Ferndorf. Das Panini-Album entfacht die Sammelleidenschaft – auch bei Senioren der Tagespflege „Mittendrin“ in Kreuztal. „Es ist eine große Freude.“

„Wer braucht diesen Sticker?“, „das ist das Rathaus“, „schau mal. Hier habe ich Henner und Frieder“ – so klingt es aktuell in der Ferndorfer Tagespflege „Mittendrin“. Auch die Ältesten machen bei der Panini-Sticker-Sammelaktion mit: Graziella Schöttler von der Tagespflege hat vor Kurzem ein Projekt für 15 Seniorinnen und Senioren gestartet. „Sie haben letzte Woche schon zwei Stunden mit großer Freude gesammelt, getauscht und in Erinnerungen geschwelgt. Es ist total eingeschlagen“, sagt Graziella Schöttler.

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Das Album haben Bruno Puddu und Tom Schirmer erfunden, realisiert hat es das Hamburger Büro „Juststickit“, unterstützt wird es von einigen Partnern aus Siegen und dem Siegerland, unter anderem auch von dieser Zeitung. 236 original Panini-Sticker hat das 44-seitige Album. Ende August dieses Jahres ging es los. Fleißig wird seitdem gesammelt: Bei Kiosken, Tankstellen oder Supermärkten kann man Sticker erwerben. 

Kreuztal: 15 Senioren der Tagespflege haben Panini-Alben erhalten - „wir freuen uns“

Donnerstagmittag. 14 Uhr. Gerda Köppe (83) singt ein altes Ferndorfer Lied auf Siegerländer Platt, das ihr Onkel geschrieben hat. Ihre Augen leuchten, wenn sie die Sticker mit den Worten „Schur“, „Woah Net“, „Kenne mer net, bruche mer net“ oder „Nodda“ am Ende des Albums sieht. Sie erinnert sich an die 1960er Jahre, als sie im Kino am Scheinerplatz in Siegen war. Als nächstes hat Gerda Köppe den Mäckes-Sticker in der Hand; davon habe sie viele in ihrer Küche. „Nach der Kartoffelernte gab es immer Kaffee aus dem Mäckes. Manche Leute nahmen den Kaffee im Mäckes auch mit zum Arbeiten. Ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück.“

Panini Album
Kreuztal: Karin Krutoff, Geschäftsführerin der Tagespflege „Mittendrin“ in Ferndorf, Gerda Köppe und Graziella Schöttler, die Organisatorin, sammeln gemeinsam Sticker der Stadt (von links).  © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

Anneliese Hain aus Kreuztal ist in den 1960er Jahren mit dem Fahrschulauto durch die Hundgasse in Siegen gefahren. „Ich weiß noch, wie mich der Fahrlehrer durch die Hundgasse gejagt hat. Das war sehr abenteuerlich, denn die Straße war sehr eng.“ Direkt neben Anneliese Hain sitzt Werner Braun aus Ferndorf. Er erzählt von dem Bombenangriff auf Siegen im Jahre 1944. Die Seiten sechs und sieben des Panini-Albums sind aufgeschlagen. „Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ob es gestern war. Mein Vater ist damals nach Siegen zum Wiederaufbau gefahren“, sagt Braun mit Blick auf das große Stadtfoto im Jahr 1931 auf Seite 7. Werner Braun war zum Ende des Zweiten Weltkrieges nicht in Siegen. „Als ich älter war, bin ich in der Vorweihnachtszeit mit seiner Mutter in der Kölner Straße und Bahnhofsstraße einkaufen gewesen.“

Kreuztal: Alte Bilder auf der Seite „800 Jahren Siegen“ sind besonders beliebt bei den Senioren

14.30 Uhr. Neben Werner Braun sitzt Silvia Otto aus Eichen. Sie hält den Glitzersticker der Obernautalsperre in der Hand. „Da war ich früher oft mit meinen zwei Hunden“, sagt Otto. „Ein schöner Ort.“ Christel Saß aus Krombach (83) betrachtet den Sticker des Bergbau-Kristalls „Siderit“ näher. „Diesen Sticker finde ich sehr hübsch, aber der Krönchensticker gefällt mir am besten.“ Den Sticker von Netphenerin Karin Tietze-Ludwig, die die Ziehung der Lottozahlen vor 60 Jahren moderierte, oder der 800-Jahre-Briefmarke betrachtet Christel Saß auch mit Freude.

Panini Album
Kreuztal: Tagespflege-Geschäftsführerin Karin Krutoff und Gerda Köppe haben ordentlich Spaß beim Sticker-Sammeln.  © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

Das Ehepaar Ilse und Manfred Lisch aus Kreuztal haben lange Zeit am Giersberg in Siegen gewohnt. „Es war eine tolle Zeit. Wir sind oft in die Oberstadt gelaufen, um einkaufen zu gehen. Ich bin so gerne in den Kaufhof gegangen. Es ist sehr schade, dass es das Karstadt-Kaufhaus nicht mehr gibt.“ Die Lieblingsorte des Ehepaares sind die Ginsburg und die Obernautalsperre. „Dort sind wir oft mit der Familie gewesen.“ Auch den Sticker vom Weihnachtsmarkt betrachtet Ilse Lisch mit Freude. Karin Krutoff, Geschäftsführerin der Tagespflege, und Graziella Schöttler, die Organisatorin der Aktion, sammeln gemeinsam mit den Senioren. „Es macht uns eine große Freude. Die Geschichten der Senioren sind einmalig.“

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