Siegen. Erst zum Fahrplanwechsel rechnet die Bahn wieder mit durchgehenden Zügen zwischen Siegen und Hagen. Den Unternehmen in der Region ist das zu spät.

„Jede Woche, die ungenutzt verstreicht, vergrößert den wirtschaftlichen Schaden. Der Wiederaufbau muss schnell und unbürokratisch kommen.“ Walter Viegener (Viega Holding GmbH & Co. KG), Vorsitzender des Industrie- und Verkehrsausschusses der IHK Siegen, lässt keinen Zweifel am bestehenden Zeitdruck bei der Behebung der Flutschäden an den Verkehrswegen in NRW und Rheinland-Pfalz.

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Straßen

Zuvor hatte Ludger Siebert, Leiter der Regionalniederlassung Südwestfalen von Straßen.NRW, dem Ausschuss einen Überblick über die Schäden und den Stand der Arbeiten am Straßennetz in Südwestfalen und NRW gegeben. Demnach waren mehr als 70 Stellen vom Starkregen betroffen. Es sei unmittelbar nach dem Wetterereignis eine umfassende Bauwerksprüfung vorgenommen worden, um ein genaues Bild über das Ausmaß der Schäden zu ermitteln. „Allein im Zuständigkeitsbereich der Regionalniederlassung Südwestfalen mussten 35 Vollsperrungen eingerichtet werden, von denen mittlerweile 28 wieder aufgehoben werden konnten. Bis Ende September werden voraussichtlich bis auf drei auch die restlichen Vollsperrungen der Vergangenheit angehören“, berichtete Ludger Siebert.

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Landesweit waren es mehr als 300 Stellen im Straßenverkehrsnetz mit Schäden. Besonders dramatisch sei es dort, wo die Flut ganze Brücken mitgerissen hätte, die nun wieder neu aufzubauen seien. „Prognosen für den Zeitpunkt der Wiederherstellung sind verlässlich erst nach weiteren Prüfungen von Strecken und Bauwerken möglich. Aber: Es wird nach und nach immer mehr Durchfahrtsmöglichkeiten geben.“ Von großem Vorteil sei gewesen, dass das Verkehrs- und das Umweltministerium schnell geeignete rechtliche Voraussetzungen dafür geschaffen hätten, dass keine Zeit verloren ging. Auch vergaberechtliche Vereinfachungen hätten sich positiv ausgewirkt.

Schiene: Firmen haben nach Hochwasser Lieferprobleme

Problematisch ist die Lage nach wie vor beim Schienenverkehr. Allein sieben Strecken des Regionalverkehrs seien durch die Wassermassen so stark zerstört worden, dass sie durch die Deutsche Bahn saniert oder neu gebaut werden müssten, berichtete IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer: „Etliche Brücken, Oberleitungsmasten und Stellwerke sind zerstört oder stark beschädigt worden. Für letztere ist es dem Vernehmen nach nicht einfach, Ersatzkomponenten zu beschaffen. Es handelt sich um spezielle Technik. Das betrifft leider auch die Ruhr-Sieg-Strecke zwischen Hagen und Werdohl und das Stellwerk in Hohenlimburg.“

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Zwischen dem Hagener Hauptbahnhof und Werdohl waren die Gleise in erheblichem Maße über- und unterspült worden. Die Deutsche Bahn ließ zur Sitzung mitteilen, dass der Zugverkehr voraussichtlich erst zum Fahrplanwechsel im Dezember wieder aufgenommen werde. Zu spät, fand Ausschussvorsitzender Walter Viegener. Die Folgen der Katastrophe bekäme auch die heimische Industrie zu spüren, vor allem in Form von Lieferproblemen. Es müsse alles dafür getan werden, dass diese Schienenverbindung so schnell wie möglich wieder funktioniert, betonte der IHK-Vizepräsident: „Je früher die Strecke wieder durchgängig befahrbar wird, desto geringer werden am Ende die volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Schäden sein. Jeder Tag hilft.“

Kritik: Ausbau für Güterverkehr überfällig

Walter Viegener erinnerte an den geplanten Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke für den Güterverkehr, der längst überfällig sei. Wenn mehr Güter über die Schiene transportiert werden sollen, müsse hierfür auch die Möglichkeit geschaffen werden. Der Ausbau der Strecke zwischen Hagen und Siegen werde politisch seit langem gefordert. Getan habe sich bislang nur wenig. Aus dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) war zu erfahren, dass derzeit die Vorplanungen für die umfangreichen Ausbaumaßnahmen auf der Ruhr-Sieg-Strecke durchgeführt werden und diese im kommenden Jahr abgeschlossen würden. Auch hier drängt der Ausschuss auf mehr Tempo. Walter Viegener: „Im Schlafwagentempo verpassen wir den Anschluss.“

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