Siegerland. Nur noch Bäume mit „Bedeutsamkeit für das Kreisgebiet“ sollen in Siegen-Wittgenstein die grüne Plakette bekommen.

Der Kreis Siegen-Wittgenstein durchforstet seine Liste der Naturdenkmale – im Wortsinn: Von 267 Naturdenkmalen und geschützten Landschaftsbestandteilen, in der Regel Bäume, im Kreisgebiet, sollen nur noch 154 den Schutzstatus behalten.

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Das ist geplant

Die Plakette bekommen dann nur noch Bäume, „denen eine regionale Besonderheit und Bedeutsamkeit für das Kreisgebiet zugewiesen werden kann“. Über die Liste berät der Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz, Land- und Forstwirtschaft des Kreises in seiner Sitzung am Donnerstag, 9. September, 17 Uhr in der Aula des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung in Siegen. Die Verabschiedung der neuen Verordnung ist für den März 2022 vorgesehen.

Fehlanzeige

Auch Bürgerinnen und Bürger haben dem Kreis Vorschläge für Naturdenkmale gemacht. In einigen Fällen allerdings auch nur mit der Angabe „Baum“ und eines Ortsteils.Die Naturschutzbehörde des Kreises empfiehlt in diesen Fällen, diese Vorschläge abzulehnen. Die nachvollziehbare Begründung für dieses Votum: „Baum nicht gefunden.“

Die Winterlinde in Netphen soll nicht länger Denkmal sein: Ein Ast hätte 2009 beinahe ein KInd getroffen.
Die Winterlinde in Netphen soll nicht länger Denkmal sein: Ein Ast hätte 2009 beinahe ein KInd getroffen. © Jürgen Schade | Jürgen Schade

In den Gremien der Städte und Gemeinden war der Entwurf der Liste, der nach der Sitzung des Kreistags für einen Monat öffentlich ausgelegt werden soll, bisher kaum ein Thema. In Kreuztal, wo allein die Zahl der Naturdenkmale um etwa ein Drittel von 44 auf 30 reduziert werden soll, warnte jetzt Dieter Gebauer (Grüne) vor einem möglichen Effekt: Nachbarn hätten es nun womöglich leichter, das Entfernen von Bäumen zu verlangen, durch die sie sich belästigt oder gestört fühlen, und das auch auf dem Klageweg durchzusetzen. „Die geschützten Bäume stehen zum großen Teil auf Privatgrundstücken.“ Insgesamt 39 Positionen lang ist eine Aufstellung von neuen Naturdenkmal-Vorschlägen aus den Kommunen, von denen nach Auffassung der Naturschutzbehörde keiner berücksichtigt werden soll.

Das bedeutet das für die Orte

Burbach: Von acht Naturdenkmalen sollen fünf den Schuzstatus behalten; die Laubwaldböschung am Ginnerbach, Buch und Ahorn vor dem Rathaus, ein Walnussbaum am Heisterner Weg, eine Linde in der Austraße und die Reihe von zehn Eiche auf der Wasserscheide. Dagegen sollen eine faulende Linde in der Hickengrundstraße und ein Bergahorn in der Albert-Schweitzer-Straße nicht länger geschützt werden, eine Esche in der Hickengrundstraße wurde bereits gefällt.

Freudenberg: 17 Bäume sind bisher in Freudenberg als Naturdenkmale geschützt, neun sollen aus der Liste gestrichen werden. Darunter sind sechs Eichen im Seifen in Alchen und der Gehölzstreifen Zum Kirchenwäldchen in Büschergrund, die bisher geschützte Landschaftsbestandteile sind. Außerdem die Baumreihe aus acht Eichen am ehemaligen Sportplatz Freudenberg, eine Blutbuche in der Gartenstraße, eine Blutbuche und zwei Linden in der Bahnhofstraße. Den Bäumen wird durchweg „keine besondere stadtbildprägende Funktion“ zugeschrieben. Die Linde im Innenhof der Alten Schule Plittershagen wird ebenfalls aus dem Naturdenkmalschutz entlassen, die Kaisereiche am Dorfteich Lindenberg ist bereits „aus Verkehrssicherungsgründen“ gefällt.

