Siegen-Wittgenstein. Neben Volkmar Klein (CDU) schaffen auch Luiza Licina-Bode (SPD) und Laura Kraft (Grüne) über die Landeslisten den Einzug in den Bundestag.

Siegen-Wittgenstein ist mit drei Abgeordneten im neuen Bundestag vertreten. Volkmar Klein (CDU) hat das Direktmandat mit knapper Mehrheit verteidigt. Zweite Siegerin war Luiza Licina-Bode (SPD) – sie rückt nun über die Landesliste ihrer Partei in den Bundestag ein. Ihr 32. Platz ist der letzte, der noch „zieht“ – wie der Landeswahlleiter am Montagmorgen bekannt gegeben hat. Ebenfalls im Bundestag ist Laura Kraft (Grüne): Listenplatz 23 hat, wie sich schon am Sonntagabend abzeichnete, komfortabel ausgereicht; die Grünen-Landesliste wird bis Platz 28 abgeschöpft.

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Luiza Licina-Bode und Laura Kraft: Neu auf der politschen Bühne

Luiza Licina-Bode (SPD) und Laura Kraft (Grüne) sind vergleichsweise neu auf der politischen Bühne. Die Sozialdemokratin aus Bad Laasphe ist Juristin und arbeitet bisher als freigestellte Personalrätin beim Bundesinnenministerium; in der Kommunalpolitik war sie im Rat ihrer Heimatstadt aktiv.

Laura Kraft (Grüne) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Siegener Uni. Sie kandidierte im vorigen Jahr als Landrätin; bei der Kreistagswahl wurde sie in den Kreistag gewählt und ist dort stellvertretende Vorsitzende ihrer Fraktion. Sie wird nun entscheiden müssen, ob sie dieses Mandat behält. In der Vergangenheit haben Bundestagsabgeordnete von SPD und CDU, zuletzt der spätere Landrat Paul Breuer, ihre Kreistagsmandate behalten. Zuletzt waren aber weder Willi Brase (SPD) noch Volkmar Klein (CDU) gleichzeitig kommunale Mandatsträger.

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Erst kurz vor Mitternacht hat Siegen fertiggezählt

Dass die Mandatsverteilung erst vergleichsweise spät feststeht, hat Gründe: Die Landeslisten sind dazu da, Mandate so zuzuteilen, dass am Ende die Besetzung des Bundestages auch das Kräfteverhältnis bei den Zweitstimmen wiederspiegelt. Wenn eine Partei zum Beispiel mehr Direktmandate gewinnt, als ihr insgesamt nach den Wählerstimmen zustehen, sind das Überhangmandate, die durch Sitze für die anderen Parteien ausgeglichen werden (Ausgleichsmandate).

Auf diese Weise steht die Größe des Bundestages auch erst fest, wenn alle Stimmen ausgezählt sind. Und das war, auch in Siegen-Wittgenstein, am Sonntagabend erst sehr spät der Fall. Fast die Hälfte aller Stimmen war per Briefwahl abgegeben worden; der letzte Briefwahlvorstand in Siegen übermittelte sein Ergebnis erst um 23.47 Uhr.

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In der letzten Wahlperiode des Bundestags war Siegen-Wittgenstein mit zwei Abgeordneten im Bundestag vertreten: Volkmar Klein (CDU) hatte den Wahlkreis gewonnen, Silvia Gabelmann (Linke) bekam ein Mandat über die Landesliste ihrer Partei.

Juniorwahl

Bei der Juniorwahl hat Volkmar Klein (CDU) den Wahlkreis mit 26,5 Prozent der Stimmen gewonnen, gefolgt von Luiza Licina-Bode (SPD, 24,1 Prozent) und Guido Müller (FDP, 18,5 Prozent). Bei den Zweitstimmen führt die SPD (23,7 Prozent) vor der FDP (20,3 Prozent). Dritter ist die CDU (19,4 Prozent), Vierte sind die Grünen (12,1 Prozent). Für die AfD entschieden sich 6,2 Prozent der Juniorwähler, für die Linke 5,3 Prozent. Die Juniorwahl ist ein Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung. Teilnehmen können daran weiterführende Schulen.

Luiza Licina-Bode: „Eine aufregende Zeit“

Am Wahlabend war Luiza Licina-Bode noch enttäuscht. Die Überraschung folgt am Montagmorgen um 7.35 Uhr per Email: Luiza Licina-Bode zieht über die NRW-Reserveliste in den Bundestag ein. „Das ist unglaublich“, freut sich die Bad Laaspherin. Dass sie selbst insgesamt knapp hinter dem SPD-Parteiergebnis bleibt, führt sie auf ihren Status als Newcomerin zurück. „Wenn mich im Siegerland mehr Leute gekannt hätten, hätte ich gewonnen.“ Am Montagabend beginnt für Luiza Licina-Bode direkt die Arbeit: „Das ist eine aufregende Zeit, es ist jetzt einiges zu organisieren“, sagt die freigestellte Hauptpersonalrätin im Bundesinnenministerium. Sie wechselt aus ihrem Büro von der Bundesallee ins Paul-Löbe-Haus, wo die Abgeordneten-Büros sind. Im Wahlkreis möchte sie sowohl in Siegen wie auch in ihrer Heimatstadt Bad Laasphe Büros einrichten. Dass es drei Abgeordnete aus Siegen-Wittgenstein in den Bundestag geschafft haben, findet Licina-Bode sehr gut: „Das entspricht dem Wählerwillen und wir können gemeinsam viel für die Region erreichen.“

Laura Kraft: Schon unterwegs nach Berlin

Laura Kraft ist über Nacht Bundestagsabgeordnete geworden. „Gestern Abend stand das ja noch gar nicht fest“, erinnert die Grünen-Politikerin – am frühen Morgen wurde sie dann von Glückwünschen auf allen Kanälen überrascht. Und schon um 11 Uhr stand sie mit gepackter Tasche am Siegener Bahnhof: Abends in Berlin das erste Treffen mit der alten Bundestagsfraktion, am Dienstag das Kennenlernen mit den neuen Parlamentarierinnen und Parlamentariern der Grünen. „Ich hatte mir für den Montag sowieso nichts vorgenommen – egal wie es ausgeht.“ Für Laura Kraft gibt es jetzt vor allem eine Menge zu organisieren, bevor sie spätestens am 27. Oktober zum ersten Mal im Plenarsaal unter der Reichstagskuppel Platz nimmt: Mit ihrem Arbeitgeber, der Uni, wird sie einiges klären müssen, und eine Bleibe in Berlin braucht sie auch. „Da kommt einiges auf mich zu.“ Wohl auch der Abschied aus dem Kreistag, in den sie im vorigen Jahr zum ersten Mal gewählt worden ist: Die Arbeit in Berlin werde sie fordern – dass sie daneben noch dem Mandat in Siegen gerecht werden könne, „bezweifle ich“.

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