Kreuztal. Die Unternehmer arbeiten schon im Wald, als die Nachricht kommt: Das Fördergeld für die Waldbesitzer ist alle.

Das war eine böse Überraschung: Die Waldgenossenschaften, die Privat- und Kirchenwaldbesitzer haben die Forstunternehmen längst anrücken lassen, um das von Borkenkäfern befallene Holz aus dem Wald zu schaffen. Die Forstbetriebsgemeinschaft Kreuztal, in der sie sich zusammengeschlossen haben, hat für sie Fördermittel beantragt: 90.000 Euro, die dazu geführt hätten, dass sie mit einer „schwarzen Null“ aus der Kalamität herausgekommen wären, wie Arne Siebel vorrechnet.iframe newsletter wp siegerland anmeldemaske

Die Hiobsbotschaft

Und nun das: „Kurz vor Jahresschluss wird uns mitgeteilt, dass die Fördermittel ausgeschöpft sind“, schreibt der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft in einem Brandbrief an die Landtagsabgeordneten Anke Fuchs-Dreisbach und Jens Kamieth und an Bundestagsabgeordneten Volkmar Klein.

90.000 Euro: Nicht, dass damit alle Ausfälle ausgeglichen gewesen wären, stellt Arne Siebel im Gespräch klar. Damit und mit dem Erlös aus dem Holzverkauf wäre lediglich die Rechnung für das Räumen des Waldes bezahlt. Fünf bis acht Euro je Festmeter bekommen sie jetzt noch – wenn sie denn pünktlich liefern: „Da sind auch Verträge abgeschlossen.“ So dass die Waldbesitzer sich es auch nicht hätten leisten können, auf die Bewilligung der Fördergelder zu warten. „Das Schadholz muss ja auch schnell raus aus dem Wald.“ Fünf bis acht statt 80 bis 100 Euro, sagt Arne Siebel: „Das war 1-A-Holz.“ Bis der Käfer kam. „Ein herber Verlust.“ Was wohl noch zurückhaltend formuliert ist. Der Wald war für manchen Waldbesitzer die Alterssicherung. „Die haben nicht viel Geld auf dem Sparbuch.“

Der Hintergrund

Die Zeiten für Waldbesitzer sind schwer, nicht nur wegen der Dürresommer und der folgenden Borkenkäferkalamität. Auch das stellt Arne Siebel in seinem Schreiben an die Abgeordneten dar: Die Forstämter müssen sich neuerdings aus dem privaten Holzverkauf heraushalten, so will es das Land, das damit einer Vorgabe der EU folgt. Die Kreuztaler Forstbetriebsgemeinschaft ist deshalb Teil der neuen „Forstwirtschaftlichen Vereinigung Südwestfälischen Gemeinschaftswaldes“ geworden, die wiederum zusammen mit dem Holzkontor Rhein, Berg, Sieg den Verkauf übernimmt, „unter schwierigsten Marktbedingungen“.

Die Konsequenzen

Arne Siebel weist darauf hin, dass die in Aussicht gestellte „Extremwetterförderung“ Waldbauern dazu motiviert habe, ihr Schadholz umgehend aufarbeiten zu lassen und die Wiederaufforstung vorzubereiten. Dazu gehört auch das Entfernen von Schlagabraum und Wurzelstöcken, „damit die Käfernester verschwinden können“. Zum jetzigen Zeitpunkt, so Arne Siebel zu dieser Zeitung, mache ein Wiederaufforsten daher „noch keinen Sinn“. Was Waldbesitzer aber nicht davon abhält, sich dennoch zumindest einen kleinen Vorrat anzulegen. „Gutes Pflanzgut wird knapp werden.“

„Wir alle haben in der Hoffnung auf die unumgänglich notwendige Förderung in unseren Wäldern die Maßnahmen beschleunigt und mit aller Energie vorangetrieben“, heißt es in dem Schreiben. Wenn das Geld nun nicht fließe, würden weitere Käferholzflächen nicht aufgearbeitet. „Als Konsequenz müssen dann auch Waldwege und Wanderwege für die Waldbesucher gesperrt werden, weil von diesen abgestorbenen Waldflächen erhebliche Gefahren ausgehen.“

Ein Silberstreif

Der Brandbrief schließt mit dem Appell, die fehlenden Fördermittel bereitzustellen, „ohne erneuten Bürokratismus für uns Waldbauern oder für die Regionalforstämter“. Der Hilferuf, berichtet Arne Siebel wenige Tage nach der Übergabe des Schreibens an die Abgeordneten, wurde gehört: „Die haben die Notlage erkannt.“ 36 Millionen Euro standen 2020 landesweit zur Verfügung, von den Waldbesitzern wurden 59 Millionen beantragt. Jetzt lege das Land 10 Millionen nach, hat Arne Siebel erfahren, das werde „zumindest für den einen oder anderen Härtefall“ genügen: „Das freut uns natürlich.“

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