Über 50 Jahre lang war das Jung-Stilling-Gymnasium in Hilchenbach Adresse für Aussiedlerschüler, die das Abitur machen wollten.
1951
1951 wird das Schülerwohnheim von der Inneren Mission eröffnet: unter dem Dach des Jung-Stilling-Gymnasiums. 60 „Söhne verdrängter Familien“ werden aufgenommen. Das Gymnasium richtet Förderklassen ein. Die Jugendlichen sind oft zwei Mal geflüchtet: zuerst aus polnisch und russisch gewordenen ehemaligen deutschen Ostgebieten in die DDR, bis zum Mauerbau 1961 aus der DDR in die Bundesrepublik. Ab 1963 füllen Kinder und Jugendliche aus anderen osteuropäischen Ländern die Förderklassen.
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1954
1954 zieht das Schülerheim in das Richard-Martin-Heim um, das bis dahin Lungenheilstätte des Kreises Siegen war.
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1967
1967 wird das neu gebaute Schülerheim in der Brachthäuser Landstraße eröffnet. Es bietet bis zu 90 Plätze.
1974
1974 wird erstmals eine Klasse 10 F gebildet, damit die Jugendlichen Deutsch lernen konnten. Regulär ist der mittlere Bildungsabschluss Aufnahmevoraussetzung. Die Jugendliche besuchen in der Regel vorher eine Realschule, bevor sie in die Klasse 11 des Gymnasiums einsteigen. Für jüngere Kinder erscheint das Leben im Internat nicht geeignet. Russisch wird verbindliche erste „Fremdsprache“ für die jungen „Spätaussiedler“ – so die Bezeichnung für Deutschstämmige, die aus Osteuropa zuwandern.
1975
1975 schließt die Bundesrepublik ein Abkommen mit Polen. In der Folge, bis etwa 1981, sind es vor allem Kinder aus Familien aus Ostpreußen, Hinterpommern und Schlesien, die nach Hilchenbach kommen.
1996
1996 stellen Aussiedlerschüler 26 Prozent der Schülerschaft des Jung-Stilling-Gymnasiums. Zwar ist die Zahl der Aussiedler mittlerweile stark rückläufig, auf der anderen Seite gibt es in NRW aber nur noch wenige Internatsplätze. Mehrheitlich kommen die Schülerinnen und Schüler nun aus der ehemaligen Sowjetunion. Polnisch wird als Unterrichtsfach gestrichen, Russisch wir nicht mehr als Fremd-, sondern als Muttersprache unterrichtet
2000
2000 übernehmen die Malteser Werke die Trägerschaft des Schülerwohnheims, nachdem die Innere Mission ausgestiegen war. Gegen dass Vorhaben, die Jugendlichen ins christliche Jugenddorf nach Birkelbach umziehen zu lassen, erhebt sich Protest. Vermittelt hatte den Übergang der neue Förderverein Integratives Leben und Lernen in Hilchenbach (FILL), der das Schülerheim bis zu seiner Auflösung 2007 begleitet.
2007
2007 kündigen die Malteser Werke die Schließung des Schülerwohnheims an, nachdem am Jung-Stilling-Gymnasium keine 10 F mehr gebildet worden ist. Die Schüler von dort wechseln jahrgangsweise ins Stift Keppel, bis das Gymnasium 2008 geschlossen wird. Ein neu gegründeter Trägerverein „Wir für euch“ kümmert sich um die letzten vier Bewohner.
2008
2008 schließt das Jung-Stilling-Gymnasium, 2009 wird das Schülerwohnheim abgerissen. An seiner Stelle entsteht seit 2011 das Wohngebiet Alte Brachthäuser Landstraße.
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