Weidenau. Die Friedrich-Flender-Schule in Weidenaun will mit dem städtischen Kinder- und Jugendtreff auch im offenen Ganztag kooperieren.
Die Eulen, die Koalas und die Zebras: So heißen die drei Eingangsklassen an der Friedrich-Flender-Schule, in denen erstes und zweites Schuljahr gemeinsam unterrichtet werden. Dazu kommen eine dritte und eine vierte Klasse. Mit insgesamt 110 Kindern, sagt Rektorin Martina Held, „sind wir eine kleine Schule.“ Zu Gast ist der Schulausschuss. Der soll demnächst der Einführung des offenen Ganztags auch in der Engsbachstraße zustimmen.
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Die Schule: Betreuung sogar von 7 bis 17.30 Uhr möglich
Schauplatz Engsbachstraße: Die Klassenzimmer im „Neubau“ der 1970er Jahre haben WLAN, wegen anderer Elektroarbeiten wurde gerade auch das Glasfaserkabel auf den Schulhof gebracht – so weit ist in Siegen noch keine andere Grundschule. Dass die einzügige Schule eine Eingangsklasse mehr bilden konnte, passt dank Corona gut: Schon die Erstklässler, die die letzen anderthalb Jahre keine Kita von innen gesehen haben, müssen aufholen. „Das fängt beim Toilettengang an.“ Im Altbau von 1908/09, der 1946 nach der Zerstörung im Krieg wieder nutzbar gemacht wurde, sind unten der Betreuungsraum, ein Mehrzweckraum, oben Bücherei, Computerraum und ein Fachraum.
Weidenauer Schulgeschichten
Die Friedrich-Flender-Schule hieß bis 1941 Auschule. Das Amt Weidenau ehrte Friedrich Flender vor der Haardt an seinem, 250. Todestag: „Unschuldig wegen seines Einsatzes für Recht und Freiheit der Heimat auf Befehl des tyrannischen Fürsten Wilhelm Hyazinth von Nassau-Siegen enthauptet“. So steht es auf der Gedenktafel im Altbau von 1908/09, der 1948 wiederaufgebaut wurde.Der städtische Kinder- und Jugendtreff Weidenau ist in das Gebäude der ehemaligen Gartenschule eingezogen. Die Gartenschule war bis 1978 Sonderschule und wurde dann mit der Waldschule in Geisweid zusammengelegt. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1962. An gleicher Stelle stand vorher die Rektorratsschule, aus der das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium hervorging. Die „Hilfsschule für gehemmte Kinder“ zog 1928 ein.
80 von 100 Kindern nutzen die beiden Betreuungsangebote: verlässlicher Halbtag von 7 bis 13.30 Uhr, 13 Plus bis 15.30 Uhr. Neben zehn Lehrerinnen und Lehrern sind auch vier ehrenamtliche Sprachhelfer für sie da: Kinder nicht nur wie Max und Frieda von nebenan. Sondern auch wie Fritzchen, der besser noch in der Kita geblieben wäre, wie Linus, der von der Sonderpädagogin gefördert wird, wie Muhamet und Fatma, deren Eltern oder Großeltern schon vor zwanzig oder dreißig Jahren nach Deutschland gekommen sind. Oder wie Irem: Die mit ihrer Familie drei Jahre auf der Flucht war, vor einem halben Jahr in Deutschland angekommen ist. „Sie weiß, was Hunger und Kälte heißt“, sagt Martina Held, die ihre Schulkinder mit erfundenen Vornamen vorstellt: „Es ist uns ganz wichtig, all diesen Kindern gerecht zu werden.“
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Schauplatz Gärtnerstraße: Mittags steht ein Spaziergang an, 280 Meter weit in den städtischen Kinder.- und Jugendtreff in der Gärtnerstraße. Dort gehen die rund 50 Kinder aus der 13-Plus-Betreuung hin, essen zu Mittag, machen Hausaufgaben, nutzen die Angebote des Hauses, oft auch noch über 15.30 Uhr hinaus bis halb sechs – so lange ist das Haus dann einfach nur noch Kindertreff für alle, bevor von 18 bis 20 Uhr die Jugend ab Klasse 5 übernimmt, den Kicker weg- und den Billardtisch reinschiebt und die Disco unterm Dach wummern lässt. Für 13 Plus wird der Kindertreff auch ein Stück Schule: „Die Kinder haben bei uns einen festen Ansprechpartner“, erklärt Treffleiter Michael Steblein. Diese „ganzheitliche Betreuung“, sagt Steblein, „bietet viele Chancen, sie wird auch von den Familien sehr geschätzt.“
Die Politik: offene Türen einrennen
„Wir hätten gern alles aus einem Guss“, erklärt Martina Held den Wunsch der Schule nach dem offenen Ganztag (OGS): Dann könnten auch zusätzliche Lehrerstunden in die Nachmittage investiert werden, weitere Angebote auch schon über Mittag wären möglich. „Sie rennen bei uns offene Türen ein“, sagt Heiko Thimm (SPD). „Sie haben mich überzeugt“, schließt sich Samuel Wittenburg (Volt) an. „Man könnte sich wünschen, dass die zusammenwachsen“, lobt Ulrich Schloos (Linke) das Miteinander von Schule und Kinder- und Jugendtreff.
Stadt müsste Trägerschaft für OGS behalten
Schuldezernent Andree Schmidt dämpft die Begeisterung: OGS geht nur im Zusammenspiel der beiden Einrichtungen, das Schulgebäude selbst ist zu klein. Dagegen steht der Grundsatz des Rates, OGS für freie Träger auszuschreiben. Wenn also die Stadt die OGS abgibt, „haben wir ein echtes Problem.“ Zumindest sei dann die Umstellung zum nächsten Schuljahr nicht zu schaffen. Das sei „Erpressung“, protestiert Angelika Flohren (SPD).
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Tatsächlich ist das der Grund, warum neben der Friedrich-Flender-Schule auch die Glück-Auf-Schule und die Hammerhütter Schule immer noch keinen Ganztagsbetrieb haben, obwohl sie ihn sich wünschen: Bei allen drei Schulen sind städtische Kinder- und Jugendtreffs zum Teil neben Elternverein oder einem freien Träger, mit im Boot, und das sollen sie nach dem Willen der Schulen auch bleiben. Schulausschussvorsitzender Florian Kraft (Grüne) spricht von einem „gewissen Spannungsfeld“: „Auch wenn man die Trägervielfalt hoch ansetzt, habe ich gesehen, dass hier von der Schule ein anderes Modell gewünscht wird.“
Bei Montessori auf dem Lindenberg geht es anders
Tatsächlich gibt es Varianten: Auf dem Lindenberg ist der Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen (VAKS) wie in fast allen städtschen Grundschulen (bis auf die Nordschule) OGS-Träger, dennoch sind Montessorischule und Kinder- und Jugendarbeit der Stadt miteinander verzahnt, auch im künftigen Stadtteilzentrum. Ob das ein Modell für Weidenau ist, wenn ein freier Träger – VAKS betreibt hier schon den verlässlichen Halbtag – hinzukommen muss? Der ausgewählte OGS-Träger müsste mitmachen, und das städtische Jugendamt natürlich auch. Im Dezember soll entschieden werden, vorher wollen nun die Ratsfraktionen beraten. Michael Heupel (CDU) sieht keine Lösung ohne den Jugendtreff: „Sonst müsste man hier ja komplett neu bauen.“
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