Siegen. Daniel Schneider ist Siegens neuer Stadtarchivar. Der Job reizt ihn inhaltlich – und erlaubt ihm, seinen Kindern etwas Besonderes zu ermöglichen.

Die Lage ist es, die Siegen für ihn besonders attraktiv macht, sagt Daniel Schneider. „Am Rande Westfalens im Drei-Länder-Eck: Das bedeutet immer auch eine überregionale Arbeitsweise, die Du andernorts nicht hast“, sagt der neue Leiter des Stadtarchivs. Die Perspektive über Kirchturmspitzen hinaus schätzt der 44-Jährige sehr, doch auch aus privaten Gründen kommt ihm der Job, den er zum 1. August angetreten hat, geographisch sehr entgegen: Mit seiner Frau und den beiden Kindern, sieben und drei Jahre alt, konnte er von Freiburg nach Hilgenroth im Kreis Altenkirchen umziehen. Dort wurde er selbst groß. „Ich hatte dort eine wunderschöne Kindheit und hoffe, dass wir die auch unseren Kleinen dort ermöglichen können.“

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Zweifellos, Hilgenroth in der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld ist jetzt nicht so wirklich um die Ecke. Etwa eine Stunde ist Daniel Schneider nun jeden Morgen mit dem Auto zu seinem Arbeitsplatz im Krönchen-Center unterwegs, abends geht es Retour, aber „es ist eine wunderschöne Strecke an der Sieg entlang – und man kommt an der Freusburg vorbei“. Außerdem, das habe er bereits festgestellt, gebe es bei der Verwaltung einige Kolleginnen und Kollegen, die täglich über gewisse Distanzen pendeln. „Das zeigt ja auch die Anziehungskraft Siegens.“

„Ich bin viele Jahre für andere Regionen tätig gewesen. Jetzt kann ich auch mal für die eigene arbeiten.“

Daniel Schneider, Siegens neuer Stadtarchivar

Siegen: Neuer Stadtarchivar ist „ein großer Freund von Karneval“

In der aktuellen Wohnsituation hätten seine Kinder ihre Großeltern „gleich die Straße runter“. Er sei mit seiner Frau übereingekommen, dass das Aufwachsen in einem „beschaulichen Dorf“ wie seinem Herkunftsort einer Kindheit und Jugend in der Großstadt gegenüber Vorzüge habe. Freiburg schneidet in Rankings für die schönsten und lebenswertesten Städte Deutschlands zwar regelmäßig gut bis sehr gut ab, ist mit mehr als 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern aber nach deutschen Maßstäben alles andere als klein; und auch, wenn er dort lange lebte, lässt Daniel Schneider durchblicken, dass er mit der Mentalität der Menschen nur bedingt warm wurde. Er selbst empfindet sich eher als Rheinländer – einschließlich eines unerlässlichen Merkmals: „Ich bin ein großer Freund von Karneval.“

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In seiner Jugend habe er sich vor allem Richtung Köln und Koblenz orientiert, sei aber auch „hin und wieder“ in Siegen gewesen. Er fühlt sich der Region verbunden, wie er betont, veröffentlichte auch während seiner Zeit in Baden-Württemberg Beiträge etwa in der „Siegerland“-Zeitschrift und im „Heimatjahrbuch Altenkirchen“. Als Siegen dann einen neuen Stadtarchivar suchte, weil Dr. Patrick Sturm das Amt nach drei Jahren aufgab, sei die Gelegenheit günstig gewesen. „Ich bin viele Jahre für andere Regionen tätig gewesen“, merkt Daniel Schneider an. „Jetzt kann ich auch mal für die eigene arbeiten.“

„Siegen bietet durchaus Möglichkeiten.“

Daniel Schneider, seit 1. August Leiter des Stadtarchivs Siegen

Siegen: Jubiläum zum 800-Jährigen Bestehen der Stadt bestimmt auch Arbeit des Archivs

Nach dem Abitur in Altenkirchen und seinem Wehrdienst „wollte ich gerne Geschichte studieren“, erzählt er über seine beruflichen Anfänge. Zunächst machte er eine Ausbildung im Landeshauptarchiv in Koblenz mit parallelem Besuch der Archivschule Marburg – also im Grunde ein Duales Studium, das er mit dem Titel „Diplom-Archivar“ abschloss. Daran schloss er ein Geschichtsstudium auf Magister an: Neuere und neuste Geschichte, klassische Archäologie und Öffentliches Recht. Freiburg wählte er „wegen der damals sehr guten Uni und der großen Dichte an Archiven“ – denn dass er in einem Archiv seine Zukunft sah, war ihm schon länger klar. Bereits in den ersten Semestern, berichtet Daniel Schneider, habe er in Umkirch in der Nähe von Freiburg die Leitung eines Gemeindearchivs übernommen. „Das arbeiten auf kommunaler Ebene hat mir Freude gemacht“, sagt er darüber. Gerade die Bürgernähe habe er sehr genossen.

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Nach dem Studium ging er zum Bundesarchiv in Freiburg, war dort zuletzt stellvertretender Referatsleiter. Zum 1. Januar 2023 wechselte er nach Breissach am Rhein und wurde in der kleinen Stadt zwischen Colmar und Freiburg Leiter des Bereichs „Stadtarchiv, Kulturamt, Stadtbibliothek und Museum für Stadtgeschichte“. Dann ergab sich dank der relativ überraschend frei gewordenen Stelle in Siegen die Chance, die weiteren beruflichen Schritte und die familiären Erwägungen unter einen Hut zu bringen.

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Sein Amtsantritt fällt in die zweite Hälfte des Jubiläumsjahres „Siegen 800“, und genau das präge derzeit auch die Arbeit im Stadtarchiv. Ansonsten werde er sich erst einmal einen Überblick verschaffen und auf Grundlage dessen das weitere Vorgehen konzipieren. Sicher ist er sich aber in einer Sache: „Siegen bietet durchaus Möglichkeiten.“