Freudenberg. Der Heimatverein Oberfischbach präsentiert stolz sein 675 Jahre altes Dorf. Setzt es sich gegen die Dörfer Raumland und Helberhausen durch?

Die Ortschaft Oberfischbach in Freudenberg kämpft um Gold. Das 675 Jahre alte Dorf möchte sich für die Teilnahme am Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ im Jahr 2025 qualifizieren und ist mit den Ortschaften Raumland und Helberhausen im Rennen um den Pokal. Acht Ortschaften aus Siegen-Wittgenstein haben sich angemeldet, nur drei Dörfer, so wenig wie nie, stellen sich den Anforderungen des Landeswettbewerbes im Jahr 2025. „Viel wichtiger als gewinnen, ist es uns, dabei zu sein. Wir möchten auf unsere Projekte aufmerksam machen, um weitere Fördermittel zu erhalten“, sagt Achim Loos vom Heimatverein bei der Ortsbegehung am Donnerstag, 12. September.

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9 Uhr. Donnerstagmorgen. Grundschule Oberfischbach. „Steht zusammen, Hand in Hand und eine Handvoll Erde, schau sie dir an“, das Lied von Detlev Jöcker singen etwa vierzig Schulkinder für die 13-köpfige Jury des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“. Seit drei Jahren ist die Schule Mitglied im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. „Wir setzen uns für ein friedliches und respektvolles Miteinander ein“, sagt Schulleiterin Martina Held. Jüngst wurde die Schule als „Naturpark-Schule“ ausgezeichnet. Diese Prämierung habe die Schule für diverse Aktionen wie Müllsammeln, Waldexkursionen und den Bau von Hochbeeten erhalten, erzählt die Schulleiterin. Im Anschluss präsentiert sich der TSV Oberfischbach, bevor es zu der evangelischen Kita „Arche“ geht.

Freudenberg: Natur- und Umweltschutz ist dem Heimatverein wichtig

Schon bei den ersten Stationen der Besichtigungstour wird klar: Dem Dorf Oberfischbach sind Natur- und Umweltschutz und das Thema Digialisierung wichtig. Die Friedhofshalle werde seit den 1990er Jahren mit einer Solarzelle autark versorgt. Auf der Dachfläche der Grundschule werden voraussichtlich nächstes Jahr Photovoltaik-Anlagen installiert werden, erzählt Achim Loos vom Heimatverein. Zu Beginn der Corona-Pandemie habe der TSV Oberfischbach online und draußen im Kurpark Sportkurse angeboten.

Achim Loos vom Heimatverein moderiert die Dorfführung am Donnerstag, 12. September. 

„Wir möchten die junge Generation in unserer Ortschaft halten.“

Achim Loos

10 Uhr. Mit dem Siegener rot-gelben Doppeldeckerbus „Hübbelbummler“ geht es über die Waldstraße zum Sportplatz an der Kaltlandstraße. Auf der Fahrt berichtet Achim Loos von den Projekten der Ortschaft: 68 Photovoltaikanlagen gibt es in Privathaushalten, 75 Prozent der Straßenbeleuchtung sind mit LED-Lichtern ausgestattet, fast alle Häuser haben einen Glasfaseranschluss und „wir möchten die junge Generation in unserer Ortschaft halten“. Dafür sollen bald 44 Einfamilienhäuser „Am Katzenberg“ gebaut werden.

Freudenberg: Oberfischbach soll für junge Leute attraktiv bleiben

Freudenbergs Bürgermeisterin Nicole Reschke stellte den Bebauungsplan für die Baufläche „Am Katzenberg“ vor. Die aktuell favorisierte Variante erstrecke sich über 2,4 Hektar. Wenn die Einfamilienhäuser stehen, sollte Oberfischbach die 1000 Einwohner-Marke erreichen (2024: 930). Die Einfamilienhäuser sollen aber nicht nur Oberfischbachern zur Verfügung gestellt werden, sondern „wir denken auch an die anderen Ortschaften“, sagt Loos.

Oberfischbach
Freudenbergs Bürgermeisterin Nicole Reschke zeigt im Hübbelbummler den Bebauungsplan für die geplanten 44 Wohneinheiten „Am Katzenberg“.  © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

Jochen Utsch, Vorstandssprecher des Heimatvereins, ist waschechter Oberfischbacher und das seit über 50 Jahren: „Wir haben eine tolle Gemeinschaft und haben schon viel bewegt“, sagt er. Angekommen in der Kaltlandstraße am Sportplatz präsentiert Achim Loos stolz die gepflanzten Bäume und errichteten Lehrtafeln. „Wir wollen etwas fürs Klima tun.“ Ein paar Meter weiter steht ein Gerätehaus, davor eine neu errichtete Fahrradreparaturstation, die jeder benutzen kann. Oberfischbach sei ein Erholungsgebiet. „Wir haben in den letzten Jahren viele Ruhebänke angeschafft, schließlich sind wir ein Teil des Jakobswegs von Köln nach Marburg“, sagt Loos.

Freudenberg: 33 Oberfischbacher Wohnhäuser sind mit QR-Codes ausgestattet

10.30 Uhr. Oberfischbacher Straße. Die nächste Station ist das denkmalgeschützte Pfarrhaus am Kreisverkehr. 33 Häuser, darunter einige denkmalgeschützte, sind vom Heimatverein mit Schildern mit QR-Code bestückt worden. „Wenn man den QR-Code scannt, kommt man zu der Geschichte des Hauses“, erzählt Thomas Grümbel vom Heimatverein.

Oberfischbach
Eine herrliche Idylle im Ortskern in Oberfischbach. © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

11 Uhr. Über den Kirchweg geht es zur Johanneskirche in Oberfischbach – „unser historischer Ursprungspunkt“, sagt Pfarrer Michael Junk. „1342 werden die Kirche und ein Pfarrer von Oberfischbach zum ersten Mal in der schriftlichen Überlieferung erwähnt“, sagt Junk. „Die Kirche ist der Mittelpunkt des Dorfes. Wir bringen Jung und Alt zusammen.“ Auch auf dem Gebäude der Kirchengemeinde sei eine Photovoltaikanlage installiert worden.

Freudenberg: 6.000 Arbeitsstunden hat der Heimatverein in das Dorfgemeinschaftshaus gesteckt

11.30 Uhr. Über die Heuslingstraße geht es zum letzten Punkt der Dorfführung – „unser Herzstück“, sagt Achim Loos: das Dorfgemeinschaftshaus „Eh dr Molkerej“. Das alte Feuerwehrhaus hat der Heimatverein zu einem Treffpunkt umfunktioniert. „6.000 Arbeitsstunden haben wir hier hereingesteckt“, sagt Achim Loos. Und es hat sich gelohnt: Die Dorfgemeinschaft nutzt die barrierefreien Räumlichkeiten für Pub-Quiz-Abende und das anstehende Kartoffelfest am Sonntag, 15. September.

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„Wir sind richtig stolz auf unser Dorfgemeinschaftshaus“, sagt Jochen Utsch vom Heimatverein. Landrat Andreas Müller wertschätzt das Engagement des Heimatvereins: „Es wird viel in die Hand genommen.“ Am Freitag, 13. September, stellen sich die Ortschaften Niederdielfen und Helberhausen der Jury, bevor die Gewinner der acht teilnehmenden Dörfer am Abend in einer Pressekonferenz von Landrat Andreas Müller bekanntgegeben werden. Sollte das Dorf Oberfischbach gewinnen, geht es in die zweite Runde: die Qualifikation für den Landeswettbewerb im Jahr 2025.

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