Siegen. Wegen Corona versammeln sich die Eigentümer der Volksbank Südwestfalen digital. Die Vorstände des Geldinstituts blicken positiv in die Zukunft

Corona hat uns zwar fest im Griff, aber wir arbeiten genauso fest an der Entwicklung der Bank“, sagte Vorstandsmitglied Roland Krebs beim Pressegespräch der Volksbank in Südwestfalen, das – genau wie die Verteterkonferenz am Abend zuvor – wegen der Pandemie erstmalig virtuell stattfand. Trotz der Coronakrise sei die Bank auf einem guten Weg, versicherten Krebs und die weiteren Vorstände Jens Brinkmann und Karl Michael Bommes und untermauerten diesen Eindruck mit vielen Zahlen.

Drei Prozent Dividende für 73.000 Mitglieder

Drei Premieren spielten sich für die Volksbank Südwestfalen im Rahmen der Vertreterversammlung ab, die das höchste Organ der Genossenschaftsbank darstellt. Zum ersten Mal musste die Zusammenkunft aller Eigentümer in Südwestfalen virtuell stattfinden und nicht wie geplant in der Siegerlandhalle. Außerdem war das Jahr 2019, um das es bei der Versammlung ging, das erste vollständige gemeinsame Geschäftsjahr für die fusionierte Volksbank in Südwestfalen. Drittens war es auch für den Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Dr. Sven Keller eine Premiere, der in dieser Funktion zum ersten Mal die Sitzung leitete. Passend zu dieser Zahl wurde eine eine Dividendenzahlung in Höhe von drei Prozent an die rund 73.000 Mitglieder beschlossen.

3,8 Milliarden Euro beträgt die Bilanzsumme der Volksbank in Südwestfalen – eine Steigerung um 6,4 Prozent. Diese gute Entwicklung sei die Belohnung für die Neuausrichtung der Bank durch die Fusion und der Migration auf ein neues IT-System, so Karl Michael Bommes. Das gesamte Jahrzehnt sei für die die Volksbank sehr ereignisreich gewesen, sagte Bommes und nannte Klimaveränderungen, Eurokrise, Terrorismus und „Politiker mit zweifelhafter Eignung“ als Stichpunkte. „Nur die Queen und die Kanzlerin blieben als Konstante in dieser turbulenten Dekade.“

Corona-Effekt ist spürbar

2,388 Milliarden Euro ist das Gesamtvolumen der Kundenkredite, ein Zuwachs von fünf Prozent, obwohl bei privaten Haushalten eine Zurückhaltung beim Konsum spürbar sei. Dafür gebe es eine erhöhte Nachfrage im Bereich der Immobilienfinanzierung und der Firmenkundengeschäfte. Der Corona-Effekt sei hier deutlich spürbar, so Roland Krebs. Die Einlagen sind dagegen um 3,1 Prozent gesunken, übersteigen mit 2,685 Milliarden Euro aber die Summe der Kredite. „Die Europäische Zentralbank macht es uns unmöglich, dieses Geld zu Null Prozent anzulegen“, erklärte Krebs. Deshalb spiele das Thema Verwahrentgelte zunehmend eine Rolle.

90 Millionen Euro aus Mitteln der Coronasoforthilfe konnte die Volksbank an ihre Kunden weitergeben, dazu noch einmal über 10 Millionen Euro eigene Kredite. In einem halben Jahr habe man so viele Kreditaufträge wie sonst in einem ganzen Jahr abwickeln müssen, erklärte Krebs, „wir sind stolz auf unsere Mitarbeiter.“ Bei den Bewilligungszeiträumen von bis zu 15 Wochen „wird einem ziemlich heiß, wenn man auf die Entwicklung der Kontostände schaut.“ Es sei wichtig, dass die Hilfe schnell und einfach verfügbar sei, sagte Krebs und appellierte, nicht auf etwaige Betrüger zu schauen, sondern auf „die vielen mutigen Existenzen“, die bewusst die Selbstständigkeit gewählt haben.

Filialen nach dem Vorbild der Applestores

35,4 Prozent mehr Log-ins gab es bei beim Banking via App in den Monaten nach Ausbruch der Pandemie. 308.900 Mal nutzen Kunden von März bis Mai die App im Monatsschnitt, im Januar und Februar waren es noch bei 228.200. Auch das Online-Banking, das allerdings schon vorher stark nachgefragt war, stieg um 3,5 Prozent – 802.700 Mal wurde dieser Service zwischen März und Mai monatlich genutzt. Seit März gab es außerdem 22,5 Prozent mehr Transaktionen und 18 Prozent mehr kontaktlose Zahlungen mit der Girocard. Um 19,3 Prozent sind die monatlichen Transaktionen an den Terminals im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, was auf die Reduzierung des persönlichen Kundenkontakts zurückzuführen ist.

15.000 private Kunden nahmen bereits das Angebot des neuen Kunden-Dialog-Centers in Anspruch, das die Volksbank lange geplant hatte und rechtzeitig vor der Pandemie im Februar eröffnete. Wenig später folgte das Angebot auch für Firmenkunden, dort nutzten etwa 1800 das KDC. Am Beispiel einer Neueröffnung in Marienheide erklärte Karl Michael Bommes, wie Volksbank-Filialen zukünftig aussehen sollen – „wie ein Applestore“ – und unterstrich: „Wir beerdigen nicht das Thema Filialen. Volksbanken reden mit Menschen.“ Man wolle vielmehr zweigleisig fahren – „persönlich und digital.“

500.000 Euro für den guten Zweck im Siegerland

500.000 Euro konnte die Volksbank Südwestfalen in 2020 bisher für wohltätige Zwecke in der Region spenden, unter anderem für den Karateverein Zanshin Siegerland. „Wir sehen unseren Auftrag hier“, unterstricht Jens Brinkmann. Die Corona-Zeit habe man genutzt, um die Weichen zu stellen, nun schaue man positiv in die Zukunft.


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