Siegen. Die Gewerkschaften haben am Tag der Arbeit in Siegen demonstriert und eine Kundgebung veranstaltet. Der Andrang war geringer als vor Corona.
„Endlich können wir wieder lautstark demonstrieren“, sagt Ingo Degenhardt, Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein. Wegen Corona war im vergangenen Jahr nur eine kleine Kundgebung ohne Demonstrationszug am 1. Mai möglich. 2020 gab es ein rein digitales Format. Nun könnte die Veranstaltung wieder „in gewohnter Weise“ stattfinden, freut sich Ingo Degenhardt. Diesmal stand der Maifeiertag mit Demonstrationszug und anschließender Kundgebung auf dem Kornmarkt unter dem Motto „GeMAInsam Zukunft Gestalten“.
Siegen: Tiefgreifende Veränderungen der Zukunft bedenken
150 Demonstrierende liefen laut Polizeiangaben am Tag der Arbeit von der Arbeitsagentur in Siegen bis zum Kornmarkt. Dort angekommen, zeigen sich die Gewerkschafter kämpferisch, recken zum Teil die Fäuste in die Höhe. „Fachkräfte ausbilden oder Profite abdrücken“, steht groß auf einem Banner geschrieben.
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„Wir feiern heute zusammen mit acht Gewerkschaften“, sagt Ingo Degenhardt in seinem Grußwort. Diese haben eigene Stände auf dem Kornmarkt aufgebaut. Für gute Stimmung sorgt auch das „Berlin Boom Orchestra“. „Die Musiker mussten jetzt zwei Jahre auf ihren Auftritt in Siegen warten“, so Ingo Degenhardt. Auch wenn auf dem Kornmarkt nicht so viel Andrang herrscht wie vor der Pandemie. Die, die da sind, freuen sich, dass die Veranstaltung wie vor Corona stattfinden kann. Rund 250 Menschen haben sich laut Polizeiangaben insgesamt auf dem Kornmarkt versammelt.
„In diesen Zeiten tiefgreifender Veränderungen stehen die Gewerkschaften für ein solidarisches Miteinander“, hieß es im Aufruf des DGB zu den diesjährigen Maifeierlichkeiten vorab. Frieden, Gerechtigkeit und sozialer Zusammenhalt würden nicht von selbst kommen, sondern immer wieder erkämpft werden müssen. „Wir sehen ein unendliches Leid in der Ukraine“, so Ingo Degenhardt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordere die russische Regierung auf, den Krieg zu beenden. Die Gewerkschaften seien geeint in der Grundüberzeugung: „Nie wieder Krieg.“
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Dieser würde auch die soziale Spaltung in Deutschland verschärfen, wie auch die Pandemie. „Die 450-Euro-Kräfte gehören zu den Hauptverlierern der Pandemie“, betont Ingo Degenhardt. Viele Arbeitgeber würden zudem versuchen, der „Tarifbindung zu entkommen“. Die Zukunft müsse sozial, ökologisch und demokratisch gestaltet sein, mit einer starken Mitbestimmung und einer hohen Tarifbindung einhergehen, unterstreicht der DGB.
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Ingo Degenhardt macht die Forderungen aber noch konkreter: Es müsse eine gute und faire bezahlte Arbeit gefördert werden, eine gute Bildung für alle möglich sein. „Der Strukturwandel muss gerecht gestaltet werden“, betont der DGB-Kreisverbandsvorsitzende. Auch Investitionen in Mobilität und Wohnen fordert er, sowie einen „attraktiven öffentlichen Dienst“. Hinzu komme das Problem der gesperrten A-45-Brücke Rahmedetal: „Für dieses Jahr und viele weitere Jahre wurde diese Lebensader durchtrennt“, sagt Ingo Degenhardt. Diese Situation könne die Region langfristig in Bredouille bringen.
Rede bei Maifeierlichkeiten in Siegen: Bildung steht im Mittelpunkt
Hauptrednerin bei der Veranstaltung am Tag der Arbeit ist diesmal die NRW-Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ayla Çelik. Auch sie geht auf den Ukraine-Krieg ein und auf die weiteren Herausforderungen der Zukunft, führt hier etwa die Pandemie, den Strukturwandel und den Klimaschutz an. „Die gesellschaftlichen Aufgaben sind komplex und gewaltig.“
Im Mittelpunkt ihrer Rede steht das Thema Bildung. „Seit 13 Jahren kämpfen wir für eine angemessene Besoldung der Lehrkräfte in NRW. Wie lange sollen sie noch warten, bis sie endlich verfassungsgemäß besoldet werden?“, sagte sie. Gleichwertige Arbeit müsse auch gleich bezahlt werden. Auch würde man den öffentlichen Dienst „mit ständigen Kürzungen“ nicht attraktiver machen. Kein Bundesland gebe so wenig für Bildung aus wie NRW: „Ist ein Kind in NRW weniger wert als in München?“
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Gute Bildung sei auch nötig, damit Kinder auf die Komplexität der Gesellschaft vorbereitet würden, sie besser verstehen könnten, betonte Ayla Çelik. Die GEW kämpfe für „gute Arbeitsbedingungen“ und „echte Chancengleichheit“ im Bildungssektor. „Wir brauchen keine Privatisierung der Bildung.“
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