Dahlbruch. Die neue Hilchenbacher Bädergesellschaft hat die Köpfe für den Betrieb bestimmt: einen Geschäftsführer im Ehrenamt und einen neuen Betriebsleiter.
„Das Schwimmbad gehört der Allgemeinheit“, sagt Jan Strackbein. Und: „Ein Hallenbad können wir uns nur erlauben, wenn es einen echten Nutzen für die Bevölkerung hat.“ Dafür will er nun – mit Unterstützung vom Mitstreitern – selbst sorgen. Über die „Wellenbrecher“, deren Vorsitzender ist, und die DLRG ist ihm das Dahlbrucher Hallenbad bestens vertraut. Jetzt hat ihn die neu gegründete Bäder- und Betriebsgesellschaft zum Geschäftsführer bestellt. Strackbein, der sein Geld mit der von ihm gegründeten Areto, Wirtschaftsinformatik-Dienstleister für Unternehmen, verdient, macht das ehrenamtlich – wie auch schon den Vorsitz im Leader-Regionalverein, der die Dorfentwicklungsmittel von EU und Land an große und kleine bürgerschaftliche Projekte verteilt.
„Ein Hallenbad können wir uns nur erlauben, wenn es einen echten Nutzen für die Bevölkerung hat.“
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Nein, sagt Strackbein, der bisherige Betrieb des Hallenbades war nicht optimal, nicht nur für den Schwimmverein: „Wir haben einfach keine Stunden mehr bekommen.“ Mit knappem Personal haben die Lenne Therme, die das Hallenbad 20 Jahre lang betrieben haben, auch die Öffnungszeiten knapp gehalten. Montags und dienstags zwei, donnerstags drei Stunden Familienbad, nur mittwochs, freitags und sonntags sechs Stunden. Besonders ärgerlich: Samstags ist gerade einmal von 8 bis 11 Uhr geöffnet – „an einem Tag, wo alle Zeit haben“.
Das wird anders
„Wir wollen mehr Angebot schaffen“, kündigt Jan Strackbein an. Das geht, weil die Stadt nicht nur das Personal der Lenne Therme übernimmt, sondern auch die städtischen Fachangestellten mit ins Team kommen, unter anderem Florian Geisler, der künftige Betriebsleiter. Bisher mussten die Fachkräfte, die nur im Hilchenbacher Freibad eingesetzt waren, außerhalb der Saison im Baubetriebshof mitarbeiten. Nun können sie ihrem Beruf ganzjährig nachgehen, was den Job auch für neue Kollegen und Kolleginnen attraktiver machen wird. „Wir sind dann auch krisensicherer.“ Zuletzt musste das Hallenbad Anfang September wegen eines Krankheitsfalls eine Woche lang schließen.
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Die Öffnungszeiten werden direkt ab 1. Oktober erweitert. Kinderschwimmkurse kommen ins Programm, die Partys und Spielnachmittage sollen wieder aufleben. Jan Strackbein denkt auch an so etwas wie „betreutes Training“. Einer der „Wellenbrecher“-Trainer könnte den Frühschwimmern und -schwimmerinnen vom Beckenrand aus Gesellschaft leisten und ihnen Tipps geben, wie sie ihren Schwimmstil verbessern können. „Wir wollen für Jung und Alt mehr tun.“ Die könnten in Zukunft auch reichlicher kommen. Denn das Hallenbad ist, so wie Theater, Jugendcafé, Mehrzweck-/Sporthalle und Haus der Alltagskultur in den kmd, den Kulturellen Marktplatz Dahlbruch, integriert.
Eine ganze Reihe von Fragen ist offen. Zum Beispiel, wie viele Schwimmkurse das Bad, wie viele der Verein oder die private Schwimmschule anbietet. Und ob die Eintrittspreise verändert werden. „Es gibt keine Bilanzen“, sagt Jan Strackbein. Andererseits: Die Stadt muss, im Gegensatz zu dem bisherigen privaten Betreiber, keine Rendite erzielen, und sie will ihren bisherigen Zuschuss weiterbezahlen. „Ich gehe davon aus, dass am Ende etwas übrig bleibt.“ Strackbein selbst will „so viel Zeit wie nötig“ in seinen neuen 0-Euro-Job stecken, unterstützt von einer Assistenz in der Stadtverwaltung und vor allem von Betriebsleiter Florian Geisler.
Das ist der Hintergrund
Es war die wohlhabende Industriegemeinde Dahlbruch, die ihr Geld in den Neubau eines Hallenbades gesteckt hat, bevor sie zum 1. Januar 1969 nach Hilchenbach eingemeindet wurde – nachzulesen im Grundstein des Gebäudes. Sonst hätte Hilchenbach sich nämlich, so wenig wie die doppelt so große Nachbarstadt Kreuztal, ein solches Angebot nicht geleistet. Dass der Betrieb durch die Stadt selbst billiger sein kann als die Übertragung an einen privaten Betreiber, ist das Ergebnis des Gutachtens, aus dem nun Konsequenzen gezogen werden.
Die erst am 10. September gegründete Bäder- und Betriebsgesellschaft Hilchenbach kann unabhängig von den Spielregeln der öffentlichen Verwaltung arbeiten, bei Auftragsvergaben, bei der Bezahlung des Personals, und auch kein Rat oder Ausschuss reden mit. Für eine ähnliche Konstruktion hat sich die Stadt Netphen mit ihrer Freizeitpark Obernautal GmbH (FON) entschieden. Wobei Hilchenbach im Gegensatz zu Netphen jeden Krach in der Gesellschafterversammlung vermeidet: Die hat nämlich nur ein Mitglied, den Bürgermeister. Und auch der Beirat, der den Geschäftsführer beaufsichtigen soll, wird schlank gestaltet: Stadtrat Christoph Ermert bekommt nur zwei Mistreiter, die der Rat noch bestimmt
„Zweck der Gesellschaft ist nicht die Gewinnerzielung, sondern die bedarfsgerechte Daseinsvorsorge im Hinblick auf den Schwimmsport von Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt Hilchenbach sowie den im Stadtgebiet und im Umland ansässigen Schulen und Vereinen“, heißt es direkt am Anfang des Gesellschaftsvertrags. Besonders betont wird der Vorrang für den Schwimmsport von Hilchenbacher Schulen und Vereinen. Der Vertrag erlaubt, der Gesellschaft auch weitere Aufgaben zu übertragen, zum Beispiel „Reinigungsleistungen für den Badbetrieb und andere im Eigentum der Gemeinde Hilchenbach befindliche öffentliche Kultur- und Sportstätten“.
Darum geht‘s
„Für mich ist wichtig, dass das Bad so erhalten bleibt“, sagt Jan Strackbein. Nicht zuletzt auch für die eigenen „Wellenbrecher“, die dort vier Mal in der Woche trainieren. „Ich lade jeden herzlich ein mitzumachen.“ Sorge, dass das kleine Schwimmbecken mit den vier 25-Meter-Bahnen zu schnell zu voll wird, hat der Sportschwimmer überhaupt nicht. „50 Leute kriegt man da gut bewegt.“
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