Kreuztal. Die spanische Wegschnecke breitet sich aus, auch im Siegerland, die Schädlinge kommen fast überall hin. Kreuztaler Experte über wirksame Gegenmittel.
Die spanische Wegschnecke ist in diesem Jahr eine wahre Plage – auch im Siegerland. Sie kommt in der Dämmerung aus ihren Verstecken, kriecht bevorzugt auf saftige Jungpflanzen und kann hier erheblichen Schaden anrichten. „Über 500 Schnecken hat eine Kollegin letztens an einem Tag in Krombach eingesammelt“, sagt Reinhard Stahlschmidt, 1. Vorsitzender der Gartenfreunde Kreuztal. Schuld sei die Feuchtigkeit in diesem Jahr.
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Nach mehreren Trockenjahren schüttete es 2023 ordentlich. Das Landesumweltamt registrierte die höchste Jahresniederschlagsmenge seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. „Durch die Feuchtigkeit konnten die Eier schlüpfen, die die Schnecke das letzte Jahr gelegt hat.“ Die spanische Wegschnecke habe sich im Siegerland ausgebreitet, sagt Stahlschmidt. Die Art legt doppelt so viele Eier wie andere Weichtiere. Von Ende Juni bis in den Spätherbst werden sie in Erdlöchern, unter Brettern und Steinen abgelegt. Neben der spanischen Wegschnecke gelten auch Gartenweg-, genetzte Acker-, rote und gemeine Wegschnecke und Mittelmeer-Ackerschnecke als besonders schädlich für den Garten.
Gegen die Schneckenplage im Siegerland helfen bestimmte Kräuter im eigenen Garten
Damit die schleimigen Tiere sich in heimischen Gärten nicht so wohlfühlen, helfen verschiedene Pflanzen, um die sie in der Regel einen großen Bogen machen: Salbei, Thymian, Fingerhut, Rosmarin, Lauch, Storchenschnabel oder Frauenmantel. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) empfiehlt Steinmehl oder Kalk am Boden. Die Weichtiere meiden raue Oberflächen und Kalk verätzt ihren Schleimfuß. Auch Brennnesseljauche, die man in großen Mengen auf dem Boden im Garten ausbringt, soll helfen. Die Jauche schadet den meisten Pflanzen nicht. Nur bei Kräutern sollte man lieber darauf verzichten.
„Über 500 Schnecken hat eine Kollegin letztens an einem Tag in Krombach eingesammelt.“
„Wir verstreuen auch den Kaffeesatz aus unserer Filterkaffeemaschine im Garten“, sagt Reinhard Stahlschmidt. Schnecken mögen den Geruch von Kaffee nicht. Seine Frau wollte Kulturheidelbeeren ernten, erzählt der 70-Jährige, „wir haben extra ein Netz über die Heidelbeeren gespannt. Das ganze Netz war voll Schneckenspuren. Unglaublich.“ Auch Hochbeete sind für die Schädlinge kein Problem, „das sind echte Kletterkünstler. Letztens hatten wir auch eine in der gelben Tonne“, sagt der Kreuztalers. Es scheint, dass die Methoden zur Schneckenbekämpfung Erfolg haben: „In diesem Jahr haben wir in unserem Garten keine Probleme. Es gab mal Zeiten, da haben wir auch 60 Schnecken am Tag gesammelt.“
Schneckenplage in Siegen: Das Mittel „Schneckenkorn“ war dieses Jahr zwecklos
Neben Kaffeesatz, Sand und Holzspänen soll auch Schneckenkorn ein bewährtes Mitteln sein. Der Köder in Granulatform ist bei Gärtnerinnen und Gärtnern allerdings umstritten. Das Mittel enthält Wirkstoffe wie Eisen-III-Phosphat und Metaldehyd. Eisen-III-Phosphat ist für Tiere ungefährlich. „Wir haben das Schneckenkorn Eisen-III-Phosphat auch schon genutzt, aber in diesem Jahr war es zwecklos“, sagt Reinhard Stahlschmidt. Das giftige Metaldehyd hingegen rafft die Tiere dahin - aber auch weniger gefräßige Arten wie Gehäuseschnecken und Tigerschnegel. Und es schädigt auch andere Tiere wie Vögel oder Igel. Wer seinen Garten so gestaltet, dass sich natürliche Feinde der Wegschnecke - Igel und Kröten zum Beispiel - dort wohlfühlen, kann auch Erfolg bei der Bekämpfung der Weichtiere haben.
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Eine weitere Möglichkeit: Schneckenzäune. In Baumärkten und Gärtnereien gibt es Zäune aus Plastik oder Kupferblech, die um Beete oder auch einzelne Gartenpflanzen gelegt werden. Die Plastikzäune sind dabei in einem bestimmten Winkel gebogen und wirken als unüberwindliche Schranke für die Weichtiere. Kupfer mögen sie auch nicht, weil der Schleim damit toxisch reagiert. Die Zäune müssen allerdings mindestens zehn Zentimeter tief im Boden stecken, damit sie nicht darunter kriechen können.
Schneckenplage in und um Siegen: Bei der Vernichtung empfielt der Hobbygärtner zerschneiden
Die Vernichtung der Schnecken stellt für Gärtnerinnen und Gärtner ein Problem dar. Reinhard Stahlschmidt empfiehlt, die Schnecken in Stücke zu schneiden – und nicht auf den Kompost zu legen, damit sie sich nicht gegenseitig fressen. „Das sind Kannibalen, ähnlich wie Ameisen“, sagt der Fachmann. In größeren Mengen gehören sie in die Restmülltonne, ebenso wie die Eier.
„Den Kaffeesatz aus unserer Filterkaffeemaschine verstreuen wir im Garten.“
Eine bewährte Methode sei auch, Köder auszulegen. „Da reicht ein Kopfsalat, den man am besten abends unter einer nassen Plane auslegen sollte“, sagt Reinhard Stahlschmidt. Und es sollte immer morgens gegossen werden, nicht abends. Denn: Über trockenen Boden kriechen die Weichtiere nachts nicht gerne. Die Jagd lohne sich kurz vor der Dämmerung: „Dann sind die Schnecken unterwegs; genauso wie am frühen Morgen, wenn das Gras feucht ist.“
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Nicht alle Schnecken sind übrigens schädlich, sondern gelten als ein wichtiger Bestandteil der Natur. Weinberg-, Bänder- und Haarschnecken zum Beispiel sind vielmehr nützlich: Sie fressen abgestorbene Pflanzenteile und dienen vielen Tieren als Nahrung, zum Beispiel Amseln. Nur wenige der rund 400 hier anzutreffenden Schneckenarten richteten im Garten nennenswerten Schaden an.