Siegen. Der Bund möchte den denkmalgeschützten Kugelgasbehälter auf der Schemscheid in Siegen loswerden. Aber: Was macht man mit 127 Tonnen Stahl?

Der Gasometer auf der Schemscheid kommt unter den Hammer. Der Kugelgasbehälter hat Seltenheitswert und steht unter Denkmalschutz: Er ist einer der ältesten noch erhaltenen Gasbehälter in Kugelform und hat eine genietete Hülle - bekannt sind weltweit nur noch vier andere Gasbehälter dieser Bauart. Nun wird er im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben nebst Grundstück verkauft.

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Gebaut wurde der Gasometer in den Jahren 1934 und 1935 als Hochdruck-Speicherbehälter für Leuchtgas von der Siegener Firma Kölsch-Fölzer-Werke. Als die HTS und Wohngebiete am Ziegenberg gebaut wurden, wurde er um knapp 50 Meter versetzt, seit 1978 ist die Anlage nicht mehr in Betrieb. 1989 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Zuletzt diente sie als symbolische Sonne eines maßstabsgetreuen Planetenmodells, das sich oberhalb des Gasometers auf einer Grünfläche befindet. 2019 wurde die Anlage neu gestrichen.

Die Auktion findet am 8. Juni im Auditorium Friedrichstraße des Auktionshauses Karhausen in Berlin-Mitte statt, auch online kann mitgeboten werden. Aufgerufen ist ein Mindestgebot von 15.900 Euro - inklusive des Grundstücks, das in recht zentraler Lage immerhin knapp 990 Quadratmeter groß ist, wie der Anzeige zu entnehmen ist. Auf die Fläche hochgerechnet wäre das Grundstück zwischen Achenbacher und Friedrich-Friesen-Straße, das an einem Hang unterhalb der HTS liegt, bei einem Bodenrichtwert von 100 Euro je Quadratmeter also knapp 99.000 Euro wert.

16 Meter Durchmesser, 127 Tonnen schwer, Denkmalgeschützt

Auf dem Immobilienportal der Bundesanstalt ist die Liegenschaft interessanterweise unter „Wohnimmobilien“ geführt - das Grundstück im Innenbereich ist demnach erschlossen und als Mischgebiet ausgewiesen. Eine Bebauung für Wohnen oder weiteres Gewerbe wäre theoretisch also möglich. „Eine Nutzungsänderung des Behälters und auch ein eventueller Rückbau ist vom Erwerber zu prüfen“ heißt es dort weiter - ein wahrscheinlich schwieriges Unterfangen, denn mit einer riesigen Stahlkugel - 16 Meter Durchmesser, 2000 Kubikmeter Volumen, 127 Tonnen Gewicht - ist erst einmal wenig anzufangen. Ein Abriss dürfte wegen des Denkmalschutzes kaum möglich sein - bliebe allenfalls noch eine weitere Verlagerung zu einem anderen Standort, die aber ebenfalls schwierig sein dürfte.

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Für die Industrie- und Technikgeschichte des Siegerlands wird der Gasometer als bedeutendes Zeitzeugnis erachtet. Auch die Stadt findet die Anlage überaus erhaltenswert - hatte aber vor einiger Zeit das Ansinnen des Bundes abgelehnt, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Hier sehe man den Eigentümer in der Pflicht.