Siegen. Im Keller des Siegener Kinos: Andrang bei „Besserwisser Quiznight“ ist so groß, Izzet Kürekci ist bis heute sprachlos. „Verstärker“ trifft einen Nerv.
Montagabend. 18 Uhr. Die Kneipe „Verstärker“ an Reichwalds Ecke in Siegen öffnet ihre Türen. Gut eine halbe Stunde später ist der Laden brechend voll. Der Andrang bei der „Besserwisser Quiznight“ hat eine Dimension angenommen, die den Inhaber Izzet Kürekci bis heute sprachlos macht. „Ich hätte nie gedacht, dass das Quiz so gut besucht wird.“ Bis zu 200 Gäste finden jeden Montag ihren Weg in die Kneipe, darunter Leute aus Olpe oder Erndtebrück. Im Foyer, vor dem „Hauptraum“, sitzen sie auf den Sofas, getrennt von den über 100 Gästen nebenan.
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Bis vor sieben Jahren hat Izzet Kürekci die Rumpelkammer in Kreuztal betrieben: Eine urige Kneipe im Keller, in der häufig Konzerte stattgefunden haben. „Kneipen in den Vororten laufen nicht mehr. Deshalb habe ich mich für Siegen als Standort entschieden.“ Doch der Anfang war schwer. Die Eröffnung fiel auf den Anfang der Corona-Pandemie. Die Folge: Der Verstärker musste schließen. Zuerst hat Izzet Kürekci in der Bahnhofstraße im ehemaligen Louisiana aufgemacht, dann kam der Umzug in den Keller des Siegener Kinos. „So ganz erholt haben sich viele Kneipen noch nicht von dieser Zeit.“ Die Quiznight hat der gelernte Restaurantfachmann erst in der Bahnhofstraße in Siegen gestartet.
Siegen: Quiz-Night mit Bilder- und Musikrätseln boomt - „200 Gäste jeden Montag“
Um 20 Uhr geht es endlich los. Die Gruppennamen stehen fest, Stifte sind im Anschlag, die Teilnahmegebühr von drei Euro ist bezahlt, alle Teams schauen gespannt auf die Bildschirme. Die wichtigste Regel der Quiznight: Handys sind verboten. In der ersten Runde wird historisches Wissen abgefragt. Dann folgt eine Bilderrunde: „Sagt mir bitte, wo diese Kathedralen stehen“ oder „Welche Tatort-Ermittler stecken hinter den Bildern?“ Izzet Kürekci steckt viel Arbeit in die Quiznight: Die Tatort-Bilder wurden von einer Künstlichen Intelligenz aus drei Personen zusammengefügt. Auch bei Tatort-Fans kann dieses Rätsel für Kopfzerbrechen sorgen.
In der Audiorunde ist das musikalische Wissen der Gäste gefragt. Die Teilnehmer hören verschiedene Songs und schreiben den Interpreten auf den Zettel. Nach jeder Runde gibt es die Auflösung. Das schöne sind die Aha-Momente, sagt Izzet Kürekci. „Wir betreiben mit unserem Quiz Bildung.“ Nach jeder Runde können die Teams schauen, auf welcher Rangliste sie gelandet sind. Zu den Top-Teams gehören die „Heilige Inquizition“, „Lost quizerellos“, „Florellenfreunde“und „Kultkaff“.
Quiz-Gäste kommen auch mal an ihre Grenzen: „Keiner muss hier perfekt sein“
Die letzte Runde ist entscheidend, um unter den drei Gewinnern zu landen und die Verzehrgutscheine zu erhalten. Fünf Fragen müssen richtig beantworten werden. Diese Fragen sind selbstverständlich die schwierigsten. Das Quiz habe sich in den letzten Jahren immens vergrößert, erzählt Kürekci. „Wir haben in der Bahnhofstraße noch mit einer Powerpoint von 30 Seiten angefangen, mittlerweile hat das Quiz knapp 180 Seiten.“ Die Fragen erstellt der gelernte Restaurantfachmann nicht alleine, sondern mit einem sehr guten Freund zusammen.
