert. Selbst der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Erkennung des jeweiligen Flaschenformats sei am Standort bereits üblich. Der Umbau der Abfüllung soll bis 2030 schließlich abgeschlossen werden.
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„Die Modernisierung unserer Abfüllanlagen ist ein klares Bekenntnis zur Zukunft unserer Brauerei und zur Sortenvielfalt, die unser Unternehmen prägt“, erläutert Manfred Schmidt, technischer Geschäftsführer der Krombacher Brauerei. „Trotz der enormen Herausforderungen, die der Umbau während des laufenden Betriebs mit sich bringt, setzen wir auf eine reibungslose Umsetzung, um unsere hohen Qualitätsstandards zu gewährleisten und den Anspruch, jederzeit zu einhundert Prozent lieferfähig zu sein.“
Die bis dato größte Investition in der mehr als 200-jährigen Geschichte der Traditionsbrauerei verbessere nicht nur die Prozesssteuerung erheblich, sondern schaffe auch mehr Flexibilität in der Produktion. Dadurch könne die Brauerei bereits heute und auch in Zukunft zuverlässig auf Wünsche der Verbraucher nach Vielfalt eingehen, sagt Schmidt. In den Bereichen des Brauprozesses und insbesondere der Gärung und Lagerung habe Krombacher bereits in den vergangenen Jahren sukzessive modernisiert. „Natürlich wird es da an einigen Stellen in den kommenden Jahren auch mal noch zu punktuellen Optimierungen kommen“, sagt Krombacher-Sprecher Lemm.
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Auch wenn der Bierkonsum aktuell sinke, glaube man in Kreuztal-Krombach an zukünftiges Wachstum, insbesondere durch die Sortenvielfalt. Das wichtigste Produkt bleibe das Pils, von dem nach wie vor mehr als vier Millionen Hektoliter im Siegerland gebraut werden.
„Als Familienunternehmen denken und agieren wir immer langfristig. Mit der hohen Investition bekennen wir uns klar zu unserem Kern als Brauerei. Natürlich wird die Krombacher Brauerei auch in Zukunft das Herz und der Mittelpunkt der Krombacher Gruppe sein“, betont Lemm. Einen erheblichen Anteil am Umsatz und Gewinn macht mittlerweile aber auch das Geschäft mit Marken wie Schweppes aus, für die Krombacher die Lizenz in Deutschland hält.
Am Brauereistandort im Siegerland beschäftigt Krombacher nach eigenen Angaben rund eintausend Menschen. Damit gehöre man zu den größten Arbeitgebern in der Region - und will dies offenkundig auch bleiben.
Veltins Brauerei hat Komplettumbau bereits hinter sich
Der Sauerländer Mitbewerber, die Privatbrauerei Veltins, hat ihre Investitionen in die Modernisierung des Standortes in Meschede-Grevenstein bereits vor einem Jahr abgeschlossen: Rund 420 Millionen Euro sollen geflossen sein. Gleichzeitig wurde zu Beginn dieses Jahres angekündigt, für die Eigenversorgung mit Sonnen- und Windstrom rund 90 Millionen Euro in die Hand zu nehmen. Nicht nur im Siegerland glaubt man also gegen den Trend weiter an Wachstum in der Bierbranche.