Siegen/Olpe. Viele Einzelhändler in Siegen-Wittgenstein und Olpe erwarten erhebliche Einbußen durch 2G. Aber sie stehen hinter den Corona-Regeln und dem Staat
Der regionale Einzelhandel erwartet durch die bundesweite inzidenzunabhängige 2G-Regelung zum Teil erhebliche Umsatzeinbußen. Das geht aus einer Blitzumfrage der IHK Siegen zum Thema hervor. Dass fast die Hälfte (45 Prozent) der heimischen Händler diesen Schritt verhältnismäßig findet, um noch drastischere Maßnahmen zu verhindern, „ist mehr als bemerkenswert. Schließlich musste der stationäre Einzelhandel bereits in der Vergangenheit erhebliche Lasten der Corona-Pandemie schultern“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener.
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An der Umfrage zur Lage des lokalen Einzelhandels hatten sich 141 Händler aus Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligt. Um einen erneuten flächendeckenden Lockdown in der für den Einzelhandel so bedeutenden Vorweihnachtszeit abzuwenden, stehen die Betriebe offenkundig hinter einem konsequenten Vorgehen der Bundesregierung, auch wenn es sich auf das eigene Geschäft auswirkt. Klaus Gräbener: „Dass 79 Prozent der Handelsbetriebe die strengeren Corona-Regeln der Bund-Länder-Runde grundsätzlich für richtig halten, offenbart eine Grundhaltung gegenüber dem Staat, die leider nur selten öffentlich wahrgenommen wird und die andere gesellschaftliche Gruppen durchaus vermissen lassen.“
Einzelhandel in Siegen-Wittgenstein findet 2G-Umsetzung problematisch
Wenn hierbei auch Stimmen laut würden, dass die Händler ein unzureichendes Krisenmanagement der Bundes- und Landesregierungen erneut ausbaden müssten, sei dies deshalb mehr als verständlich, so der Hauptgeschäftsführer. Auf Kritik stoßen zudem Ungleichbehandlungen. Stephan Häger, Leiter des IHK-Referats Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik: „Viele verstehen nicht, wieso bei den stark frequentierten Lebensmitteleinzelhändlern die Hygienekonzepte mit Maskenpflicht ausreichen, die sonstigen Einzelhandelsgeschäfte mit zum Teil deutlich geringeren Besucherzahlen aber nur von immunisierten Personen betreten werden dürfen. Die Logik hinter dieser Regelung erschließt sich nicht.“
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Schwierigkeiten würden insbesondere bei der Umsetzung der 2G-Regelung gesehen. Vor allem der zusätzliche Personal- und Zeitbedarf bei gleichzeitig geringeren Umsätzen sei für die Mehrheit betriebswirtschaftlich nur schwer zu stemmen. 59 Prozent der Einzelhändler berichten, dass das Pandemiegeschehen bereits vor den strengeren Corona-Regeln negative wirtschaftliche Auswirkungen auf das Vorweihnachtsgeschäft hatte. Drei Viertel der Händler befürchten durch die 2G-Regelung nun weitere Umsatzeinbußen.
Corona-Pandemie verstärkt die Gefahr von Geschäftsaufgaben in Siegen-Wittgenstein
Stephan Häger: „Besonders dramatisch ist die Lage beim bereits stark gebeutelten Modeeinzelhandel. In dieser innenstadtprägenden Branche rechnen 95 Prozent mit weiteren Umsatzrückgängen. Jeder Zweite geht sogar von starken Einbußen von bis zu 50 Prozent im Vorweihnachtsgeschäft aus. Die 2G-Regelung wird sicherlich weitere Umsatzanteile in Richtung Online-Handel verschieben, mit erheblichen Auswirkungen auf zahlreiche Innenstädte.“
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29 Prozent der Händler ziehen aufgrund der inzwischen vierten Corona-Welle eine Geschäftsaufgabe in Erwägung. Vor einem Jahr, während des zweiten harten Lockdowns, war dieser Wert noch um fünf Prozentpunkte niedriger. Klaus Gräbener: „Die finanzielle Belastungsgrenze ist bei vielen Händlern erreicht. Durch die andauernde Corona-Pandemie, verbunden mit Kunden- und Umsatzrückgängen steigt die Gefahr von flächendeckenden Geschäftsschließungen. Diese Entwicklung trübt die Aussicht auf die kommenden Monate.“