Kreuztal. Eine reiche Ernte in diesem Jahr: Am ersten Tag werden vier Tonnen Äpfel durch die Presse der Kreuztaler Gartenfreunde in Ferndorf gejagt.

9 Uhr morgens. Die Tore der Mosterei am Aherhammer im Industriegebiet Johannespfad sind offen. Es ist laut. Es rattert und plätschert. Der Duft von frisch gepresstem Apfelsaft durchdringt die Luft. Für sechs Kleingartenfreunde hat die Arbeit bereits um 6 Uhr morgens begonnen. Vor der Halle der Gartenfreunde Kreuztal stehen mehrere Holzkisten, Rollwagen und jede Menge Äpfel. „Seit Freitag haben die Leute schon Obst vorbeigebracht“, sagt Reinhard Stahlschmidt, stellvertretender Vorsitzender der Gartenfreunde Kreuztal.

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Heinz Hopfenziz aus Freudenberg ist an diesem Montagmorgen, 16. September, einer der ersten, der Äpfel von seiner Streuobstwiese in der Mosterei anliefert. 70 Kilogramm hat der 78-Jährige im Kofferraum seines Autos. Auf den frischen Apfelsaft freut sich schon die ganze Familie. „Ich verschenke den Apfelsaft oft an meine Kinder und Enkel“, sagt Hopfenziz.

Heinz Hopfenziz  kommt extra aus Freudenberg und bringt seine Ernte vorbei. In diesem Jahr sind es nur 70 Kilogramm. „30 Kilogramm sind in etwa schon auf den Boden gefallen und können nicht mehr verwendet werden.“

„Ich komme schon seit drei Jahren hierher und bin sehr zufrieden.“

Heinz Hopfenziz (78) aus Freudenberg

Kunde nimmt weite Wege nach Kreuztal auf sich

Der Freudenberger fährt schon seit drei Jahren zu der Mosterei in Ferndorf und ist sehr zufrieden. „Unsere Äpfel waren nur leider schon Mitte August reif und deshalb haben wir knapp 30 Kilogramm Äpfel verloren.“ Fallobst und faule Äpfel sind zur Herstellung von gesundem Apfelsaft ungeeignet, da sich gesundheitsschädliche Pilze auf der Oberfläche des Obstes absetzen können, erklärt Reinhard Stahlschmidt.

Mosterei Ferndorf
Der frische Apfelsaft wird entweder in 1-Literflaschen aus Glas oder in Beutel mit einem Inhalt von drei Litern gefüllt. © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

„Knapp vier Tonnen Äpfel werden wir heute zu Saft pressen“, sagt Stahlschmidt, der die Anmeldungen entgegennimmt. 30 Anmeldungen seien bereits eingegangen. Mit einem Elektro-Hochhubwagen holt Reinhard Stahlschmidt die Apfelsäcke, fährt sie zum Wasserbehälter und schüttet die Äpfel dort hinein. Die Äpfel rumpeln in das Wasserbad. „Sie werden aber nicht gewaschen“, sagt Stahlschmidt. Am liebsten haben die Kleingartenfreunde die Äpfel bereits gesäubert und ohne Stiele.

Gartenfreunde Kreuztal: So entsteht der Apfelsaft ohne Zusatzstoffe

Mit einer Metallschnecke gelangt das Obst vom Wasserbad in eine Mühle, die es zerkleinert. Das zerkleinerte Obst fällt dann in mehreren Lagen auf Mosttücher. Die wiederum werden von den fleißigen Helfern auf Zwischenbretter gelegt. Eine Pumpe befördert die sogenannte Maische dann in die Presse, die innerhalb weniger Minuten mit etwa 300 bar Pressdruck die Flüssigkeit vom Trester, also der ausgepressten Maische, trennt. Im Feinfilter werden die groben und weniger groben Mostbestandteile ausgefiltert. Die verbleibenden Rückstände sind gewollt.