Was Izzet Kürekci wichtig ist: „Man muss nicht alles wissen oder perfekt sein. Es ist okay, wenn man sich in manchen Bereichen nicht auskennt.“ Gemeinsam als Team könne man die Fragen lösen. Izzet Kürekcis Quiz ist in verschiedene Kategorien eingeteilt. Ein umfangreiches Allgemeinwissen, ein gutes Namen- und Datengedächtnis kann nicht schaden. „Ich weiß auch nicht auf alle Fragen eine Antwort. Aber das ist ja das Schöne. Man lernt immer dazu.“ Izzet Kürekcis Lieblingsthemen sind Fragen zu den Filmreihen Star Wars, Herr der Ringe oder zu politischen Themen.
„Ich weiß auch nicht auf alle Fragen eine Antwort. Aber das ist ja das Schöne. Man lernt immer dazu.“
Einrichtung der Kreuztaler Rumpelkammer ist teilweise noch im Verstärker in Siegen zu finden
Auf den Tischen liegen Tupperdosen, Chips oder auch mal ein Döner. „Die Gäste können ihr Essen mitbringen. Wir schenken das passende Getränk dazu aus.“ Das Quiz ist vor allem bei Studierenden sehr beliebt. „Ich stelle mich auf viel Andrang zum Semesterstart ein.“ Aber auch ältere Gäste kommen vorbei. „Das Verhältnis ist 40 Prozent ältere zu 60 Prozent junge Leute, würde ich sagen“, so der 48-Jährige. Drum-Lampen hängen von der Decke, ein Schlagzeug hängt an der Wand, die Wände sind rot und schwarz gestrichen. Neben der Theke finden Gäste eine große Spielesammlung. „Wir haben viele Sachen noch aus der Rumpelkammer, aber auch Möbel von anderen Kneipen, die in den letzten Jahren schließen mussten, wie das New Orleans an der Sandstraße, übernommen.“
Zu den Räumlichkeiten gehören die Kneipe und eine direkt gegenüberliegende Halle, die bisher noch wenig genutzt wird. „Hier sind Rock- und Metalkonzerte geplant. Wir überlegen auch Partys zu veranstalten“, sagt der gelernte Restaurantfachmann. „Bisher haben wir auch schon Konzerte angeboten, aber viel weniger als in der Rumpelkammer. Es steckt einfach sehr viel Organisation darin.“ Die Leute sollen in der Kneipe nicht durch Konzerte gestört werden, sagt Izzet Kürekci. „Deshalb ist diese Location optimal. Ziel ist es, eine Lücke zwischen Vortex und Siegerlandhalle zu werden.“ Die Räumlichkeiten können auch von Privatleuten angefragt werden.
Konzerte und Partys in der großen Halle direkt gegenüber der Kneipe geplant
An der Decke oder am Fußboden der Kneipe steht auf einem Banner mit rotem LED-Licht angeleuchtet: „Love, Peace, No racism, no sexism, no homophobia, no hate.“ „Meine Läden, jetzt der Verstärker, waren schon immer eine tolerante Zone, jeder ist hier willkommen.“ Sein Motto ist „Come as you are“ und steht mit LED-Schrift auf der Wand in der Kneipe. „Wir leben hier Vielfalt.“ Sobald regelmäßig Konzerte wieder stattfinden, möchte der Kreuztaler wöchentlich Karaoke-Abende anbieten. „Diese sollen ähnlich wie die Quiznight professionell aufgezogen werden.“
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23 Uhr. Die Quiznight ist vorbei, die drei Gewinner stehen fest und freuen sich über Verzehrgutscheine. Auch der Verlierer geht nicht leer aus und bekommt ein großes Glas saure Gurken, selbstverständlich mit dem Etikett am Glas „Der Verstärker“ und geklatscht wird auch.
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