Hilchenbach. Mats Burbach verpflegt seit einem Jahr den Rennstall McLaren. „Mein Job ist komplex.“ Die Ernährung für Piloten ist außergewöhnlich, erzählt er.

Mats Burbach (30) kocht seit einem Jahr für den Rennstall McLaren der Formel 1. Ein anspruchsvoller Job, bei dem nicht immer alles glattläuft. „Bei einem Rennen in Brasilien ist ein Rohr geplatzt und die komplette Containerküche stand unter Wasser. In einer Stunde musste das Essen stehen.“ 

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Die Formel 1 fährt 23 Rennen in 20 Ländern. Der gebürtige Hilchenbacher kommt also ganz schön viel herum – aktuell lebt der 30-Jährige mit seiner Freundin in Bonn. Die komplette Saison begleitet Mats Burbach das britische Formel-1-Team McLaren bei den Rennen. Im Februar dieses Jahres hat die Saison begonnen. „Bei dem Testfahren in Bahrain am Persischen Golf hatte ich Arbeitszeiten von 5 Uhr morgens bis Mitternacht.“ Die Arbeitszeiten von Mats Burbach variieren, je nachdem, was die Teammitglieder für Essenswünsche haben, sagt er. Die Küche orientiert sich an den lokalen Küchen der jeweiligen Länder. „In Bahrain etwa gibt es zum Beispiel kein Schweinefleisch.“ Bei dem Equipment kann es auch mal zu Herausforderungen kommen: „In Australien sollten wir beispielsweise ohne Gas kochen; in Japan dürfen wir nur spezielles Gas aus Japan benutzen.“

Hilchenbach: Mats Burbach arbeitet mit elf Mitarbeitenden zusammen für McLaren

Die Restaurants, die teilweise selbst von Mats Burbach und seinem Team aufgebaut werden, bleiben in den Kontinenten stehen und werden im Winter zurück zur Wartung ins Headquarter geschickt; bei Rennen in Europa bringen Mats Burbach und sein Catererteam des bekannten Spitzenkochs Karlheinz Hauser das Equipment selbst mit. „Die Logistik, der Aufbau: Das ist viel Arbeit. Wir sind ja nicht nur fürs Kochen zuständig.“ Jede Woche sei anders, sagt Mats Burbach. Das Catererteam besteht insgesamt aus elf Mitarbeitenden: Fünf arbeiten mit Mats Burbach in der Küche, fünf sind im Service angestellt. Die Köche der einzelnen Rennteams halten auch Kontakt untereinander, „aber wir verraten einander nicht, was wir kochen. Es besteht schon ein kleiner Konkurrenzkampf, trotzdem hilft man sich gegenseitig und hält über WhatsApp Kontakt. Falls mal der Zucker oder das Mehl ausgeht.“

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Was serviert Mats Burbach der 130-köpfigen Crew von McLaren, darunter die Piloten Oscar Piastri und Lando Norris, Mechaniker, Ingenieure, das Marketing und die Teamchefs? „Spitzenküche kochen wir in einem kleinen A-la-Carte Menü für unsere Sponsoren und VIP-Gäste. Für das Team sind es eher Wohlfühl-Gerichte. Wir bauen ein Buffet mit allerlei Köstlichkeiten auf und in der Garage gibt es einen Kühlschrank mit frischen Sandwiches, wo sich Mechaniker und Ingenieure jederzeit bedienen können.“ 80 Prozent des Teams sind Briten, deshalb gibt es britische Küche zum Frühstück: Hashbrowns, Baked Beans und Bacon sind beliebt. An Eventtagen habe er auch schon Paris Hilton, die britische Band Jamiroquai oder die Königsfamilie aus Bahrain bedient. An diesen Tagen kommen oftmals bis zu fünfzig Gäste, denen servieren Mats Burbach und sein Team ein länderspezifisches Menü. „Bei unserem Team lassen wir es nur einfließen. Die Fahrer haben hingegen ihre Ernährungspläne, da spielen lokale Spezialitäten eine geringere Rolle.“

