Siegen. Die Arbeit der Wohnungslosenhilfe in Siegen gestaltet sich durch Corona und den Lockdown schwierig. Dennoch gibt es Angebote.

Die Zahl der Hilfesuchenden ist gestiegen, die Arbeit im Lockdown weitaus schwieriger geworden, aber die Wohnungslosenhilfe der Diakonie Südwestfalen kann sich auf Spenderinnen und Spender verlassen.

Spendenbereitschaft im Siegerland ist hoch

Dirk Strauchmann, Fachleiter bei der Diakonie: „Die Spendenbereitschaft ist wirklich hoch. Auch Firmen, die selbst gerade Probleme durch die Pandemie haben, denken an uns. Viele schauen über den Tellerrand.“ Die Unterstützung reiche von Sachspenden über Lebensmittel und Hygieneartikeln bis hin zu Geldspenden. Er und seine Mitarbeiterinnen sind sehr gerührt gewesen, als neulich eine alte Dame selbst gestrickte Socken geschenkt hat. Ein weiteres Beispiel: Eine Station im Jung-Stilling-Krankenhaus hat vor Weihnachten Spenden gesammelt und übergeben.

Die Zahl der Wohnungslosen, die nicht in Unterkünften übernachten, ist überschaubar. „Manche Menschen lehnen die Unterkünfte ab, oftmals aus Angst vor Ansteckung“, weiß Dirk Strauchmann.

Siegener Café Patchwork bietet weiterhin Versorgung an

Die Arbeit des Tagesaufenthalts Café Patchwork in Siegen, hat sich durch die Coronaschutzverordnung wesentlich erschwert: Im Café dürfen sich nicht mehr so viele Menschen aufhalten, wie vorher. Deshalb wurden Zelte und große Schirme aufgestellt. „Die Zahl der Menschen, die zu uns kommen, ist ja nicht weniger geworden“, sagt Dirk Strauchmann. Das Café hat täglich von 9 bis 15 Uhr geöffnet, Besuchszeiten sind derzeit nur bis 14 Uhr möglich. Die Besucher erhalten dort zum Beispiel täglich ein warmes frisch zubereitetes Mittagessen. Preis: 1,50 Euro. Das deckt die Kosten nicht, weshalb man auf Lebensmittel- und Geldspenden angewiesen ist. Die Ausgaben erfolgen über ein Fenster, einige Speisen wie Butterbrote werden auch zum Mitnehmen angeboten. Außerdem erhalten die Besucher Gesichtsmasken, um sich selbst und andere vor Ansteckung zu schützen.

„Es kommen nicht nur Wohnungslose zu uns“, so Dirk Strauchmann. Auch von Armut bedrohte Menschen und Rentner nehmen die Unterstützung an. „Wir sind offen für alle“, sagt Drik Strauchmann. Und auch in Corona-Zeiten „muss den Menschen geholfen werden“.

Päckchenspenden statt Weihnachtsfest

Anders als in den Jahren zuvor, musste das Weihnachtsfest diesmal ausfallen. „Das haben wir sonst groß gefeiert“, sagt er. Stattdessen wurde ein Aufruf an die Siegener Bevölkerung gestartet, Päckchen zu spenden. Die Resonanz sei überwältigend gewesen. „Viele 100 Päckchen wurden in der Vorweihnachtszeit und an den Feiertagen verteilt“. Die evangelische Frauenhilfe Siegerland, die sonst das Essen gekocht hat, hat diesmal sehr oft kalte Platten und Salate zubereitet. „Die Frauenhilfe war mit sehr viel Herzblut dabei. Das war eine Unterstützung für unsere Mitarbeiterinnen und für die Gäste eine schöne Abwechslung.“

Zwei Hauptamtliche arbeiten 365 Tage im Jahr. Sie werden unterstützt durch viele Studenten, die Soziale Arbeit studieren und von rund zehn ehrenamtlichen Helfern.

Neben dem Café (0271-4896355) gibt es eine Beratungsstelle für Wohnungslose: 0271-4896341.

Zuständig für die Unterbringung von wohnungslosen Personen ist die Stadt Siegen entsprechend dem Ordnungsbehördengesetz. Dafür stellt sie den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern in der Regel Wohnraum z.B. in privaten Beherbergungsbetrieben und städtischen Notunterkünften zur Verfügung. Betroffene werden dabei ganzjährig mit Obdach versorgt, also nicht nur in der kalten Jahreszeit. "Es wird folglich auch im Winter dafür garantiert, dass Betroffene einen warmen Schlafplatz erhalten", so Sabine Schütz, Pressesprecherin der Stadt Siegen.

Vielfach sind es Menschen, die aufgrund der Trennung vom Partner oder den Eltern, nach einem Räumungstermin (etwa aufgrund von Mietschulden), wegen Haftstrafen oder aus gesundheitlichen Gründen wohnungslos geworden sind.

Aktuell versorgt die Stadt Siegen 120 wohnungslose Personen mit Obdach und bietet eine entsprechende Beratung zur Vermittlung an weiterführende Dienste an oder unterstützt Betroffene bei der Wohnungssuche. Der städtischen „Fachstelle für Wohnungsnotfälle“ im Rathaus Weidenau sind aktuell fünf Personen bekannt, die eine Unterbringung ablehnen bzw. keine Unterbringung wünschen.

Eine wichtige Aufgabe der „Fachstelle für Wohnungsnotfälle“ besteht im Erhalt von Wohnraum bei drohendem Wohnungsverlust. Betroffene erhalten bei der Stadt Siegen möglichst präventiv Unterstützung und Beratung bei Mietschulden, bei einer Kündigung, einer Räumungsklage oder bei einem Räumungstermin. Dadurch soll Wohnungslosigkeit vermieden werden.“

Darüber hinaus fördert die Stadt Siegen Angebote zur Verbesserung der Lebenssituation armutsgefährdeter und bedürftiger Menschen mit jährlich 120.000 Euro. In diesem Jahr werden 7 Angebote von Trägern gefördert. Es handelt sich um niedrigschwellige Angebote zum Aufenthalt und Versorgung mit Lebensmitteln wie z. B. Mittagstische oder Tagesaufenthalte. Verschiedene Trägern wurden dabei auch zur verordnungs-, schutz- und hygienekonformen Aufrechterhaltung der Angebote in Zeiten der Pandemie beraten.

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