Achenbach. Heimathaus sanieren und zum Museum ausbauen: Der Heimatverein Achenbach bekommt viel Geld vom Land. Und ein neuer Spielplatz ist auch noch drin.

Der Heimatverein hat’s mal wieder geschafft: Auch vom „Fördermittel-Flaggschiff“ des NRW-Heimatministeriums profitiert Achenbach. 396.000 Euro umfasst der 90-prozentige Förderbescheid, mit dem das denkmalgeschützte Heimathaus saniert und erweitert wird. „Wir haben uns gut überlegt, was wir fördern wollen – und Sie passen da sehr gut rein“, sagte Staatssekretär Dr. Jan Heinisch am Montag bei der Übergabe. Die nicht im Heimathaus stattfinden konnte, weil darin derzeit Geflüchtete aus der Ukraine leben.

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Heimat finde im Kleinen statt, sagte Heinisch – etwas spezifisch Deutsches. Andere Sprachen hätten oft kein Wort für das, was hierzulande mit „Heimat“ im engeren Sinne gemeint sei. In Osteuropa bedeute es häufig eher „Nation“ – in Deutschland sei es vielleicht noch die Region, eher aber die eigene Stadt oder der Stadtteil. „Da, wo man zuhause ist“, so Heinisch.

Heimat ist da, wo die Menschen zuhause sind – vor Ort, zum Beispiel in Siegen

Mit dem Förderprogramm wolle man Menschen unterstützen, ihre Heimat zu gestalten; das, was sie verbindet, zusammenbringt. Sechs Projekte pro Tag bewillige das Ministerium im Schnitt, überwiegend Heimat-Schecks mit eher niedrigen vierstelligen Summen – solch umfangreiche Förderungen seien Exoten, betonte der Staatssekretär. Und auch die „Zeugnisse“ lägen im Durchschnitt bei 280.000 Euro – für Achenbach greife das Land deutlich tiefer in den Fördertopf.

Aktuell sind im Heimathaus Achenbach Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht.
Aktuell sind im Heimathaus Achenbach Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. © Unbekannt | Hendrik Schulz

Nicht zum ersten Mal profitiert Achenbach von der „Heimat“-Förderkulisse der Landesregierung. Ministerin Ina Scharrenbach war schon mehrfach im Siegener Ortsteil, erinnerte Günther Langer, Vorsitzender des Heimatvereins. 2005 fing es an mit der Erneuerung und Aufwertung der Mauer vor dem Heimathaus – damals wurde verschiedentlich bezweifelt, ob der Heimatverein das schafft. Tat er. Dann übernahm er die Friedenskirche, schuf dort ein Wohnprojekt, wieder wurden Stimmen laut: Ob das was wird… Wurde es. Und den Heimat-Preis haben sie zusammen mit der Hauptschule Achenbach auch schon gewonnen.

Heimat und Heimatgeschichte gerade an junge Siegener vermitteln

Es gebe viel Fluktuation im Stadtteil, Heimat sei daher heute oft ein Projekt auf Zeit – „und auch für kurze Zeit möchten wir Menschen in Achenbach willkommen heißen“, betonte der Vorsitzende.

Geschichtliches

Die Siegerländer Fachwerk-Ständerbauweise ist eng verknüpft mit der Industriegeschichte der Region: Die Ressource Holz wurde im Bergbau und in den Fabriken benötigt – Häuslebauer hatten gewissermaßen das Nachsehen.Bergbau und Erzverhüttung im Siegerland brachten zahlreiche Unternehmen hervor, die als kleine Fabriken begannen und sich zu Spezialfirmen entwickelten, die heute international tätig sind, so Hermann J. Hellmann.

Das Dachgeschoss des altehrwürdigen Gebäudes soll nach mehrjähriger Vorbereitungszeit unter enger fachlicher Begleitung der Stadt Siegen zum Heimatmuseum ausgebaut werden – bislang lagern die Exponate der Siegerländer Wirtschafts- und der Ortsgeschichte digital und in sieben Vitrinen in einem kleinen Raum im Heimathaus. Zusammen mit dem historischen Rundwanderweg und weiteren historischen Gebäuden sollen Historie und Zukunft gleichermaßen vor allem an junge Menschen vermittelt werden, so der Plan. Weil der alte Spielplatz im alten Ortskern eher feucht und dunkel ist, wollen die Ehrenamtlichen zusammen mit Kindern außerdem historische Spielgeräte nachbauen und so Geschichte auch spielerisch erlebbar machen.

Entwurf von Siegener Architektin verbindet behutsam Historie und Moderne

Um 1850 wurde das Heimathaus in typisch „abgespeckter“ Siegerländer Fachwerk-Ständerbauweise errichtet, berichtete Hermann J. Hellmann, Architekt und im Heimatverein unter anderem für Archivarbeit zuständig. Der sogenannte „liegende Dachstuhl“ ohne Stützen werde ausgebaut und über einen Metallsteg zur Dachgaube mit dem Außengelände verbunden. Der behutsame Entwurf der Siegener Architektin Beate Vieregge verbinde Historie und moderne Komponenten. Dies eigne sich hervorragend, um die Wirtschaftsgeschichte des Siegerlands und ihren „Erwerbszweigen von Weltgeltung“, zu präsentieren so Hellmann – und biete womöglich Anknüpfungspunkte zu anderen Heimatmuseen. Seit einiger Zeit wird etwa ein eigenes LWL-Museum für das Siegerland gefordert.

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„Wir sind überzeugt: Damit haben Sie alles richtig gemacht“, fand Staatssekretär Heinisch. Auch Jens Kamieth, Landtagsabgeordneter und stellvertretender Bürgermeister lobte: „In Achenbach wird Heimat mit Leben gefüllt“ – gerade in den vergangenen zwei Monaten, während derer mit gewaltigem Engagement der Ehrenamtlichen Menschen aus der Ukraine aufgenommen und versorgt wurden – in genau dem Heimathaus, das nun saniert und erweitert wird. „Als Siegener sind wir dankbar, dass im Stadtteil so gute Arbeit geleistet wird.“

Das Dachgeschoss des Heimathauses soll ausgebaut und über eine Metallbrücke von außen angeschlossen werden.
Das Dachgeschoss des Heimathauses soll ausgebaut und über eine Metallbrücke von außen angeschlossen werden. © Heimatverein Achenbach | Beate Vieregge