Hilchenbach: Sechs Restaurant hat Catering-Team auf der Welt platziert

Manchmal kocht Mats Burbach in einem Zelt, manchmal auch in mehrstöckigen Gebäuden bestehend aus Lkws, die mithilfe von Hochkränen zusammengesetzt werden. „Das Equipment haben wir immer dabei, Teller, Gläser, Küchengeräte und Kühlschränke.“ Sechs Küchen seien auf der Welt deponiert: Zwei in Amerika, zwei im arabischen Raum und zwei in Asien, erzählt Burbach. „In Europa nutzen wir die Küche im Motorhome, was aus neun Lkws zusammengebaut und das bei den Rennen in Europa von Ort zu Ort gefahren wird.“

Mats Burbach
Ein großes Buffet bereitet Mats Burbach jeden Tag für das Team vor. © privat | Privat

„Generell ernähren sich die Piloten sehr proteinhaltig und essen viele Kohlenhydrate. Schweres Essen wie Speck oder Burger bekommen die Piloten nicht. Insgesamt essen sie sehr häufig, teilweise sechsmal am Tag.“ Das Menü für das Team stehe schon einen Monat vorher fest. Sein Chef, der Spitzenkoch Karlheinz Hauser, stimmt das mit dem McLaren-Team ab. Das Team bekommt täglich drei Mahlzeiten. „Es können auch mal mehr werden, wenn es kein Frühstück bei den Hotels gibt, wie zum Beispiel in Japan.“ Dann bereite der 30-Jährige auch noch das Frühstück vor. 

Hilchenbach: Gewicht der Piloten ist entscheidend, deshalb gibt es eine besondere Ernährung

In heißen Ländern sei die Flüssigkeitszufuhr ein Problem. „Letztes Jahr in Katar mussten Piloten das anderthalbstündige Rennen abbrechen, weil es einfach zu heiß in dem Rennwagen war.“ Die Piloten haben kleine Wasserbeutel im Wagen und müssen nicht immer einen Boxenstopp machen, um zu trinken. „Der Wasserbeutel erhitzt sich dann aber auch ganz schnell auf 30 Grad.“ Nach jedem Rennen werde eine Analyse durchgeführt. „Da kommt es auch schonmal vor, dass jemandem der Sieg aberkannt wird, wenn das Gewicht des Wagens zu gering war, wie bei dem Mercedes-Piloten George Russell in Belgien letztens.“

Mats Burbach
Mats Burbach in dem aufgebauten Motorhome bei einem Rennen in Europa. © privat | Privat

Das Mindestgewicht eines Formel-1-Wagens liegt bei 798 Kilogramm; das Mindestgewicht der Fahrer liegt bei 82 Kilogramm. Jedes Kilo zu viel kann Einfluss auf die Rundenzeiten nehmen. „Die Fahrer müssen ihr Gewicht halten.“ Bevor die Rennen starten, reisen Mats Burbach und sein Team montags an, von Dienstag bis Sonntag wird dann gekocht. Am Sonntag ist aber noch nicht alles getan für Mats Burbach. „Alles sauberzumachen, ist viel Arbeit.“

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Der 30-Jährige hat 2013 am Stift-Keppel-Gymnasium in Hilchenbach sein Abitur absolviert, danach hat er seine Ausbildung als Koch im Sterne-Restaurant Mühlenhelle in Gummersbach begonnen, später bei diversen Küchen in Gummersbach gearbeitet und eine zweite Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmittel bei Dornseifer gemacht. „Ich habe mich schon immer für Sport interessiert und mich deshalb einfach mal als Koch bei der Formel 1 beworben.“ Es folgte ab 2018 eine Stelle bei einer Catering-Firma in England bei Motorsportrennen. „Das war mit einer der schönsten Zeiten“, sagt Burbach. Aber auch die Zeit bei der Formel 1 oder seine Arbeit bei der Allianz-Arena habe er genossen. „An Spieltagen habe ich für Spieler des FC Bayern München wie Manuel Neuer oder Robert Lewandowski gekocht.“ 

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In diesem stressigen Job eine Beziehung zu führen, sei nicht leicht, sagt er. Der 30-Jährige ist schließlich das ganze Jahr weg, lediglich der Januar und die Sommerpause habe er frei. „Meine Freundin kommt aber auch manchmal mit zu den Rennen.“ Die nächsten Rennen finden in Mexiko, Austin (USA) und Sao Paulo statt. Man hört es ihm an, er freut sich darauf. „Alle Erlebnisse, die ich sammele, sind Highlights.“