Niederdielfen. Absturz rekonstruiert: Das Flugzeug bewegte sich geradlinig, ging dann „plötzlich in eine steile Kurve nach unten“ über, notieren die Ermittler.
Eine halbe Stunde bevor die Sonne aufgehen würde an diesem Donnerstag, 9. September, war der Pilot tot. Auf Piste 13 des Siegerland-Flughafens war der Mann mit seiner einmotorigen Maschine gestartet, unmittelbar nach dem Abheben Richtung Nordwesten gedreht, nach etwa 10 Minuten Flugzeit prallte die Maschine in einem Waldstück bei Niederdielfen auf den Boden. Der Pilot hatte die Propellermaschine kurt zuvor verlassen, er wurde 250 Meter entfernt von der Absturzstelle gefunden, 500 Meter von seiner Wohnung entfernt.
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Dieses Drama hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung mit Sitz in Braunschweig in ihrem Absturzbericht minutiös nachgezeichnet. Der Vorfall im vergangenen Herbst erregte großes öffentliches Aufsehen und obwohl diese Zeitung für gewöhnlich nicht über Suizide berichtet, taten wir es aufgrund dieser Umstände und tun es jetzt. Ausnahmsweise.
Zeugen berichten: Flugzeug fliegt zunächst gerade, dann plötzlich steile nach unten
Der Pilot hatte am frühen Morgen seine Maschine aus dem Hangar geholt, der Siegerlandflughafen war noch geschlossen, er sollte erst um 8 Uhr an diesem Morgen öffnen. Als Startzeit ist 6.05 Uhr festgehalten. Beide Tanks, die sich in den Tragflächen befinden, waren etwa halb voll. Es dämmerte, war aber hell genug für den Sichtflug. Vier Knoten Wind, 11 Grad. Mehrere Zeugen im Raum Niederdielfen gaben den Unfallermittlern gegenüber an, das Flugzeug in der Zeit von 6.10 bis 6.15 Uhr bemerkt zu haben.
Es habe sich zunächst „geradlinig“ bewegt, sei dann „plötzlich in eine steile Kurve nach unten“ übergegangen, notieren die Ermittler. In einem Fichtenforst schlug es am Boden auf, 300 Meter südlich von Niederdielfen. Der Notfallsender der Maschine (ELT, Kollisionswarngerät) löste um 6.15 Uhr aus.
Ermittler: Das Flugzeug wird durch den Absturz in Niederdielfen völlig zerstört
Der Pilot, ein junger Mann in seinen 20ern, hatte eine Lizenz für einmotorige Flugzeuge, Reisemotorsegler und Segelflugzeuge. Er war Mitglied eines Luftsportvereins, auf der Maschine hatte er 21 Flugstunden und 132 Landungen absolviert. Der 1979 gebaute Flieger hatte eine Gesamtbetriebszeit von rund 4500 Flugstunden mit 17.130 Landungen.
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15 Fichten knickte das zu Boden gehende Flugzeug in dem Waldstück ab, die Schneise, in der Flugzeugteile gefunden wurden, war etwa 30 Meter lang und acht Meter breit. Zu dem Wrack der Maschine halten die Ermittler fest: „Rumpf und Tragflächen waren vielfach gestaucht, verbogen und knäuelartig verwoben. Eine Vielzahl von Teilen war abgetrennt.“ Die Räder waren vom Fahrwerk abgerissen, die Flächentanks geborsten, die Propellerblätter verbogen. Hinweise auf technische Störungen abseits der starken Beschädigungen fanden sich, sofern überhaupt noch nachweisbar, nicht.
Die Gurte des Pilotensitzes waren geöffnet.
In eigener Sache: Zum Thema Suizide
Wir berichten in der Regel nicht über Suizide, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben – außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.
Falls Sie Suizid-Gedanken haben oder jemanden kennen, der Suizid-Gedanken hat, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge: 0800/1110111 oder 0800/1110222. Die Anrufe sind kostenlos, die Nummern sind rund um die Uhr zu erreichen.
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