Kreuztal. Neue „Anhaltspunkte“ an festen Stellen in Kreuztal: Über einen QR-Code kann man dort eine Audio-Datei abrufen und vom Alltag abschalten.
Es ist immer eine gute Idee, sich Raum zu schaffen, den Kopf frei zu bekommen, die Sorgen des Alltags mal eine Weile außen vor zu lassen. Anja Ohrndorf aus Kreuztal macht genau das — mit einem Handy in der Hand und Kopfhörern auf den Ohren spaziert sie durch den Wald. Erstmal kein ungewöhnliches Bild. Es gibt mittlerweile Wander-Apps für Touren- und Routenvorschläge, die sich großer Beliebtheit bei Wanderern erfreuen. Doch Anja Ohrendorf ist mit etwas anderem beschäftigt.
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An sieben Orten rund um Kreuztal gibt es seit kurzem Themen der Evangelischen Kirchengemeinde um den Kindelsberg auf die Ohren. Zwei Pfarrer, Jochen Ahl aus Eichen und Thies Friedrichs aus Kreuztal, sowie acht Mitarbeitende der Evangelischen Kirchengemeinde bespielen wöchentlich die sogenannten „Anhaltspunkte“ mit ihrer Stimme. Seit knapp drei Jahren gibt es drei in Eichen, Krombach und Littfeld. Vier weitere sind Anfang des Jahres in Buschhütten, Fellinghausen, Ferndorf und Kreuztal, aufgestellt worden.
Kreuztal: Mit der Stimme im Ohr zur Ruhe kommen
Wer also durch den Wald oder durch die Stadt geht, findet neben einer Bank einen QR-Code der evangelischen Kirchengemeinde. Wer den QR-Code mit der Handykamera einscannt, öffnet eine Audio-Datei, die zum Nachdenken und Innehalten anregen soll, sagt Anja Ohrndorf. Die Idee hatten Anja Ohrndorf und ihre Kollegin Constanze Siebel von der evangelischen Kirchengemeinde bereits vor drei Jahren. „Meine Kollegin ist oft mit ihrem Hund durch den Wald spazieren gegangen und irgendwie fehlte ihr bislang etwas“, sagt Anja Ohrndorf.
Bestückt werden die Anhaltspunkte, insgesamt sieben an der Zahl, jede Woche mit neuen Audio-Dateien. Die Anhaltspunkte sind nicht nur im Wald zu finden. Auch in Kreuztal auf dem Roten Platz mit Blick Richtung Rathaus ist ein QR-Code zum Scannen angebracht. „Hier mussten wir uns erstmal die Erlaubnis der Stadt Kreuztal einholen. Das lief aber alles sehr reibungslos“, erzählt Anja Ohrndorf. Wenn es um Waldstücke geht, ist Anja Ohrndorf im Gespräch mit Haubergsgenossenschaften. Auch von deren Seite wurde die Idee gut aufgenommen: „Die Genossen helfen uns sogar, die Anhaltspunkte anzubringen.“
Anhaltspunkte in Kreuztal
- Buschhütten: bei der Panoramabank auf dem Käsberg.
- Eichen: in der Nähe des Hanker-Parkplatzes.
- Fellinghausen: beim Panoramapunkt im Historischen Hauberg.
- Ferndorf: am Spazierweg unterhalb der Firma Siplast (Fliegerhalle).
- Kreuztal: am Roten Platz (Bank mit Blick Richtung Rathaus und Bibliothek).
- Krombach: oberhalb des Friedhof-Parkplatzes, am Weg in Richtung SGV-Hütte.
- Littfeld: ebenfalls oberhalb des Friedhofs, an der Abzweigung zur Aspenstraße.
Kreuztal: Jeden Samstag gibt es was Neues auf die Ohren
Anja Ohrndorf ist dafür zuständig, die neuen Audio-Dateien hochzuladen. „Die Kolleginnen und Kollegen müssen mir die Audiodateien immer bis Freitag zusenden.“ Jedes Wochenende, immer samstags, können sich Kreuztaler und Kreuztalerinnen dann auf eine neue Folge freuen. In einer Folge spricht Jochen Ahl aus Eichen über Sebastian Kneipp, dem Priester aus Bayerisch-Schwaben, der als Kaltwassertherapie betreibender Hydrotherapeut und Naturheilkundler bekannt geworden ist. „Es gibt Momente, von denen man sich drückt und denen man ausweicht“, sagt Jochen Ahl. „Herausforderungen gehören zum Leben.“
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Als Beispiel führt Pfarrer Jochen Ahl Amos, einen wohlhabenden Mann, an, der gegen die Korruption der Richter und Priester und die Ausbeutung der Landbevölkerung durch den Königshof und die Oberschicht von Samaria auftrat. „Aus dem Warmduscher, der im Luxus lebt, wird jemand, der ins kalte Wasser springt.“ Joachim Ahl betont, dass das Leben immer eine Mischung aus Kälte und Wärme ist. Es sei wichtig, sich zu trauen und mal ins kalte Wasser zu springen. Ob unter der Dusche oder im übertragenen Sinne.
In einer anderen Folge geht es um Selbst- und Nächstenliebe. „Es geht auch darum, mal Dinge mit Liebe zu tun. Seinen Unmut nicht immer kundzutun. Einfach mal Dinge hinnehmen, ohne meinen Senf dazuzugeben. Das erfordert Mut und Stärke“, sagt Reinhard Katz von der evangelischen Kirchengemeinde.
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Ob weitere Anhaltspunkte angebracht werden, ist noch unklar. „Denkbar wäre es“, sagt Anja Ohrendorf.