Oberndorf. Jens Menn ist Landwirt aus Leidenschaft. Das Wohl seiner Rinder hat für ihn oberste Priorität. Für sein Bio-Fleisch nehmen Kunden lange Wege auf sich.

Die Rinder schauen Jens Menn an. In einer Reihe haben sich die etwa zehn Tiere brav vor ihm auf der Weide aufgestellt. „Die sind eben neugierig“, sagt der Landwirt. Bei fremden Menschen (sofern sie nicht in seiner Begleitung unterwegs sind), wären sie nicht so zutraulich, aber in Gegenwart des 34-Jährigen fühlen sie sich ganz offensichtlich wohl. „Ich sehe sie gerne auf der Wiese“, sagt er. „Meiner Meinung nach gehören die den ganzen Sommer hier hin.“

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Genauso läuft es auf seinem Biohof in Hilchenbach-Oberndorf auch. Im Sommer sind die Tiere durchgehend draußen, im Winter im nach Bio-Vorgaben gestalteten Stall. „Das Tierwohl ist mir sehr wichtig“, betont Jens Menn. Er hält Fleischrinder, darunter auch Angus-Rinder – und, ja, das bedeutet im Alter von etwa 24 Monaten die Begegnung mit dem Schlachter, denn das Fleisch wird im Hofladen verkauft. „Ich weiß aber, dass es den Tieren bis dahin gut geht“, sagt er. „Und daran ist mir sehr viel gelegen.“

„Ich wollte immer Bauer werden. Ich habe Spaß an Landwirtschaft.“

Jens Menn betreibt den Hof seiner Familie in Oberndorf in fünfter Generation.

Biohof Hilchenbach: Für „Menn‘s Meat“ sind Rinder im ganzen Sommer draußen

90 Rinder hält er, sie sind verteilt auf Weiden in und um Obersdorf herum. Etwa die Hälfte gehört Jens Menn, die andere Hälfte sind sogenanntes Pensionsvieh: Rinder, die für einen Betrieb in Lindlar so lange versorgt werden, bis sie dort für die Milchproduktion zum Einsatz kommen. Früher hat auch Jens Menns Vater Milchvieh gehalten. Doch als der Sohn 2017 den Hof übernahm – in fünfter Generation – stellte er auf Fleischrinder um. Wie bei seinem Vater läuft der Betrieb im Nebenerwerb. Hauptberuflich ist Jens Menn im Technischen Prüfdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen tätig: Er checkt, ob landwirtschaftliche Flächen so genutzt werden, wie sie es gemäß der EU-Subventionen sollen.

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„Ich wollte immer Bauer werden. Ich habe Spaß an Landwirtschaft“, macht Jens Menn klar. Seine Eltern hätten zwar angeregt, er solle vielleicht auch eine andere Ausbildung in Betracht ziehen, doch er war sich seiner Sache sicher. Er lernte sein Handwerk unter anderem in Gevelsberg und Reiste bei Eslohe. Dass der Hof nun neben dem Hauptjob läuft, bedeutet natürlich volles Programm, es beanspruche quasi „alle Zeit nach Feierabend. Aber ich will das ja“, erklärt der Oberndorfer. Die Arbeit mit Tier und Natur ist eben sein Ding, „im Prinzip auch ein Hobby“ – allerdings eines, bei dem gerade in einem Bio-Betrieb viel zu beachten ist. „Ich habe ja Verantwortung.“

Für den Winter gibt es einen nach Bio-Vorgaben gestalteten Stall für die Rinder.
Für den Winter gibt es einen nach Bio-Vorgaben gestalteten Stall für die Rinder. © WP | Florian Adam

Hilchenbach: Biohof von Jens Menn hat auch Angus-Rinder auf den Weiden

2017 startete Jens Menn mit Angus-Rindern. Er züchtet die Tiere nicht selbst, sondern kauft sie zu. Für konventionelle Mäster sei diese Rasse nicht so attraktiv, sagt der Landwirt, denn bis zur Schlachtreife dauere es einige Monate länger als bei anderen Rinderarten. Rein betriebswirtschaftlich betrachtet sei außerdem Stallhaltung lukrativer, weil die „Tageszunahme“ (an Gewicht) höher sei und sich das Futter präziser steuern lasse als auf der Weide. Um eine rein betriebswirtschaftliche Betrachtung geht es dem jungen Familienvater aber nun einmal nicht.

