Siegen. Anfang Juni dieses Jahres hat Jürgen Hassel den lokalen Gasometer ersteigert. Was hat der Unternehmer mit dem historischen Denkmal vor?
16 Meter Durchmesser, 2000 Kubikmeter Volumen, 127 Tonnen Gewicht – der Gasometer auf der Schemscheid hat seinen Besitzer gewechselt und gehört nun Jürgen Hassel aus Siegen. Für 30.000 Euro hat der Unternehmer für Heizungs- und Sanitäranlagen das historische Denkmal inklusive 990 Meter großem Grundstück ergattern können.
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Der Kugelgasbehälter ist einer der ältesten noch erhaltenen Gasbehälter in Kugelform und hat eine genietete Hülle – bekannt sind weltweit nur noch vier andere Behälter dieser Bauart. Zuletzt diente es als symbolische Sonne einer Planetenmodell-Anlage, ein Planetenlehrpfad, mit zehn maßstabsgetreuen Edelstahlkugeln, das sich oberhalb des Gasometers auf einer Grünfläche befindet, wir berichteten.
Gasometer Siegen: Am Tag der Auktion entschied sich Jürgen Hassel mitzubieten
Auf dem Weg zu seinem Büro hat der Unternehmer das erste Mal von der Auktion im Radio erfahren. „Mir war sofort klar, ich will mitbieten. Dieses tolle Denkmal muss in Siegen bleiben.“ Am Tag der Auktion (8. Juni) entschied er sich also kurzerhand mitzubieten. „Ich schickte die Unterlagen sofort, ohne groß zu überlegen, an das Auktionshaus Karhausen in Berlin-Mitte und nahm an der Auktion als verdeckter Bieter teil. Ich hatte Glück, dass ich noch mitbieten konnte. Normalerweise muss man die Unterlagen spätestens eine Woche vor der Auktion einreichen“, sagt Hassel.
Gasometer
Gebaut wurde der Gasometer in den Jahren 1934 und 1935 als Hochdruck-Speicherbehälter für Leuchtgas von der Siegener Firma Kölsch-Fölzer-Werke. Er diente zur Aufnahme von ca. 10.000 cbm Stadtgas und wurde als Pufferspeicher für die örtliche Gasversorgung eingesetzt. Als die HTS und Wohngebiete am Ziegenberg gebaut wurden, wurde er um knapp 50 Meter versetzt, seit 1978 ist die Anlage nicht mehr in Betrieb. 1989 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Zuletzt diente sie als symbolische Sonne eines maßstabsgetreuen Planetenmodells, das sich oberhalb des Gasometers auf einer Grünfläche befindet. 2019 wurde die Anlage neu gestrichen.
Die Planetenmodell-Anlage ist vor 24 Jahren von Schülern des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums und des Aus- und Weiterbildungszentrums der Bauinnungen Siegen-Wittgenstein und Olpe oberhalb des Gasometers an der Achenbacher Straße errichtet worden. Die Idee hatte Bernd Rabanus. Der Gasometer zeigt eindrucksvoll die Größenverhältnisse zur Erde und zu weiteren zehn Planeten in Form von maßstabsgetreuen Edelstahlkugeln.
Zwei Wochen nach der Auktion dann die frohe Nachricht: Der Gasbehälter gehört nun Jürgen Hassel. Doch erzählt hat er es zuerst niemandem – auch nicht seiner Ehefrau. „Meine Frau hat erst davon erfahren, als sie den Brief vom Finanzamt über die Grunderwerbsteuer in den Händen hielt. Sie hat meine Entscheidung aber zu 100 Prozent akzeptiert.“
Gasometer in Siegen: Das ist der Grund der Ersteigerung
Das Mindestgebot war mit 15.900 Euro relativ niedrig, sagt Hassel. „Deshalb musste ich gar nicht lange überlegen. Ich möchte, dass der Gasometer hier bleibt und nicht an Externe versteigert wird. Es wurde von einem Siegener Unternehmen gebaut und sollte an diesem Standort erhalten bleiben. Ich bin enttäuscht von der Stadt, dass in solch ein historisches Gebäude nicht investiert wird. Dieses Wahrzeichen darf nicht verloren gehen“, sagt Hassel. Die Stadt findet die Anlage überaus erhaltenswert, hatte aber vor einiger Zeit das Ansinnen des Bundes abgelehnt, die Verantwortung dafür zu übernehmen.
„Was willst du damit?“ Diesen Satz hört Jürgen Hassel oft, vor allem von seinen Kunden. „Sie sind begeistert. Ich muss sagen, dass auch die Kommentare auf Social Media hauptsächlich positiv sind.“ Konkrete Pläne hat der Siegener Unternehmer aber noch nicht. „Ich könnte mir vorstellen, den Gasometer orange zu beleuchten.“ Orange ist Jürgen Hassels Lieblingsfarbe – „aber dafür müsste ich erstmal schauen, ob ein Stromanschluss vorhanden ist.“ Das könne aber noch Monate, wenn nicht Jahre dauern, sagt der Unternehmer.
Gasometer in Siegen: Das hat der Unternehmer mit dem Bauwerk vor
Das Grundstück ist im Innenbereich erschlossen und als Mischgebiet ausgewiesen. Eine Bebauung für Wohnen oder weiteres Gewerbe wäre theoretisch also möglich, wir berichteten. Jürgen Hassel hat das Bauwerk bisher nur von außen betrachtet. „Ich habe noch nicht in das Innere des Gasometers geschaut.“
„Ich könnte mir vorstellen, den Gasometer orange zu beleuchten.“
Er könne noch keine Aussagen dazu treffen, was mit der Immobilie passiert. „Ich bin ein Kunstliebhaber und habe bereits an das Planetenmodell gespendet. Ich kann mir etwas Künstlerisches wie Ausstellungen gut vorstellen.“ Auf keinen Fall möchte Jürgen Hassel das umliegende Grundstück bebauen – „oder Parkplätze errichten. Bloß nicht“, sagt er.
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Renovierungsarbeiten, zumindest am äußeren Teil des Bauwerks, seien auch nicht geplant, erzählt der Unternehmer. Der Gasometer ist vor fünf Jahren gestrichen worden. „Die grüne Farbe ist immer noch schön“, sagt Hassel. Der Unternehmer ist für Vorschläge offen. „Wichtig ist mir, dass der Gasometer in seiner Schönheit erhalten bleibt. Er könnte auch verschoben werden.“
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