Hilchenbach. Für Kultur Pur bringt die Philharmonie Südwestfalen Sean Connery, Vogelstimmen und Beethovens Pastorale zusammen.
An diesem Abend des Pfingstsonntags passt aber auch alles zusammen. Selbst der lange befürchtete Regen kommt genau zur richtigen Zeit, denn das familiär geprägte Nachmittagsprogramm liegt in den letzten Zügen und die allermeisten Besucher des diesjährigen Philharmonie-Programms „Shades of Earth“ sitzen schon gut geschützt im großen Zelt. Ein Programm, das eigens für diesen KulturPur- Abend zusammengestellt wurde und eine Kombination aus akustischem und optischem Genuss bietet.
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Dass dies ein Abend mit bleibenden Erinnerungen wird, liegt neben den bestens vorbereiteten Philharmonisten vor allem auch an den Tonkünstlern an den Mischpulten, die es schaffen, jedes einzelne Instrument des großen Orchesters hörbar und erlebbar zu machen. Selbst die zarten Töne der Harfe kommen so rüber, als säße die Harfenistin direkt vorne am Bühnenrand. So entsteht ein Gesamtklang, als würde der Abend nicht in einem Zelt, sondern in einem Konzertsaal mit feinster Akustik stattfinden.
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Philharmonie mit Jurassic Park und fliegendem Holländer
Die Zutaten des Programms sind klug zusammengestellt. Zweimal Filmmusik, die durch Konzerte der Philharmonie einen großen Kreis von Liebhabern gefunden hat: Medleys von John Williams aus dem Film „Jurassic Park“ und Alan Silvestri aus „Zurück in die Zukunft“. Beeindruckend Gustav Holsts ziemlich unbekanntes „Mars, der Kriegsbringer“, in der Zeit des 1. Weltkriegs entstanden. Zur Trommel-Rhythmik, so zogen Soldaten damals in den Krieg, müssen die Blechbläser aus ihren Instrumenten das Maximum an Power herauszuholen.
Ganz anders anschließend die Streicher: Das Bach’sche Meisterwerk „Air“ wird zum Höhepunkt des ersten Konzertteils. Wunderbar luftig und durchsichtig schwebend zieht sich das Leitmotiv durch die Streichergruppen, die sichtlichen Genuss an der Interpretation dieser Zauberklänge haben. Da klatscht selbst Dirigent Nabil Shehata seinen Saitenkünstlern Beifall. Richard Wagners kraftstrotzende Ouvertüre zu „Der fliegende Holländer“ sorgt dafür, dass der erste Teil des Konzerts bei aller thematischen Ähnlichkeit ein Konzert musikalischer Gegensätze wird.
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Fotokunst zu Beethovens Pastorale
Beethovens Symphonie Nr. 6, auch „Pastorale“ genannt, ist musikalische Malerei pur. Da hat der Meister unterschiedliche Jahreszeiten, Naturgeräusche und Gewitterdonner eingebaut, aber auch im zweiten Satz „Szene am Bach“ zartere Töne wie die berühmte Vogelstimmen-Stelle, in der man Kuckuck, Wachtel und Nachtigall zu hören meint. Beethoven-Liebhaber haben das wohl alles schon vielfach gehört. Aber noch nie wie am Abend des Pfingstsonntags bei KulturPur.
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Da wird die Pastorale neben einem Klang-Gemälde auch zu einem optischen Genuss. Und dafür steht der Fotokünstler Tobias Melle, der exklusiv für diesen Abend Bilder geschaffen hat, die zu Beethovens Kunst auf der großen Leinwand hinter dem Orchester eingeblendet werden. Wobei die staunenden Besucher sich oft nicht entscheiden können, ob die Fotos die Musik begleiten oder die Musik die Fotos. Beide Kunstformen stehen gleichwertig nebeneinander.
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Dietmar Wunder ist die Stimme von Sean Connery
Der Moderator: Auch da haben die KulturPur-Verantwortlichen keine Kompromisse gemacht und einen Mann geholt, dessen Stimme man kennt, obwohl man den Menschen dahinter noch nie gesehen hat. Denn Dietmar Wunder ist derjenige, der Filmstars wie Adam Sandler oder Cuba Gooding Jr. synchronisiert, vor allem aber James Bond-Darstellern wie Sean Connery und Daniel Craig die deutsche Stimme gibt. Und er kann moderieren! Charmant, informativ, mit angenehm sonorer Stimme, immer das Informative einer Ansage in den Vordergrund stellend und nie sich selbst. Genau so muss Moderation funktionieren. Schade, dass dieser seit langem ausverkaufte Abend wohl ein einmaliges Ereignis bleiben wird. Oder sind da doch noch nicht alle Türen zu?
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