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Angus-Rind ist beliebt. Das Muskelfleisch ist feinfaserig und habe eine gute Marmorierung, erklärt der Fachmann, außerdem sei weniger Wasser eingelagert. Mit der Zeit nahm er allerdings noch andere Arten hinzu – Fleckvieh und Limousin-Kreuzung beispielsweise –, weil Angus-Jungtiere aufgrund des begrenzten Angebots oft nur schwierig zu bekommen seien. Und fast alle Rinder vom Hof Menn sind weiblich; die männlichen Exemplare neigen ab einem gewissen Alter nämlich zu herausforderndem Verhalten.

Der Biohof Menn hat in Hilchenbach-Oberndorf den Hofladen „Menn‘s Meat“. In den Kühltruhen gibt es Hackfleisch und Steaks, aber auch Bratwürste und Burgerpattys. Das Fleisch stammt von den Rindern aus eigener Biohaltung.
Der Biohof Menn hat in Hilchenbach-Oberndorf den Hofladen „Menn‘s Meat“. In den Kühltruhen gibt es Hackfleisch und Steaks, aber auch Bratwürste und Burgerpattys. Das Fleisch stammt von den Rindern aus eigener Biohaltung. © WP | Florian Adam

Hilchenbach: „Menn‘s Meat“ verkauft im Hofladen Fleisch der eigenen Rinder

Geschlachtet wird in einem biozertifizierten Schlachthof in Bad Berleburg, erklärt Jens Menn. Dort bleibt das Fleisch zwölf Tage im Kühlhaus hängen, bevor es zerlegt und etikettiert nach Oberndorf zurückkommt. Etwa 28 Rinder werden im Jahr geschlachtet, im zweiten Coronajahr waren es auch einmal 34. Unter dem Namen „Menn‘s Meat“ werden dann Zehn-Kilo-Pakete angeboten, außerdem liegen abgepackte Portionen in den Kühltruhen im Hofladen aus: Hackfleisch und Steaks etwa, auch Bratwurst, Burger-Pattys und Salami. Der Einkauf läuft auf Vertrauensbasis: Wer sich etwas nimmt, hinterlässt passend das Geld. Das funktioniere gut, merkt Jens Menn an.

Landwirt Jens Menn leitet den Hilchenbacher Biohof und kümmert sich liebevoll um seine Rinder. Im Hofladen bietet er das Bio-Fleisch seiner Tiere an.
Landwirt Jens Menn leitet den Hilchenbacher Biohof und kümmert sich liebevoll um seine Rinder. Im Hofladen bietet er das Bio-Fleisch seiner Tiere an. © WP | Florian Adam

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Doch natürlich gibt es auch viel Kontakt mit Kundinnen und Kunden. Auf Facebook teilt der Landwirt mit, wenn Schlachtungen anstehen. Viele Abnehmerinnen und Abnehmer melden sich online. Angebote wie „Menn‘s Meat“ würden gezielt gesucht, sagt der Chef, und dafür nähmen viele Leute auch weitere Wege in Kauf, etwa aus dem Ruhrgebiet.

Biohof in Hilchenbach: Jens Menn hat Entscheidung nicht bereut

Trotz der vielen Zeit, die der Hof und das Drumherum in Anspruch nehmen, hat Jens Menn seine Entscheidung dafür nie bereut. Auch seine Frau stehe dahinter, sie habe, „gewusst, worauf sie sich einlässt“, erzählt er lächelnd. Sie hatte vom Leben eines passionierten Landwirts allerdings auch recht genaue Vorstellungen: Sie wuchs im Nachbarort Hadem auf.

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