Grissenbach. Große Mehrheit für die Bauvorhaben am Grissenbacher Hofgarten. Laut Verwaltung wären die Alternativen teurer. Eine Streuobstwiese wird Ersatz.

Der Stadtentwicklungsausschuss hat dem Ausbau des Hofgartens auf einer Länge von 90 Metern und damit auch, gegen den Protest von Anwohnern, dem Abholzen der Ahornreihe am Rand des Wirtschaftsweges zugestimmt. Drei Ausschussmitglieder stimmten dagegen, dazu gab es eine Stimmenthaltung.

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Die Bäume

Silvia Glomski (Grüne) folgte der Argumentation der Verwaltung, dass die vom Naturschutzbund vorgeschlagene Alternative für den Kanalbau für die Anlieger letztlich „erheblich teurer“ würde: Der Kanal könnte zwar unter die Häuser statt darüber in den Hofgarten gelegt werden. Die Wasserleitung müsse aber trotzdem gebaut und der Weg daher ausgebaut werden. Grundsätzlich sei es „positiv, wenn auf den Dörfern gebaut wird“. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende regte eine Ersatzpflanzung für die fünf Bäume und Photovoltaik auf den Dächern der Neubauten an.

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Tiefbau-Fachbereichsleiter Rainer Schild: „Wenn wir jetzt nicht handeln, schaffen wir Fakten, die alle Geld kosten.“ Würde der Hofgarten nach dem Bau der Wasserleitung nicht ausgebaut, sondern nur als Wirtschaftsweg wiederhergestellt, würde die Stadtkasse mit den Kosten belastet. „Uns ist bewusst, dass keiner von den Anliegern gern zahlt.“ Zudem habe der Wirtschaftsweg keine Entwässerung. „Wenn’s denn mal richtig regnet“, würde das Wasser in die Keller der neuen Unterlieger laufen. Als Ersatz für die Ahornbäume, dessen Kosten die künftigen Bauherren freiwillig übernehmen wollen, könnte eine Streuobstwiese auf einem von der Waldgenossenschaft bereitgestellten Grundstück gepflanzt werden, berichtete Rainer Schild: „Wenn das eine ehemalige Fichtenfläche wäre, wäre das eine erhebliche Aufwertung.“

90 Prozent Erschließungsbeitrag

385.000 Euro investiert die Stadt in Straßen-, Kanal- und Wasserleitungsbau. Die Anlieger zahlten einen Erschließungsbeitrag von 90 Prozent.Eine Reduzierung auf 80 Prozent lehnt die Verwaltung ab. Diese wurde vorgeschlagen, weil der Hofgarten auch den Friedhof erschließt.

Der kleine Bauboom

Ortsbürgermeisterin Annette Scholl (SPD) wies darauf hin, dass die ehemaligen Gartengrundstücke unter dem Hofgarten „schon immer“ Bauland waren. Ausgangspunkt des kleinen Grissenbacher Baubooms war allerdings eine Parzelle auf der Hangseite hinter dem letzten Haus des Hofgartens: Das liegt zwar im städtebaulichen Außenbereich, ist aber im Flächennutzungsplan als Bauland ausgewiesen. Problem dort: Sollte der geschützte Ameisenbläuling dort auftauchen, müsste der erst umgesiedelt werden. Indiz dafür ist der Große Wiesenknopf, den Nabu-Kreisvorsitzende Prof. Dr. Klaudia Witte dort entdeckt hat. Silvia Glomski (Grüne): „Wir müssen auf jeden Fall warten.“

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Das Tempo

In diesem Jahr hatte die Stadt für das hangseitige Grundstück die Baugenehmigung erteilt, im Frühjahr soll dort mit dem Hausbau begonnen werden. „Die Baugenehmigung hätten wir nicht verweigern können“, stellte Beigeordneter Andreas Fresen fest. Wäre es allerdings bei diesem einen Neubau geblieben und hätte die Nachbarschaft auf der Talseite im Mai nicht nachgezogen, wäre der Anschluss für Kanal und Wasserleitung zum Nachbargrundstück gelegt worden. Die Erschließungsvereinbarung war schon in trockenen Tüchern. Mit dem Beschluss über den Hofgarten-Ausbau können nun auch die weiteren Baugenehmigungen erteilt werden; auch die anderen Grundstückseigentümer wollen 2022 bauen.

Alfred Oehm (CDU) wunderte sich über die Schnelligkeit, mit der immerhin bis zu sechs Neubauten in kurzer Zeit ermöglicht werden. Für Dahlborn und Sterndill in Deuz sowie den Mannsberg in Herzhausen liefen die Verfahren seit 2014, am Mannsberg sollen die Eigentümer der Bauplätze nun 2022 mit der Erschließung ihrer Grundstücke rechnen können. „Irgendwas ist hier besonders.“

Ignatz Vitt (UWG) kritisierte den „Schweinsgalopp“, sein Fraktionskollege Klaus-Peter Wilhelm sprach von einem „überfallartigen“ Vorgehen der Verwaltung: „Wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Ortsbürgermeisterin Annette Scholl (SPD) sah das anders: Bauland-Reserve hätte der Ort nur noch in dem langfristig geplanten Neubaugebiet Buderbach, und das sei mit 40 Bauplätzen „für Grissenbach eigentlich zu groß“. Mit den neuen Bauplätzen werde der Dorfrand abgerundet, sagte Manfred Heinz (SPD): „Die Verwaltung hat das getan, was wir fordern: Sie hat schnell gehandelt.“

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