Mosterei Ferndorf
Das zerkleinerte Obst, die Maische, fällt in mehrere Lagen auf Mosttücher, die auf Zwischenbrettern liegen. Der "Turm" wird dann gepresst. © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

Nach dem Feinfilter kommt der Rohmost in die Kundentanks. Noch davor durchläuft der Rohmost den Pasteur. „Die Pasteurisierungstemperatur liegt bei uns zwischen 78 und 88 Grad. Durch ein Ventil wird sichergestellt, dass der pasteurisierte Saft erst dann zur Abfüllung fließen kann, wenn die gewünschte Temperatur erreicht ist“, erklärt Reinhard Stahlschmidt, der bereits seit den 1950er Jahren im Ferndorfer Mostbetrieb arbeitet. Damit der Saft sein fruchtiges Aroma behält, darf es nur kurz erhitzt werden. Sonst könnten wichtige Inhaltsstoffe und auch der Geschmack verloren gehen.

Mosterei Ferndorf
Reinhard Stahlschmidt, stellvertretender Vorsitzender der Gartenfreunde Kreuztal, fährt den Trester (Pressrückstände) in einen Anhänger, der dann zu den Landwirten kommt. © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

Kreuztal: Der Apfelsaft in Flaschen oder Beutel gefüllt werden

Der Apfelsaft für Heinz Hopfenziz aus Freudenberg ist fertig. Anke Trapp und Margret Stahlschmidt kümmern sich um die Abfüllung, entweder in 1-Literflaschen aus Glas oder im Beutel mit einem Inhalt von drei Litern. Über einen dicken Schlauch wird der frisch gepresste Saft in Plastikbeutel und Flaschen abgefüllt. „Die Leute bringen ihre Äpfel morgens vorbei und können sie an demselben Tag wieder mitnehmen“, sagt Stahlschmidt stolz. 100 Kilogramm Äpfel ergeben etwa 68 Liter reinen Direktsaft. Der Rest ist Trester, den vor allem zwei Landwirte an ihre Rinder verfüttern, erklärt Stahlschmidt. Der größte Teil geht an den Irlenhof in Ferndorf.

„Die Leute bringen ihre Äpfel morgens vorbei und können sie an demselben Tag wieder mitnehmen.“

Reinhard Stahlschmidt
1. Vorsitzender der Gartenfreunde Kreuztal

„Am besten schmeckt der Apfelsaft, wenn man verschiedene Apfelsorten kombiniert. Noch besser ist es, wenn die Durchmischung mit alten Apfelsorten erfolgt, weil den neuen Sorten die Bitterstoffe weg gezüchtet wurden“, erklrät Reinhard Stahlschmidt. Am Tag sind die Kleingartenfreunde bis 18 Uhr vor Ort. „Wir müssen ja auch noch die Anlagen reinigen.“

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Etwa acht Wochen hat die Mosterei im Herbst Hauptsaison. Dieses Jahr von Mitte September bis voraussichtlich Ende Oktober. In dieser Zeit verarbeitet die Mosterei etwa 20 Tonnen Obst. Der Apfelsaft hält bis zu zwei Jahre nach Abfüllung, sagt Stahlschmidt, „wenn er richtig gelagert wird. Wir übernehmen keine Garantie. Er sollte bei maximal 10 Grad gelagert werden.“ „So alt wird er bei uns nicht“, sagt Hopfenziz aus Freudenberg. Der Saft wird im Laufe der Zeit dunkler, was der Qualität aber nicht schadet, wenn die Flasche gut verschlossen und ohne Schimmel ist. Mit dem Ergebnis des ersten Mosttages sind Kreuztaler Gartenfreunde sehr zufrieden. Ende Oktober, zum Abschluss der Saison, werde dann zusammen gefeiert – bei einem gemütlichen Abendessen, erzählt Stahlschmidt.

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Der Hauptmostbetrieb hat am 16. September dieses Jahres begonnen. Anmeldungen unter 0176 /57194731. Am 18. Oktober dieses Jahres findet der Quittentag statt.