Siegen. Erneut stimmt eine Mehrheit für eine neue Gesamtschule in Siegen. Der Widerspruch aus Wilnsdorf, Netphen und Freudenberg trifft auf Unverständnis.
Bei drei Gegenstimmen von UWG, GfS und FDP hat sich der Hauptausschuss für die Errichtung einer neuen „Gesamtschule Am Rosterberg“ ausgesprochen. Die AfD enthielt sich der Stimme. Die Entscheidung fällt am Mittwoch, 15. Juni, im Rat.
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Abwarten wird Haupt- und Realschulen in Siegen nicht retten
Schuldezernent Andree Schmidt wies Forderungen zurück, die Entscheidung aufzuschieben. Das wäre „fatal“, sagte er. Es gebe „Verwerfungen“ in der Siegener Schullandschaft: Kinder würden an Gesamtschulen und Gymnasien abgewiesen, weil die Plätze nicht ausreichten. Auf der anderen Seite erreichten die Achenbacher Hauptschule und in diesem Jahr auch die Realschule Auf der Morgenröthe die Mindest-Anmeldezahlen nicht, sodass sie nur mit Ausnahmegenehmigungen neue 5. Klassen bilden dürften. Es sei „dringend geboten, jetzt zu entscheiden. Alles andere würde niemandem helfen.“ Erfahrungsgemäß würden die beiden Realschulen und die Hauptschulen ein Anmeldeverfahren für das übernächste Schuljahr auch kaum mehr überstehen – Eltern würden bei der Schulwahl für ihre Kinder die aktuelle Diskussion berücksichtigen.
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Zurückgewiesen hat Andree Schmidt das Argument, die Gesamtschule würde vor allem auf das Abitur vorbereiten. Nur 40 bis 50 Prozent eines Jahrgangs wechselten in die gymnasiale Oberstufe, die anderen würden – wie die Absolventen der anderen Schulen auch – in eine Berufsausbildung wechseln.
Wenig Verständnis zeigte der Dezernent für die teilweise ablehnenden Stellungnahmen aus Umlandkommunen. So hatte Wilnsdorf die Sorge geäußert, Haupt- und Realschule dort würden von Siegener Kindern überlaufen. Freudenberg wies darauf hin, dass an der dortigen Gesamtschule auch Kinder aus Siegen gebraucht werden. Und Netphen fürchtet, dass die eigene Sekundarschule und damit auch dei Oberstufe des Gymnasiums geschwächt werden, wenn Kinder aus Netphen nun durchweg einen Platz in Siegen finden und nicht mehr abgewiesen werden.
Siegen bietet erneut regionale Schulplanung an
Dass Siegener Entscheidungen immer auch Folgen für das Umland hätten, „war uns bewusst“, sagte Schmidt – den Nachbarn anscheinend nicht: „Manchmal bekommt man den Eindruck, die Wechselwirkungen würden erst jetzt erkannt.“ Wilnsdorf werde nun womöglich Kinder aus Siegen aufnehmen müssen, wenn es die beiden Schulformen Haupt- und Realschule in Siegen nicht mehr gibt. Die Stadt Siegen habe dies umgekehrt mit ihren Gesamtschulen 25 Jahre lang getan. „Das kann man uns jetzt nicht vorwerfen. Da kommt das Kirchturmdenken voll wieder raus.“
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In Siegen nicht gut angekommen ist die Forderung nach einer „regionalen Schulentwicklungsplanung“, wie sie die Freudenberger Bürgermeisterin jetzt aus Anlass der Siegener Gesamtschuldiskussion forderte. Diese Forderung kenne er „noch aus der Zeit, als ich Schuldezernent war“, sagte Bürgermeister Steffen Mues. „Das ist immer von den Umlandkommunen abgelehnt worden.“ Er sei „nach wie vor gern bereit“, in die Gespräche wieder einzutreten. „Vielleicht stößt es jetzt auf Gegenliebe.“ Thema einer regionalen Planung könnten Vereinbarungen über Aufnahmen von Kindern aus Nachbarkommunen sein, die die Städte dann auch in ihren eigenen Schulentwicklungsplänen berücksichtigen dürfen, um Mindestzahlen nachzuweisen – vergeblich versucht worden war das schon einmal im nördlichen Siegerland: Da hatte die Stadt Kreuztal mit Hilchenbacher Hilfe ihre Gesamtschule stärken wollen.
Bürgerbegehren gegen neue Gesamtschule in Sicht
Aus der Politik gab es im Hauptausschuss keine einzige Wortmeldung. Mit der Entscheidung im Rat am nächsten Mittwoch ist die vierte Siegener Gesamtschule allerdings noch nicht in trockenen Tüchern. In den folgenden Monaten wird am Konzept gearbeitet und auf die Genehmigung durch die Bezirksregierung gewartet. Eröffnet werden kann die neue Schule in den Räumen des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums aber nur dann, wenn dort im Januar mindestens 100 Kinder mit Wohnsitz in Siegen angemeldet werden. Erst dann wird auch der andere Teil des Ratsbeschlusses über die Auflösung der Haupt- und Realschulen wirksam. Im Raum steht auch noch die Ankündigung eines Bürgerbegehrens gegen den Errichtungsbeschluss, das aus den Reihen von FDP, UWG und GfS initiiert wird.
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