Siegen. Gutes Theater kostet Geld – schwierig mit weniger Zuschauern. Im Rat wird erneut Kritik am Siegener Apollo laut, am Ende gibt es aber Finanzhilfe

Der Kritik von Wolfgang Max Könen an der Programmgestaltung des Apollo-Theaters hat Bürgermeister Steffen Mues im Rat deutlich widersprochen. Der FDP-Stadtverordnete hatte angemerkt, dass sich gerade ältere Menschen nicht mehr angesprochen fühlten: Man brauche auch „konservative Vorstellungen“, so Könen, der betonte großen Wert auf Kulturförderung zu legen und die Zahlen des Theaters, das sich um eine jährliche Förderung von 50.000 Euro über drei Jahre beworben hatte, auch jährlich prüfen zu wollen, bevor die Mittel ausgezahlt würden.

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Der Bürgermeister griff daraufhin die daran entbrannte Diskussion ums Apollo auf: Eine Theatersaison sei kein Kalenderjahr, Anfang 2022 würden die Mittel für die Spielzeit 2022/23 eingeplant. Die ebenfalls diskutierte Frage der Rücklagen sei keine – denn die seien zwar am 30. Juni noch vorhanden gewesen, wurden dann aber für die Aufstellung des Programms einkalkuliert. „Die Rücklagen sind eingeflossen, die sind weg“, sagte Mues. Eine Spielzeit koste „locker“ einen siebenstelligen Betrag.

Siegener Apollo büßt während Corona massiv Zuschauer ein – und holt sie nun zurück

Das Programm kranke auch daran, dass weniger Geld zur Verfügung stehe, weil mit weniger Zuschauern kalkuliert werden müsse. Während der Corona-Pandemie hatte das Apollo massiv Abonnenten eingebüßt, nach Angaben der Theaterleitung erhole sich das gegenwärtig bereits. „Das Apollo hat heute im Schnitt eine höhere Auslastung als der Durchschnitt der deutschen Theater, es steht gar nicht so schlecht da“, so der Bürgermeister – es brauche aber eben längerfristige finanzielle Sicherheit, um sich gut aufstellen zu können. „Wenn das Deutsche Theater kommt, dann kommen die nicht für 10.000 Euro.“

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Sie verstehe das „Umkippen“ Könens nicht, der die Mittel nicht für drei, sondern jeweils ein Jahr freigeben wollte, sagte Angela Jung (Grüne): Diese Fragen seien alle bereits im Kulturausschuss beantwortet worden: „Was durch Corona kaputtgegangen ist, kann man nicht von heute auf morgen wieder aufbauen.“ Die 50.000 Euro Zuschuss seien auch ein Zeichen, dass die Stadt Siegen hinter ihrem Theater stehe, auch wenn es mal eine fragwürdige Vorstellung gebe. Als Beleg dafür wird immer wieder eine Shakespeare-Inszenierung angeführt, bei der die Hälfte des Publikums den Saal zur Pause verlassen hatte.

Kreis lehnt Finanzhilfe nur fürs Apollo-Theater Siegen ab

Das Apollo hatte auch beim Kreis um die gleiche Summe über die gleiche Laufzeit gebeten, was abgelehnt wurde. Stattdessen wurde der Kultur-Etat um 100.000 Euro aufgestockt, darauf können sich alle Kulturschaffenden bewerben. „Schön, dass durch die Initiative des Apollo alle profitieren“, kommentierte der Bürgermeister. Siegen gewährt die Mittel.