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Hilchenbach: Störende Kastanien-Früchte sind kein Argument

Hilchenbach:  Elf Bäume sollen den Naturdenkmalschutz verlieren. 42 Positionen umfasst die Liste insgesamt, von denen sieben allerdings jetzt schon leer stehen – diese Bäume gibt es nicht mehr. Weiteren Schutz genießen unter anderem die Lindenallee am Hof-Stöcken-Weg. Geschützt bleiben Blut- und Hainbuche im ehemaligen Kraemerschen Park und die Friedenseiche vor der evangelischen Kirche in Hilchenhach – für beide Standorte hatten sich in der Vergangenheit Bürgerinitiativen eingesetzt. Auf Widerspruch stößt der Besitzer einer Kastanie in der Ferndorfstraße, den sein Naturdenkmal stört, weil, „die Früchte des Baumes ihr Lebensumfeld zu stark beeinträchtigten“. Das reiche „nicht aus, um den Baum aus dem Schutz zu entlassen“, stellt die Naturschutzbehörde fest. Nicht mehr geschützt werden die beiden Eichen zwischen Kirche und Kindergarten am Ernst-August-Platz in Dahlbruch – die eine sei „abgängig“, die andere für sich allein nicht ortsbildprägend. Ebenfalls als nicht schutzwürdig eingestuft werden die 30 Eichen in Beckers Wäldchen an der Wilhelm-Münker-Straße.

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Kreuztal: Fünf Eichen und zwei Linden in einem Garten am Stendenbacher Weg sollen von der Liste gestrichen werden: „Die Bäume prägen den Garten im besonderen Maße. Aufgrund der schlechten Einsehbarkeit für Dritte ist jedoch die Wirkung auf das Ortsbild nicht gegeben.“

Zwei neue Naturdenkmale in Netphen

Netphen: 32 Positionen umfasst die bisherige Liste, 13 sollen gestrichen werden, darunter die Reihe von neun Spitzahornen an der Oelgershausener Straße und der Gehölzstreifen an der Ehreneiche. Auch die Winterlinde an der Ecke Lahnstraße/Brauersdorfer Straße soll den Schutzstatus verlieren – schon vor Jahren hat ein herabstürzender Ast ein Auto beschädigt. Zu den Bäumen, die unter Schutz bleiben, gehört „aus geschichtlichen Gründen“ die Luisenlinde in Grissenbach. Neu unter Naturdenkmalschutz gestellt werden soll eine Hainbuche in der Marburger Straße in Deuz: „In dieser Form und Größe einzigartig im Kreisgebiet“. Ebenfalls neu eingetragen werden soll eine Esche in der Breiten Straße in Frohnhausen.

Neunkirchen: Aus der Neunkirchener Liste werden neun von 13 Naturdenkmalen gestrichen. Die Plakette behalten sollen je eine Eiche in Altenseelbach und an der Frankfurter Straße sowie die Lindenallee zum Zeppenfelder Friedhof.

Siegen: Kohlenbacher Weiher wichtig für Wasservögel

Siegen: Von 51 Naturdenkmalen sollen 16 aus der Liste gestrichen werden, darunter die 12 Spitzahorne an der Zufahrt zum Eiserfelder Bahnhof und die elf Linden am Scheidweg in Trupbach. Als geschützter Landschaftsbestandteil wird weiter der Kohlenbacher Weiher in Eiserfeld geführt, der sein Wasser aus Bergwerkstollen bekommt: „Als eines der wenigen eisfreien Gewässer im Siegerland ein ideales Winterquartier für Wasservögel.“ Dagegen soll die Felsformation am Stollenmundloch der Kobaltgrube Junkernburg in Niederschelden nicht mehr geschützt werden.

Wilnsdorf: 14 von 21 Naturdenkmalen sollen aus dem Schutz entlassen werden. Geschützt bleiben sollen eine Eiche in Anzhausen, eine Esche in Flammersbach, ein Ahorn in Oberdielfen, eine Linde in Obersdorf, eine Esche in Rinsdorf, die drei Eichen am gleichnamigen Platz und eine Linde in Wilden.

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