Siegen. Überaus magere Bilanz von „800 Bäume für Siegen“ im Jubiläumsjahr: Nur 164 Bäume in 10 Jahren gespendet und gepflanzt. Die Stadt gibt aber nicht auf.

Es ist weiter schwierig mit Pflanzen in der Innenstadt. Siegen ist zwar grünste Großstadt Deutschlands, aber nicht unbedingt in den Zentren. Da gibt es kaum geeignete Standorte - im Untergrund verlaufen vielfach Kabel und Rohre, es gibt wenig Platz für raumgreifendes Wurzelwerk, das im Zweifel Leitungen zerstören kann. Das hehre Ziel, im Jubiläumsjahr 800 Bäume zu pflanzen, wurde jedenfalls nicht erreicht, die Resonanz war überaus verhalten: Nur 164 Bäume wurden im Rahmen des seit 2014 laufenden Projekts „800 Bäume für Siegen“ gepflanzt. Nicht mal ein Viertel in zehn Jahren. Aber die Stadt gibt nicht auf. Unglücklicher Zufall: Einer der wenigen Innenstadtbäume musste jetzt auch noch wegen eine Parasitenschadens gefällt werden. Der Standort steht für Ersatz immerhin grundsätzlich zur Verfügung.

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Gegen einen Spendenbetrag von 250 Euro, so der Plan, sollten Privatleute, Unternehmen und Vereine Baumstandorte vorschlagen - und es scheiterte schon an den Standorten. Manche Spender legten sich auf bestimmte, unerfüllbare Plätze fest und waren auch nicht davon abzubringen. Wenn ein Ort nicht ging, zogen sie zurück. Und selbst wenn es mehr Spenden ohne Vorgaben gegeben hätte: Die Grünflächenabteilung hätte nicht gewusst, wohin damit. Nun, da das Projekt ausläuft, hält die Stadt aber daran fest, die „grüne Infrastruktur“ gerade im Innenstadtbereich zu entwickeln. Beim neuen Baumspendenprojekt soll allerdings Qualität statt Quantität im Vordergrund stehen. Die Zahl 800, hatte die Stadt bereits vor anderthalb Jahren eingeräumt, sei in der Rückschau wohl zu ambitioniert gewesen.

Zwischen Eisdiele und Dicker Turm in Siegen: Baum in Fußgängerzone Kölner Straße gefällt

Das Stadtbild soll definitiv grüner werden, von diesem Ziel hat sich die Verwaltung trotz allem nicht verabschiedet, Platzmangel hin oder her. „Es werden qualitativ hochwertige Standorte geschaffen, die durch die Grünflächen-Abteilung gepflegt werden“, heißt es in der Vorlage für den Umweltausschuss - gemeint sind sogenannte Pflanzgruben, die dem Wurzelwerk genug Raum bieten; so wird dafür gesorgt, dass durch fortschreitendes Wachstum weder Leitungen im Untergrund noch die Oberfläche beschädigt werden. Die jeweilige Baumart wird genau auf den jeweiligen Ort abgestimmt, damit sich die Pflanzen bestmöglich entwickeln können.

Baum Kölner Straße
Auch wenn er auf den ersten Blick gesund aussah: Der Baum gegenüber des unteren Karstadt-Eingangs sei stark umsturzgefährdet gewesen, so die Siegener Grünflächenabteilung. © WP | Hendrik Schulz

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Zum Beispiel an der Kölner Straße. Unterhalb des Dicken Turms, gegenüber des unteren Karstadt-Eingangs befand sich bis Donnerstag, 31. Oktober, ein Baum, der den Gästen in den Außenbereichen der umliegenden Cafés im Sommer Schatten spendete. Der wurde gefällt. Laut Grünflächenabteilung war die Mehlbeere bis ins Wurzelwerk von der „Stammfußfäule“ befallen, die Krankheit werde ausgelöst von einem aggressiv parasitär wirkenden Baumpilz („Feuerschwamm“). Auch wenn der Baum auf den ersten Blick gesund aussah: Die Verkehrssicherheit sei nicht mehr gegeben gewesen, die Mehlbeere sei stark umsturzgefährdet gewesen. Der Stumpf werde noch nachgeschnitten, der Standort geprüft für eine Neuanpflanzung.

Siegen: Baumspenden weiter möglich - aber was und wo bestimmt die Stadt

So werde auch bei anderen Standorten verfahren, heißt es in der Vorlage für das neue Baumspendenprojekt, der der Umweltausschuss in Grundzügen zustimmte. Für jeden Standort soll zunächst die jeweils optimale Baumart gewählt werden. Spenden sind also weiter möglich - ein Baum „kostet“ künftig aber wohl 500 Euro, wobei Teilbeträge ab 250 Euro möglich seien. Die Kosten für Pflege und Unterhaltung übernimmt die Stadt, die aber eben auch Art und Ort festlegt. So soll verhindert werden, dass einzelne Spender auf unerfüllbaren Standorten beharren. Über ein Anmeldeformular möchte die Stadt das Verfahren strukturiert abwickeln, heißt es weiter.